Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Bereits geschwächt und dem Ende nahe bäumte sich Zachykaheira ein letztes Mal auf. Es gelang ihm erneut, sich zu befreien. Er richtete sich auf und blickte angewidert in die blutverschmierten Gesichter der Bluttrinker, die sich gierig mit den Zungen über die Lippen leckten und den Bewahrer dabei nach wie vor hungrig, aber abwartend musterten.
»Glaubt nicht, dass ihr mich besiegt hättet, blutgieriges Pack«, sagte Zachykaheira. Seine Stimme klang ermattet. »Ich gehe zu den Schatten, wann immer ich will. Ihr werdet mir das nicht nehmen.«
Mit einem Griff unter sein Wams zückte er einen Dolch. Yabara und Renlasol wichen einen Schritt zurück. Doch Zachykaheira hatte nicht die Absicht, die Bluttrinker anzugreifen. Er hob den Dolch über den Kopf, ließ die Hände fallen und stieß ihn sich mit Wucht in die Brust und mitten durchs Herz. Mit einem triumphierenden Lächeln auf den Lippen ging Zachykaheira in das Reich der Schatten.
In der Grenzhütte war es still geworden. Lediglich ein Schmatzen, unterbrochen von gelegentlichem Grunzen war zu vernehmen. Die Kriecher speisten.
Es würde gewiss nicht lange dauern, bis die Mahlzeit beendet war und sich die Sonnenreiter verwandelten. Sobald die Veränderung vollzogen war, würden sie als Kriecher in neuer Gestalt geboren werden und zu ihnen stoßen. Quadalkars Armee wurde größer. Renlasol verspürte keine Lust, den Brüdern und Schwestern bei der Mahlzeit zuzusehen. Etwas anderes als ein scheußliches Blutbad war im Inneren der Grenzhütte nicht zu erwarten.
»Quadalkar wird nicht zufrieden sein«, merkte Yabara an, »ich habe meinen Bruder verloren und der Bewahrer ist uns am Ende entwischt. Das ist deine Schuld. Wenigstens ist der Weg über die Grenze jetzt frei. Ich hoffe, das wird Vater milde stimmen.«
»Wieso?«, antwortete Renlasol peinlich berührt. »Ich habe nichts falsch gemacht. Die Bewahrer sind starke Gegner. Im Grunde unbesiegbar. Quadalkar weiß das. Wir hatten Glück, dass Zachykaheira uns nicht alle zu den Schatten geschickt hat.«
»Glück? Bluttrinker haben niemals Glück. Wir tragen den Fluch der Dunkelheit in uns. Du hättest das Blut des Bewahrers vollständig trinken sollen und ihn nicht gehen lassen dürfen. Er war dein erstes Jagdopfer. Die Tat sollte dich endgültig zu einem der Unseren weihen und stärker machen. Du hast versagt. Nochtaro ist für dich gestorben. Ein nutzloses Ende für ein Königskind. Er war einer der Stärksten unter uns.«
»Es tut mir leid! Aber ich habe doch von seinem Blut getrunken«, protestierte Renlasol mit hängendem Kopf.
»Pah, das bisschen nennst du trinken? Und nein, es tut dir nicht leid«, fuhr Yabara fort, »du musst mir nichts vormachen, mir tut es selbst nicht leid und ich war seine leibliche Schwester. Bluttrinker kennen keine Gefühle dieser Art. Hass, Eifersucht, Rache ... ja. Liebe ... nein. Wir wuchsen zusammen auf und waren seit tausend Sonnenwenden unzertrennlich. Und jetzt lässt er mich mit dir allein. Einem tollpatschigen Anfänger, der nicht weiß, wie er trinken soll.«
»Ich kann nichts dafür. Du bestandest doch darauf, mich zu einem der Euren zu machen. Was geschieht nun mit Nochtaro bei den Schatten?«, fragte Renlasol.
»Er wird in die Flammen der Pein gehen und die Bestrafung für die Verderbtheit seiner Seele mit Freuden erwarten. Das ist das Schicksal eines jeden Bluttrinkers, der sich für den Weg in das Reich der Schatten entscheidet oder gar unfreiwillig dorthin geschickt wird. Nachdem uns die Flammen endlose Qualen zugefügt haben, werden wir selbst Teil der Flammen und verstärken diese in ihrer Wirkung.«
»Gibt es kein Entrinnen?«, wollte Renlasol wissen.
»Nein, jedenfalls behauptet Quadalkar das. Bist du ein Teil der Familie, hast du die Blutweihe empfangen und dein erstes Opfer getötet, gibt es kein Zurück. Deine Seele ist verloren. Die Seelenlosen werden von den Flammen verzehrt. Die einzige Möglichkeit, diesem Schicksal zu entgehen, ist ewig auf Ell zu wandeln und sich vom Blut der Lebenden zu ernähren.«
»Furchtbar!«, regte sich Renlasol auf.
»Das ist deine Sicht der Dinge, Renlasol! Nicht meine oder die unserer Brüder und Schwestern. Die schreckliche Alternative wäre das Ende aller Bluttrinker durch die Aufhebung des Fluches und den Tod Quadalkars. Daran wollen wir nicht denken. Wenn unsere Zeit gekommen ist, wir im Namen des dunklen Hirten an der Seite Quadalkars in den Krieg ziehen und siegen, werden wir mächtig sein und über die Klan
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