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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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mich als nützlich erweisen«, sagte Madsick betrübt.
    »Nein«, antwortete Madhrab, »wir werden dich nicht mitnehmen. Nicht jetzt. Im Dorf wirst du über den Winter sicher bleiben können. Folge uns nicht, sonst muss ich dich töten. Solltest du mich getäuscht haben, wird es dir schlecht ergehen. Ich finde dich überall.«
    Madsick ließ den Kopf hängen. Madhrab meinte es ernst und würde nicht zögern, seine Worte in die Tat umzusetzen, wenn der Junge nicht das tat, was der Lordmaster sagte. Elischa versorgte die Wunden des Bewahrers, bevor sie sich für die verbliebenen Horas der Nacht in einen unruhigen Schlaf begaben.
    In den frühen Morgenstunden vor Aufgang der Sonnen Krysons brachen Elischa und Madhrab auf, den Choquai zu überwinden. Ein gefährliches und schwieriges Unterfangen stand ihnen bevor: Steinschlag, Lawinen, verdeckte Gletscherspalten, Grate, tiefe Schluchten, Felsüberhänge, Kälte und schwindelnde Höhen, die den Wanderern das Atmen schwer machten.
    Madsick fügte sich den Anweisungen des Bewahrers. Er blieb in der Hütte zurück und bereitete sich – nicht wissend, wer ihn dort erwartete – auf den Abstieg in das Dorf Kalayan vor.

E ISBERGEN
    I n nur wenigen Monden hatte Eisbergen während der langen und harten Wintertage geschafft, was kein Klan nach den verheerenden Katastrophen für möglich gehalten hätte. Zwar befand sich die einst reiche Handelsstadt noch mitten im Wiederaufbau, doch die größten Schäden waren unter Hochdruck in gemeinsamer Arbeit beseitigt worden. Die Hafenanlagen waren so weit wiederhergestellt worden, dass die Handelsschiffe anlegen könnten, sobald die den Hafen blockierende dicke Eisschicht verschwunden war, um die dringend benötigten Waren im Tausch gegen Felle, Eisfische, Gold, Kristalle und wertvolle Erze aus den Bergwerken des Riesengebirges anzuliefern. Stärker und höher als zuvor waren die teils eingerissenen Stadtmauern neu befestigt worden. Man hatte neue Wohnhäuser errichtet und die Straßen der Stadt von Toten und Unrat befreit, gereinigt sowie teilweise neu angelegt. Das Leben in Eisbergen war seit einigen Tagen wieder voller Hoffnung. Als Vorteil hatten sich die guten Beziehungen des Fürsten zu den in den Weiten der Eiswüste lebenden Nomadenstämmen und Trappern herausgestellt, die in der ärgsten Not, aus freien Stücken und ohne eine Gegenleistung dafür zu verlangen, Werkzeuge, Baumaterial und Lebensmittel zum Überleben der Stadt beigesteuert hatten.
    Dank der großzügigen Hilfe des Fürstenhauses, bei der sich Fürst Alchovi und seine ihm angetraute Frau neben reichlicher Gaben aus ihren privaten Schatzkammern nicht zu schade gewesen waren, Tag und Nacht bis zur Erschöpfung selbst mit Hand anzulegen, war für jeden Stadtbewohner, der durch die Katastrophe das feste Dach über dem Kopf verloren hatte, eine angemessene Unterkunft gefunden worden. Niemand in Eisbergen musste erfrieren oder hungern. Es war schlimm genug, die vielen Toten und Vermissten zu betrauern. Die Einwohner der Stadt waren enger zusammengerückt, und ein nicht unerheblicher Teil des Eispalastes diente über den Winter als Notunterkunft und der Versorgung von Verletzten und Kranken.
    Corusal und die Fürstin standen nebeneinander am Fenster ihrer Privatgemächer und blickten auf die zu neuem Leben erblühende Stadt unter ihnen. Er hatte seinen Arm um ihre Schultern gelegt und sie dicht an sich herangezogen. Eine Weile betrachteten sie schweigend ihre Stadt, die ihrer beider Heimat war und an der ihr Herz hing.
    »Unser Vermögen ist beinahe aufgebraucht«, flüsterte Fürst Alchovi heiser, »fast alles haben wir für den Wiederaufbau unserer Stadt und die Versorgung der Opfer ausgegeben. Der Regent hat unsere Bitte abgelehnt. Ich weiß nicht, wie ich die Dienerschaft noch bezahlen soll. Im Grunde sind wir bettelarm. Das notleidendste Fürstenhaus in den Klanlanden.«
    Der Fürst sah müde und abgespannt aus. Dunkle Ränder hatten sich unter seinen Augen gebildet und seine Hautfarbe war ungewöhnlich blass.
    Die Fürstin neigte ihren Kopf, sah ihn mit großen Augen von der Seite an und lächelte. »Du wolltest sagen, wir sind das reichste Fürstenhaus auf Ell«, korrigierte sie ihren Gatten mit sanfter Stimme. »Ich fühle mich glücklich und sehr wohl dabei. Niemand der anderen Fürsten hätte das getan, was du für die Einwohner von Eisbergen geleistet hast. Keiner von ihnen kann mit so viel Stolz auf das Erreichte blicken, wie wir dies vermögen. Die anderen

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