Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Körper seines Freundes Pruhnlok. Er bewegte sich nicht. Die Kriecher hatten ihren Hunger gestillt und von Pruhnlok abgelassen. Schon bald würde sich der Küchenjunge selbst in einen Kriecher verwandeln und seinen Hunger auf andere Weise als mit den Leckereien aus der Küche stillen.
Allmählich beruhigte sich Quadalkar und widmete sich nun seinem neuen Gegenüber.
»Und jetzt zu dir, Bursche«, begann er. »Sapius bat mich, dich und deine Freunde zu verschonen. Ich denke nicht daran. Aber was denkst du? Soll ich dich töten? Oder möchtest du lieber das Schicksal deines Gefährten teilen und einen Tanz mit den Kriechern wagen?«
Renlasol nahm all seinen Mut zusammen. Er hatte nichts mehr zu verlieren und blickte Quadalkar geradewegs in die Augen.
»Was ist das für eine Wahl, die Ihr mir lasst?«, antwortete er. »Ich will nicht sterben und genauso wenig behagt mir die Vorstellung, ein Kriecher zu werden. Das wisst Ihr. Wenn Ihr mich töten wollt, dann tut es gleich. Überlasst mich den Kriechern, sollte das Euer Wille sein. Wozu quält Ihr mich mit einer Wahl, die keine ist? Ich verstehe Euch nicht, Quadalkar. Ihr seid mächtig. Womöglich stärker als die Saijkalrae zusammen. Was würde es Euch kosten, uns laufen zu lassen? Und doch sagt Ihr, Ihr wärt ein Diener? Warum schlagt Ihr Sapius’ Bitte dann so leichtfertig in den Wind? Er verlangt Eure Hilfe, ja. Was ist so lächerlich daran? Er bietet Euch zugleich eine vielleicht einmalige Chance. Sapius zeigt Euch einen Ausweg aus Eurer Knechtschaft. Er ist es, der Euch helfen kann, Euch von dem dunklen Hirten und dem Fluch zu befreien. Nicht umgekehrt. Habt Ihr denn nicht verstanden, was er Euch sagen wollte?«
»Du bist mutig«, sagte Quadalkar ruhig. »Ich nehme an, es ist der Mut der Verzweiflung, der dich diese Rede führen lässt. Aber das wird dir nichts nutzen. Dieser Sapius ist ein Schwachkopf. Niemand spricht auf diese Weise mit Quadalkar. Triff deine Wahl.«
»Aber Vater«, mischte sich Yabara zornig ein, »er gehört mir. Ich habe ihn gefunden. Du darfst ihn nicht töten und ich will nicht, dass er mit den Kriechern spielt.«
»Seit wann entscheidest du über die Aufteilung der Blutsklaven, Kind?«, tadelte Quadalkar Yabara. »Was willst du mit ihm anfangen, wenn ich ihn dir überlasse? Noch ein trotziges Königskind in unseren Reihen vielleicht?«
»Du bist ungerecht, Vater«, ihre Stimme nahm einen weinerlichen Zug an, »ich will ihn für mich haben. Er gefällt mir.«
»Nochtaro«, wandte sich Quadalkar an Yabaras Bruder, »was meinst du? Deine Schwester ist auf der Suche nach einem neuen Spielkameraden. Ein weiteres Königskind wäre eine Konkurrenz für euch beide.«
»Mag sein, aber Yabara und ich sind schon zu lange bei dir, um uns vor einem neuen Königskind zu fürchten. Er wird lernen müssen, bis er unsere Stärke erreicht, so wie wir einst lernen mussten. Das wird lange dauern und auch wir werden uns noch weiterentwickeln, bis wir unsere Fähigkeiten wirklich meisterlich beherrschen. Aber du kennst meine Schwester«, antwortete Nochtaro, »wenn sie etwas haben möchte, ist sie nicht davon abzubringen. Sie wird es dir ewig nachtragen, wenn du ihr ihren Wunsch nicht erfüllst. Ungehalten, gemein und trotzig wird sie sein. Ich ziehe ihrem Zorn ein neues Königskind vor.«
»Dann soll sie den Jungen haben«, entschied Quadalkar mit einem Schmunzeln auf den Lippen.
»Danke, Vater.« Yabaras Miene hellte sich augenblicklich auf. Sie knuffte Renlasol spielerisch in die Seite und lächelte ihn an, als wären sie seit Sonnenwenden die dicksten Freunde. Ihre toten Augen brachten tatsächlich so etwas wie ein freudiges Strahlen zustande.
»Ich werde dein Blut trinken und du wirst Quadalkars Blut trinken«, hörte Renlasol ihre Stimme in seinem Kopf. »Das ist eine große Ehre für einen Sterblichen wie dich. Nur durch Quadalkars Blut werden wir zu Altvorderen. Das magische und starke Blut der Altvorderen wird fortan auch in dir fließen und sich mit deinem vermischen. Er schenkt dir Unsterblichkeit und nimmt dich damit in unsere Familie auf.«
Deine Familie ist mir gleichgültig, dachte Renlasol , »von mir aus kann sie aussterben. Ich will nach Hause zu meinem Herrn.
Die Ohrfeige des Mädchens traf ihn unerwartet und hart. Ihr Schlag hinterließ einen brennenden Handabdruck auf seiner Wange. Renlasol musste besser auf seine Gedanken achten. Offenbar konnte sie in ihm lesen wie in einem offenen Buch. Das war ihm höchst unangenehm.
Vor
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