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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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gefährliche oder in unwegsamem Gelände schwer zu erreichende und schnelle Beute. Ein Rudel ließ sich nur dann zähmen, wenn zuvor das Leittier gezähmt worden war. Eine schwierige Aufgabe für einen Sarchas-Führer, die sich über einige Monde, wenn nicht sogar Sonnenwenden erstrecken konnte und sich am Ende auszahlen musste. Selbst wenn die Sarchas wesentlich kleiner als Eiswölfe waren, so blieben sie doch mit ihren messerscharfen Reißzähnen brandgefährlich und besaßen darüber hinaus eine einzigartige Spürnase, mit der sie den Geruch ihrer Beute über viele Meilen hinweg wahrnahmen. Selbst ein Sarchas-Führer konnte sich nach der Zähmung eines Rudels nie gewiss sein, ob ihm die Tiere tatsächlich gehorchten oder nicht. Mitunter hatte sich ein Rudel während der Jagd selbstständig gemacht und auf eigene Faust weitergejagt. Immer wieder war davon berichtet worden, dass es als beinahe unmöglich galt, eine Beute lebend zu fangen, wenn die Sarchas im Spiel waren und die Gejagten erst gestellt hatten. Jäger und Sarchas-Führer mussten schnell sein, wenn sie das Schlimmste rechtzeitig verhindern wollten.
    In der Nähe vom Haus des hohen Vaters befand sich das Lager eines berüchtigten Sarchas-Führers und Jägers. Es würde daher nicht lange dauern, bis die Verfolgung auf den Entflohenen beginnen konnte.
    *
    Die Sonnenreiter waren bis zum Eintritt der Tsairu ohne Rast geritten, um schnellstmöglich genügend Abstand zum Haus des hohen Vaters und der heiligen Mutter zu gewinnen. Durch den tiefen Schnee bedeutete der Ritt eine große Anstrengung für die Pferde, die sie rasch an den Rand der Erschöpfung brachte.
    Auf ein Handzeichen Brairacs hielt der Trupp in der Nähe einer Ansammlung von kahlen Bäumen, deren Äste sich, beladen vom Schnee, schwer nach unten bogen. Dennoch boten ihnen die Bäume ausreichenden Sichtschutz, um nicht sofort von Verfolgern entdeckt zu werden. Brairac ließ sich schwungvoll vom Rücken seines Pferdes gleiten und versank mit seinem Holzbein sofort bis zur Hüfte im tiefen Schnee. Er fluchte lauthals, weil er nicht in der Lage war, das Bein aus eigener Kraft wieder herauszuziehen und sich selbst zu befreien, ohne zugleich an anderer Stelle erneut einzusinken. Durch das Missgeschick gewarnt sahen sich die übrigen Sonnenreiter besser vor, stiegen vorsichtiger ab und eilten ihrem stecken gebliebenen Gefährten zu Hilfe. Der Anblick des schimpfenden und wild mit den Armen gestikulierenden Kaptans zauberte Elischa ein Lächeln aufs Gesicht. Das erste Lächeln, das sie seit ihrer Rückkehr in das Haus der heiligen Mutter zustande brachte. Das tat ihr gut. Mit jedem Schritt, den sie sich von ihrem einstigen Zuhause weiter entfernte, wurde ein Stück der Last von ihr genommen. Natürlich wusste sie, dass ihnen das Schlimmste noch bevorstand und die Flucht durch den Winter noch lange nicht ausgestanden war. Die Bewahrer würden sie verfolgen. Erst in Eisbergen konnte sie sich einigermaßen in Sicherheit wiegen. Aber dafür musste sie den im Winter als unpassierbar geltenden Choquai überwinden. Der einzige Weg dorthin führte sie durch den Geburtsort Madhrabs am Fuße des Riesengebirges.
    Die Sonnenreiter nahmen ihre Gesichtshelme ab. Von ihren Köpfen, die sich während des Rittes unter den Helmen aufgeheizt hatten und schweißnass geworden waren, stiegen in der eiskalten Luft weiß dampfende Dunstwolken auf. Elischa folgte dem Beispiel der Gefährten und legte ihren Helm ebenfalls ab. Als sie die Gesichter der umstehenden Sonnenreiter genauer betrachtete, zweifelte sie im ersten Augenblick an ihrer Wahrnehmung. Sie wagte kaum zu atmen, geschweige denn sich zu bewegen und blieb stattdessen wie angewurzelt auf der Stelle stehen. Einer der Männer sah dem Mann, den sie liebte, im Profil trotz des verwahrlosten und mitgenommenen Zustandes, trotz Vollbart und lang gewachsenem Haar zum Verwechseln ähnlich. Sie musste sich in den Arm kneifen, um sicherzugehen, ob sie nun wachte oder träumte. Ihr Herz wollte einen Sprung machen und doch hielt sie sich zurück. Die Enttäuschung wäre zu groß, sollte sie sich täuschen. Konnte er es wirklich sein? War dieser abgemagerte Sonnenreiter wirklich Madhrab oder nur ein schlechter Doppelgänger? Er drehte den Kopf und sah ihr direkt in die Augen. Er lächelte, als er ihren unsicheren Blick erhaschte. Elischas Zweifel verflogen langsam. Die Augen verrieten ihn. Selbst wenn sie ihn ansonsten kaum noch erkannte. Es dauerte eine Weile, bis sie begriff,

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