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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sich in einer eleganten Bewegung zurück auf den Steinquader. Er ließ seine Füße vom Stein herabbaumeln und stützte sich links und rechts mit den Händen auf der vorderen Kante ab. Einen Moment lang wurde es beinahe still in den Hallen der Saijkalrae, während Saijrae mit gesenktem Haupt nachdachte und dabei interessiert seine schwarzen Zehen beobachtete, die sich eine nach der anderen von links nach rechts und wieder zurück auf und ab bewegten. Selbst das klägliche Weinen und Jammern der Saijkalsan Enymon und Raalahard hatte aufgehört.
    Saijrae summte ein traurig anmutendes Schlaflied, das er leise in den Hallen hören konnte. Es war das Lied, das ihn so lange im Schlaf gehalten hatte und das seinen Bruder noch immer träumen ließ: Quadalkars Lied. Quadalkars Fluch.
    »Ich kann dieses verdammte Lied nicht mehr hören. Stellt es endlich ab!«, rief er plötzlich zornig und richtete seinen wütenden Blick aus schwarz funkelnden Augen auf die immer noch um den Steinquader knienden Saijkalsan.
    Die Saijkalsan erschraken, schwiegen und lauschten den leisen Tönen, die den Raum zu durchdringen schienen. Jetzt, da der dunkle Hirte das Lied erwähnt hatte, konnten sie es ebenfalls deutlich wahrnehmen. In der Tat, es hatte zweifellos eine einschläfernde Wirkung, auch wenn der Fluch auf die anwesenden Saijkalsan selbst keinen Einfluss hatte.
    Saijrae beruhigte sich allmählich wieder und wandte seine Aufmerksamkeit den beiden Leibwächtern zu: »Haisan, Hofna … mit meinem Erwachen ist eure durch den Fluch bestehende Bindung an die Hallen der Saijkalrae durchbrochen worden. Ihr werdet nach Ell gehen, Sapius suchen, jeden Winkel durchforsten und jeden Stein umdrehen, wenn es sein muss. Bringt ihn zurück zu mir. Gleichgültig in welchem Zustand, nur bringt ihn mir. Wir werden sehen, ob ich ihn nicht noch einmal für uns gewinnen kann. Wenn nicht, dann wird er sein böses Ende durch meine Hand finden.«
    »Sehr wohl, mein Hirte«, antwortete Haisan.
    »Er wird uns nicht noch einmal entkommen«, kündigte Hofna an.
    »… und wenn euch die Jagd nach Ell verschlägt, dann werdet ihr den Verräter Quadalkar suchen. Solltet ihr ihn finden, stattet ihm einen Besuch ab. Ich will wissen, wie er sich nach all den Sonnenwenden der Unsterblichkeit ohne die fürsorgliche Liebe der Saijkalrae fühlt. Das nicht mehr schlagende Herz muss kalt, leer und doch so voller Hass sein«, erweiterte er die Weisung an die beiden Leibwächter.
    Haisan und Hofna sahen sich vielsagend an. Sie wussten, dass Quadalkar selbst für sie durchaus gefährlich werden konnte. Diesem Vorhaben wollten sie sich erst zum Schluss widmen.
    Die Verwandlung zum Bluttrinker durch den Bann des dunklen Hirten, der zur Strafe für den Verrat unwiderruflich gegen Quadalkar ausgesprochen worden war, hatte diesen nicht geschwächt. Nur sehr verändert. Im Gegenteil, neben den ohnehin vorhandenen Fähigkeiten als Saijkalsan und der magischen Begabung erlangte er durch den Bann ohne eigenes Zutun Unsterblichkeit sowie ganz neue, bislang unbekannte Stärken. Der unersättliche Blutdurst machte ihn unberechenbar und brachte ihm auf dem Kontinent Ell schnell den Ruf einer grausam mordenden Bestie ein. Aber er lernte im Laufe der Sonnenwenden dazu und wusste die Schwächen des neuen Daseins nach und nach zu beherrschen.
    Quadalkar gelang es immer wieder, eine große Zahl von ihm vollkommen abhängigen Bluttrinkern um sich zu scharen.
    Er selbst hatte sie erschaffen. Sie waren Teil seines Blutes. Er nannte sie seine Kinder und sie bildeten seine neue Familie. Doch waren sie im Grunde nichts anderes als untote, in ihrem dürstenden Dasein verhaftete Befehlsempfänger ohne eigenen Willen und Antrieb, die ihren Meister bis zum Äußersten beschützten und Beute sowohl für ihn als auch sich selbst heranschafften. Mit Ausnahme derjenigen Opfer, die er zu Königskindern auserkoren hatte.
    Auf ihren nächtlichen Beutezügen hatten sie im heutigen Land der Bluttrinker ganze Dörfer und Städte blutleer gesaugt. Viele der damaligen Bewohner der in der Nähe des verborgenen Unterschlupfes gelegenen Dörfer waren auf diese Weise zu den Kindern des Quadalkar gestoßen, wenn sie von den Attacken nicht endgültig getötet worden waren, und hatten so die Schar seiner Anhänger Nacht für Nacht vergrößert. Das ging über eine lange Zeit, bis es kaum noch Leben in der Gegend gab, das die Bluttrinker in ihrer unersättlichen Gier hätten rauben können. Es ging aber längstens bis zu jenem

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