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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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daher für sicherer, wenn das Urteil und dessen Vollstreckung zunächst nur einem kleinen Kreis von Wissenden bekannt wäre und darüber hinaus geheim bliebe. Die Zeit war nicht reif für eine öffentliche Bekanntgabe. Zu frisch waren die Erinnerungen an die Schlacht am Rayhin und Madhrabs selbstlosen Einsatz zur Rettung der Klanlande. Der hohe Vater befürchtete, dass die dem Lordmaster treu ergebenen Sonnenreiter und Veteranen den Aufstand proben könnten. Ihm stand keineswegs der Sinn nach einem blutigen Gemetzel unter den eigenen Kameraden.
    »Was ist denn?«, rief der Overlord ungehalten. »Herein!«
    Im Haus des hohen Vaters herrschte heller Aufruhr.
    Die Tür zur Kammer wurde aufgerissen und gab der versammelten Gerichtsgesellschaft den Blick frei auf eine Gruppe verstörter Kerkerwärter, die offenbar einen Schwerverwundeten in ihrer Mitte trugen und größte Mühe hatten, den wild um sich schlagenden, tretenden und schreienden Verletzten zu bändigen. Sie hatten dem Verwundeten einen blutverschmierten Leinensack über den Kopf gestülpt und schleppten ihn mit vereinten Kräften in die Kammer. Der arme Mann musste den Verstand verloren haben.
    »Hoher Vater«, begann einer der Wärter mit zitternder Stimme, »wir hatten einen Gefangenenausbruch im Kerker. Es ist uns ein Rätsel.«
    »Ich verstehe nicht, drückt Euch deutlicher aus«, Boijakmar schwante Schreckliches.
    »Ein Gefangener aus den untersten Zellen des Kerkers ist entkommen. Wir wissen nicht, wie ihm die Flucht gelang. Er war angekettet. Doch an seiner Stelle fanden wir dieses ... verzeiht ... arme Schwein an die Wand gekettet mit einer Suslak über dem Kopf. Er ist völlig außer sich und verrückt. Vermutlich hat er uns nicht einmal bemerkt, als wir die Ketten lösten und ihm die Maske vom Gesicht rissen. Es war furchtbar ...«, der Wärter schüttelte sich vor Grauen und musste sich sammeln, bevor er weiterreden konnte, »... die verdammten Käfer haben ihm Lippen, Nase und das halbe Gesicht weggefressen, bevor wir ihn befreien konnten.«
    »Käfer?«, fragte Boijakmar und zog eine Augenbraue nach oben.
    »Terochkäfer, glaube ich, mein Vater«, antwortete der Wärter respektvoll. »Ich hoffe, wir haben alle erwischt und zertreten. Sollten wir von den Viechern welche übersehen haben und sie vermehren sich im Kerker, dann können wir nur noch die Hilfe der Kojos erbitten. Jemand muss sie in die Maske auf dem Kopf des Opfers geschüttet haben. Eine stramme Anzahl Teroch, wenn Ihr mich fragt. Sie verrichteten bereits ihr grausiges Werk, als wir die verzweifelten Schreie dieses Mannes durch den Kerker gellen hörten.«
    »Nehmt ihm den Sack vom Kopf«, wies Boijakmar die Wärter an, »ich will sehen, wer sich darunter verbirgt.«
    Auf den Befehl des Overlords zogen die Wärter dem immer noch schreienden Mann den Sack vom Gesicht. Boijakmar musste sich setzen, als er das verwüstete Gesicht des Opfers sah. Die Terochkäfer hatten ganze gefräßige Arbeit geleistet. Trotz seiner fürchterlichen Entstellungen erkannte der hohe Vater das schreiende Opfer sofort.
    Sick!, dachte er erschrocken.
    Während der Folter musste etwas gehörig schiefgegangen sein. Binnen eines Herzschlages wurde ihm klar, dass der flüchtige Gefangene nur Madhrab sein konnte. Einen einzigen Auftrag hatte er Sick gegeben. Bis zum Abschluss der Verhandlungen über Madhrabs Vergehen sollte sich der Foltermeister auf seine spezielle Art um den Lordmaster kümmern und wenn möglich für sämtliche gegen ihn erhobenen Vorwürfe umfangreiche Geständnisse einholen. Am Ende hatte er angeordnet, den Lordmaster rasch zu töten und den Leichnam still und heimlich verschwinden zu lassen. Niemand hätte Verdacht geschöpft. Der Tod im Kerker war allgegenwärtig und konnte jeden Gefangenen zu jeder Zeit treffen, selbst Madhrab.
    »Weckt ihn auf«, sagte der hohe Vater an die Wärter gewandt, »er ist nicht bei sich. Ich will ihn befragen.«
    Sie schütteten Sick einen Eimer eiskaltes Wasser über den Kopf und ohrfeigten ihn, bis er endlich zu schreien aufhörte und nur noch leise schluchzte.
    Der Overlord trat nahe an den Foltermeister heran. »Sick?«, fragte er. »Könnt Ihr mich verstehen? Erkennt Ihr mich wieder?«
    »Ja«, presste Sick zwischen zwei Schluchzern hervor, »nehmt sie weg. Bitte! Nehmt die Biester weg.«
    »Sie sind weg, Sick. Kommt zu Euch. Wer bin ich?«, hakte Boijakmar zur Sicherheit nach.
    »Der hohe Vater, Overlord und oberster Richter der Bewahrer. Mein

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