Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
grausiges Werk begannen und Sicks gellende Schreie schmerzlich an sein Gehör drangen. Nichts wie raus, dachte Madhrab.
    Madsick wartete vor der Zelle auf ihn. »Ihr seid nackt, Herr«, merkte der Junge an. »Ich weiß, in welcher Zelle sie Eure Kleidung und Ausrüstung aufbewahren.«
    »Du bist ein guter Junge, Madsick. Vielleicht sollte ich dich zu meinem Burschen machen?«, lobte Madhrab. »Allerdings habe ich bereits einen treuen Knappen. Aber du kannst mir den Weg zeigen.«
    »Was ist mit den Wärtern und Wachen?«, fragte Madsick ängstlich. »Eure Sachen werden bewacht. Ihr seid verletzt und stark geschwächt. Sie werden uns erwischen und Ihr werdet erneut in Ketten gelegt.«
    »Lass das getrost meine Sorge sein«, beruhigte der Lordmaster den Jungen, »ich werde mir zurückholen, was sie mir genommen haben.«
    Sie machten sich gemeinsam auf den Weg durch das Labyrinth des Verlieses. Madsick lief voraus, während Madhrab dem Jungen auf dem Fuße folgte.
    *
    Die Nachricht des gewaltsamen Todes der heiligen Mutter hatte sich schnell in den Häusern der Orna und der Bewahrer herumgesprochen. Es war eine Schande. Niemals zuvor hatte es in der Geschichte der Orden eine solch frevlerische Tat gegeben. Eine nie gekannte Stille und Bedrückung löste die in den vergangenen Tagen gezeigten euphorischen Vorbereitungen für die Zeremonie der Vereidigung Chromlions ab. In den Fluren wurde getuschelt und Gerüchte kamen auf. Hinter vorgehaltener Hand war die Rede von einem abtrünnigen Bewahrer, der aus dem Kerker des hohen Vaters geflohen sei und die heilige Mutter aus Zorn über die Zurückweisung seines Vereidigungsangebotes für Elischa des Nachts aufgesucht und getötet habe. Der Name Madhrab fiel in diesem Zusammenhang des Öfteren. Andere wiederum beschuldigten die Orna Elischa, weil sie sich seit der Rückkehr von ihrer Reise vor einigen Monden merkwürdig zurückhaltend verhalte, sich häufig in ihrer Zelle einschließe und als Letzte zusammen mit der heiligen Mutter gesehen worden sei. Die Veränderung an Elischa war den anderen Schwestern nicht entgangen. Eine kleinere Gruppe brachte zu allem Überfluss das unglaubliche Gerücht auf, der dunkle Hirte sei wieder erwacht und habe seine durchtriebenen Finger bei dem schändlichen Mord im Spiel. Unter den Orna verweile eine Saijkalsan, wurde behauptet, diese habe sich den Saijkalrae schon lange mit Haut und Haaren verschrieben.
    Keine der Schwestern wagte es jedoch, offen über die Ermordung der heiligen Mutter und die Hintergründe der Tat zu sprechen. Auf die Idee einer Verschwörung und Beseitigung einer lästigen, vielleicht allzu neugierigen Mitwisserin war allerdings außer Elischa noch keine der Schwestern gekommen.
    Noch bevor die Begräbnisfeier stattfinden konnte, musste eine neue heilige Mutter gefunden und von den Orna in das Amt ihrer verstorbenen Vorgängerin gewählt werden. Während des Wahlverfahrens ruhten die Vorbereitungen zur Vereidigungszeremonie. Das kam Elischa sehr entgegen, verschaffte es ihr doch Zeit zum Nachdenken und für die Suche nach Beweisen, die ihr helfen sollten, die Vereidigung Chromlions doch noch zu verhindern. Vielleicht konnte sie bei der neu gewählten heiligen Mutter ja sogar über ihre Abneigung gegenüber Chromlion vorsprechen und um Nachsicht bitten, sobald diese ihr Amt erst einmal angetreten hatte.
    Jede Orna durfte einen Vorschlag für die Wahl der Nachfolgerin einreichen, den sie auf einer schmalen Schriftrolle notierte und anschließend mit Wachs versiegelte. Zur Wahl für das Amt der heiligen Mutter standen ohne Ausnahme und unabhängig von ihrem Alter all jene Orna, die die Prüfungen absolviert hatten und in den Kreis der Orna aufgenommen worden waren. Selbst für Elischa bestand die Möglichkeit, gewählt zu werden, obwohl ihre Prüfungen noch nicht allzu lange zurücklagen.
    Die Vorschläge wurden vier Tage und Nächte lang in einer hölzernen, mit goldenen Blumenverzierungen versehenen und darüber hinaus gut bewachten Urne gesammelt.
    Am fünften Tag nach dem Aufstellen der Urne wurde das Siegel jedes abgegebenen Vorschlags erbrochen und der Inhalt der Schriftrollen gesichtet. Die vier Orna mit den meisten Nennungen standen schließlich zur Wahl für das Amt der heiligen Mutter. Die Wahl fand am sechsten Tag in der großen Versammlungshalle des Hauses der heiligen Mutter statt. Die Kanditatinnen wurden öffentlich genannt, stellten sich einzeln vor, gaben ihre Entscheidung über die Annahme oder Nichtannahme

Weitere Kostenlose Bücher