Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Augenlider für immer schloss.
    Von unbändigem Hass beseelt fiel Nythrab über den Lordmaster her und schlug ihm in einem Überraschungsmoment die Axt aus den Händen. Ihn dürstete nach Vergeltung. Binnen Sardas hatte Chromlion beinahe die gesamte verbliebene Familie ausgelöscht. Nythrabs von der Arbeit und vom Klettern schwieligen Hände legten sich um den Hals des Bewahrers und drückten zu. Er riss ihn zu Boden, ohne dabei den Würgegriff zu lockern. Chromlion sah den Wahnsinn in den Augen seines Gegners. Eine von Schmerz, Trauer und Zorn grotesk verzerrte Maske, die etwas Animalisches an sich hatte. Dieser Mann war fest entschlossen, den Bewahrer zu töten. Auf den weit geöffneten Lippen lag ein stummer Schrei. Speichel lief ihm aus dem Mund, fiel herab und benetzte das Gesicht des Lordmasters, das sich bereits rot und blau färbte und in dem die Augen aus den Höhlen hervorquollen.
    Mit den freien Händen bekam der Bewahrer seine in einem Lederbündel mit Schnüren an der Hüfte befestigten Wurfdolche zu fassen und rammte sie dem Angreifer mit aller Kraft in die Flanken. Vom unerwarteten Schmerz überwältigt bog Madhrabs Bruder Kopf und Rücken nach oben und löste damit ungewollt die Hände vom Hals des Bewahrers.
    Chromlion trat den Verwundeten mit den Füßen grob von sich, zog die Dolche aus den Wunden und stieß ihm diese sodann von beiden Seiten in den Hals. Gurgelnd wälzte sich der Getroffene am Boden und rang nach Luft. Die Hände griffen im Todeskampf an den Hals und glitten ab. Nythrab spürte, wie die Schatten nach ihm griffen und langsam an seinen Beinen emporkrochen, um ihm seine Seele zu entwenden und ihn ins Reich der Schatten zu entführen. Das Letzte, was er in diesem Leben sah, war die Schneide einer blutigen Axt, die von der Hand des Lordmasters geführt auf ihn zuflog und ihm mit einem Schlag den Kopf von den Schultern trennte.
    Mörder!, war sein letzter Gedanke, bevor er zu den Schatten entschwand.
    *
    Vorsichtig näherte sich Madhrab der Hütte. Wer oder was auch immer dort Schutz vor dem Schneesturm gesucht hatte, musste einen triftigen Grund haben, sich im Winter zum Choquai-Pass zu begeben, und rechnete bestimmt nicht mit unerwarteten Gästen. Oder vielleicht doch? Der Bewahrer hatte nicht vor, seinen Besuch durch ein Klopfen anzukündigen. Mit einem kräftigen Tritt gegen die Tür flog diese auch schon aus den Angeln durch den halben Raum und landete krachend auf den Holzdielen.
    In Felle gehüllt und das Gesicht zum Schutz vor Kälte und Schnee in mehrere Schichten Tücher gewickelt stand der Lordmaster im Türrahmen und füllte diesen nahezu vollständig aus. Jedes vernünftige Wesen musste ihn in dieser Aufmachung als Bedrohung einschätzen, vor der besser das Weite zu suchen war, sofern die Begegnung überlebt werden wollte. Madhrab sah einen aus dem Licht einer Laterne davonhuschenden Schatten, der sich in einer dunklen Ecke der Hütte zu verbergen suchte und dort zusammengekauert lag. Es war die von Furcht geprägte Reaktion eines ohne Fluchtweg in die Enge getriebenen Tieres, das sich klein machte, um nicht entdeckt zu werden, der Bedrohung hoffentlich zu entgehen und möglichst wenig Angriffsfläche zu bieten. Dennoch war die Aussicht, nicht gesehen zu werden, äußerst gering.
    »Zeig dich«, donnerte Madhrab mit rauer, von Wind und Wetter gezeichneter Stimme.
    Im einzigen Raum der Hütte regte sich nichts. Der Bewahrer trat einen Schritt vor und sah sich aufmerksam um, bevor er sich weiter in das Innere der Hütte wagte. Das Licht der an der Decke baumelnden Laterne war zwar schwach und leuchtete nur einen Teil des Raumes aus, dennoch wurde Madhrab geblendet und hatte Schwierigkeiten, zu erkennen. Bis er sich an die veränderten Lichtverhältnisse gewöhnt hatte, kniff er die Augen zusammen, um besser sehen zu können. Den in der hintersten Ecke kauernden Schatten hatte er allerdings wahrgenommen. Mit wenigen Schritten durchquerte der Bewahrer den Raum und ging zielstrebig auf den sich vergeblich versteckenden Gast zu. Der Lordmaster streckte die Hand vor, bekam ein Stück Stoff zu fassen und zog den Schatten zu sich ins Licht. Er war nicht wenig überrascht, als er in das verängstigte Gesicht eines hageren Jungen blickte.
    »Du?«, entfuhr es ihm. »Madsick?! Was machst du hier und warum verbirgst du dich? Bist du uns etwa gefolgt?«
    »Ich ... oh ... entschuldigt, mein Herr«, stammelte Madsick unbeholfen, »beinahe hätte ich Euch nicht erkannt. Die Antwort ist ja

Weitere Kostenlose Bücher