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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Fürsten werden von ihren Untertanen nicht annähernd so geschätzt, wie die freien Eisbergener dich lieben und hoch achten. Fett, ängstlich und faul wären sie auf ihren Anunzen sitzen geblieben, um bloß nicht an Macht und Einfluss zu verlieren. Du hingegen hast alles gegeben, was dir nur irgend möglich war, um unsere Stadt und ihre Bürger am Leben zu erhalten.«
    »Denkst du, sie werden uns diesen Dienst eines Tages danken?«, fragte der Fürst. In seiner Stimme klang tiefe Verunsicherung mit.
    »Dank darfst du nicht erwarten, Corusal. Du bist ihr Fürst. Sie vertrauen dir, erwarten und brauchen deine Stärke. Aber eines Tages werden sie dir gewiss zur Seite stehen«, meinte die Fürstin, »wenn es sein muss, mit ihrem Leben.«
    Corusal blickte seine Gattin erstaunt an. Ihr schlank und gerade gewachsener Körper erreichte beinahe seine Körpergröße, sodass er nur den Kopf zu drehen brauchte, um ihr direkt in die Augen zu sehen.
    Wie schön Alvara Oy Mora, wie sie mit ihrem Geburtsnamen aus hohem Hause hieß, doch war und welch zauberhaftes Wesen in ihr wohnte. Die Fürstin war gebildet und kannte sich wie kaum eine andere in den Sprachen, Gebräuchen und Sitten der Völker auf Ell und in der Etikette am Hofe und an den Fürstenhäusern aus. Als Beraterin in Herzensangelegenheiten war sie unschlagbar. Corusal hätte sich keine bessere Ratgeberin vorstellen können.
    Ein ebenmäßiges, feines Gesicht mit mandelförmig geschnittenen und dennoch großen meerblauen Augen, die im vom Licht der Sonnen bestrahlten Eis mitunter einen silbernen Schimmer aufblitzen ließen. Sie besaß schön geschwungene, weiche Lippen und eine feine, aber kecke Nase, die ihr mitunter das Aussehen eines frechen Mädchens verliehen und ihren hintergründigen, für diejenigen, die sie nicht kannten, oft schwer zu verstehenden Humor verrieten.
    Ihre schlanken, gepflegten Hände mündeten in feingliedrige, lang gewachsene Finger. Selbst wenn sie bis zum Umfallen ermattet war, ihre Kleidung und die langen schwarzen Haare durcheinandergeraten waren, verlor sie niemals an Würde und wirkte trotzdem edel und anmutig.
    Noch selten hatte er Alvara auf diese Weise erlebt. Sie war in den Sonnenwenden ihres Zusammenlebens gewachsen und hatte vor allem in der Zeit nach den Katastrophen enorm an Stärke hinzugewonnen. Überzeugt von dem, was sie sagte, wirkte sie hart, und doch hatte sie ihre letzte Bemerkung gänzlich anders gemeint.
    Niemals würde sie als Dank das Leben eines ihrer Bürger einfordern. Aber sie glaubte fest daran, dass jeder einzelne Einwohner der Stadt und der Umgebung sein Leben für den Fürsten lassen würde, wenn es darauf ankäme – so wie sie selbst jederzeit. Sie liebte und bewunderte den Fürsten, seit sie sich kennengelernt hatten und sie nur wenig später seine Frau geworden war.
    Wie gerne hätte sie diesem Mann Kinder geschenkt, die sein einst reiches Erbe hätten antreten können. Was wäre Corusal für ein prächtiger Vater gewesen. Doch das Schicksal hatte es anders mit ihnen gemeint und ihr diesen Herzenswunsch bislang verweigert. Die Fürstin hatte wirklich alles versucht, doch selbst die bitter schmeckenden Kräutertränke sowie die in einer ihr unbekannten Sprache abgehaltenen Sprüche einer Hexe, die sie in ihrer Verzweiflung, selbstredend ohne das Wissen des Fürsten aufgesucht, hatte, hatten nicht gefruchtet. Sie waren kinderlos geblieben und es sah nicht danach aus, als ob sie jemals ein Kind empfangen könnte.
    Ein Klopfen an der Tür unterbrach jäh ihrer beider Gedankengänge.
    »Wer stört?«, wollte Corusal wissen und klang dabei misslauniger als beabsichtigt.
    Die Tür wurde von den Wachen von außen geöffnet und Hassard, der Anführer der Eiskrieger, trat zögernd in die Gemächer des Fürsten ein.
    »Meine Fürstin, mein Fürst«, grüßte der Eiskrieger mit einer etwas zu steif geratenen Verbeugung und unsicherem Blick, »ich wollte die Unterredung gewiss nicht unterbrechen und kann später noch einmal wiederkommen, wenn es Euch recht ist.«
    »Nein, Hassard«, antwortete der Fürst, »Ihr seid herzlich willkommen. Geht die Rekrutierung und Ausbildung der Eiskrieger gut voran?«
    »Weit besser, als wir anfänglich dachten, mein Fürst«, antwortete Hassard nicht ohne Stolz, »erstaunlich viele erfahrene Seeleute, Jäger, aber auch hoffnungsfrohe Krieger aus der Eiswüste haben sich uns angeschlossen. Die Besten unter ihnen haben wir übernommen und zur Ausbildung zugelassen. Einige haben die

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