Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
fortschreitenden Sardas wacher und zugleich panischer wurde.
»Ihr ...«, stammelte Sick mit gebrochener Stimme, »was habt Ihr vor?«
»Das wisst Ihr doch, Sick«, antwortete der Lordmaster düster, »ich hatte Euch gewarnt. Mehrmals. Aber Ihr wolltet nicht hören. Jetzt haben wir die Seiten gewechselt.«
»Bitte, Ihr dürft mich nicht töten«, flehte Sick um sein Leben, »ich war gut zu Euch und ließ Euch am Leben, obwohl mein Auftrag lautete, Euch zu töten. Ich bitte Euch, bringt mich nicht zu den Schatten. Ich will es wiedergutmachen.«
»Das könnt Ihr nicht«, stellte Madhrab nüchtern fest, »das Spiel ist vorbei. Vielleicht wollt Ihr Eure Seele noch retten, bevor ich Euch den Flammen der Pein übergebe. Wer gab Euch den Auftrag, mich zu foltern und zu töten?«
»Das kann ich Euch nicht sagen, Lordmaster«, meinte Sick. »Ich ... nein, ich kann nicht.«
»Wer?«, hakte Madhrab nach. »Ich habe Euch nicht recht verstanden.«
»Bitte, Lordmaster der Bewahrer, gütiger Herr, Madhrab ... quält mich nicht mit diesen Fragen. Ich will nur leben und meine Arbeit tun«, bettelte Sick. »Ich habe mit diesen Angelegenheiten nichts zu tun. Das ist mir zu kompliziert. Tötet Ihr mich, dann wird ein anderer kommen und diese Arbeit verrichten. Es wäre sinnlos. Eine Verschwendung von Leben und der hohen Kunstfertigkeit des Folterns.«
»Ihr weicht aus, Sick«, drängte der Lordmaster weiter, »ich will von Euch wissen, wer Euch den Auftrag gab.«
»Ich weiß es nicht«, meinte Sick, »ich kann Euch nur sagen, die Anweisung kam von sehr weit oben ... aus dem Haus des hohen Vaters.«
»Ihr meint doch nicht etwa vom hohen Vater selbst?« Das war ein harter Schlag für Madhrab. »Aber warum?«»Die Gründe für einen solchen Auftrag werden mir nicht mitgeteilt und ich frage auch niemals danach. Das müsst Ihr mir glauben. Bitte, lasst mich frei«, flehte Sick.
»Ich denke nicht daran«, Madhrab ließ sich nicht erweichen. »Ihr werdet sterben, Sick. Aber nicht durch meine Hand. Euer Spielzeug wird sich gegen Euch selbst wenden.«
Entsetzt starrte Sick auf die Kiste, die der Lordmaster plötzlich in den Händen hielt.
»Nein, das könnt Ihr nicht, das dürft Ihr nicht!«, schrie Sick verzweifelt. »Bitte, ich flehe Euch an. Das ist grausam. Tut das nicht. Ich gebe Euch alles, was mir lieb und teuer ist.«
»Ihr besitzt nichts, womit Ihr mich überzeugen könntet. Seht Eurem Schicksal tapfer ins Auge, Sick. Ich besiegle es für Euch. Die Schatten warten schon«, antwortete Madhrab.
Der Lordmaster öffnete die Kiste und schüttete den gesamten Inhalt, ohne ein weiteres Wort zu verlieren, in die geöffnete Klappe der Sulsak. Er verriegelte die Klappe wieder, nachdem er den letzten der an Rücken und Beinen stark behaarten Käfer in die Maske hineinkrabbeln gesehen hatte.
Teroch! Dieser verdammte Folterknecht wollte mich mit Terochkäfern umbringen. Das dauert Tage, dachte Madhrab verbittert.
Die Käfer waren daumennagelgroß und wiesen auf ihrem Rücken rotbraune Punkte auf. Anstelle des Vorderbeinpaares besaßen die fleischfressenden Käfer zwei außergewöhnlich große Scheren, mit denen sie ihren Opfern die Haut und das Fleisch in kleinen Stücken von den Knochen rissen. Sie legten ihre zahlreichen Eier in die auf diese Weise geöffneten Wunden. Nur wenige Horas später schlüpften die jungen Käferlarven und fraßen sich ebenfalls am frischen Fleisch satt.
Madhrab fragte sich, woher der Foltermeister diese auf dem Kontinent Ell selten anzutreffenden Käfer erhalten hatte. Die Käfer mussten ein halbes Vermögen gekostet haben. Kaum vorstellbar, dass Sick die Tiere selbst gefangen hatte. Ein unerschrockener Todeshändler allerdings könnte sich an dem Handel eine goldene Nase verdient haben, wenn er das Wagnis der Jagd auf die Käfer auf sich genommen hatte. Sie zu besitzen war gefährlich. Gerieten die Tiere außer Kontrolle und vermehrten sich, konnten sie schnell zu einer tödlichen Plage für die Nno-bei-Klan und viele Tierarten werden. Wehe dem armen Wanderer, der in einen Schwarm dieser Teroch hineingeriet. Madhrab konnte nicht verstehen, dass der hohe Vater all dies zugelassen hatte.
Der Lordmaster kannte die Tiere aus den Grenzkriegen gegen die Rachuren. In den Sümpfen der Grenzlande war es möglich, vereinzelt auf Ansammlungen und die Nester der Käfer zu treffen. Sie hatten gut daran getan, sich von den Fleischfressern fernzuhalten.
Angewidert wandte sich Madhrab ab, als die Teroch ihr
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