Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Eiskriegern, und wollten ihn daher in seinem Lauf aufhalten. Sie versperrten ihm bewusst den Weg oder versuchten ihn mit Gewalt festzuhalten. Das bekam ihnen meist nicht gut, denn Madhrab kämpfte um das Leben Elischas und ihres gemeinsamen Kindes.
    Außer Atem erblickte er am Ende der Straße die von Alvara beschriebene Eisskulptur vor dem Gebäude. Alvara hatte ihm Weg und Merkmale gut beschrieben. Doch gerade als er das Haus betreten wollte, nahm er aus dem Augenwinkel wahr, dass sich hinter ihm eine wütende Menge versammelt hatte, die ihrem Ärger Fäuste schwingend Luft machen wollte. Sie waren ihm gefolgt, hatten Freunde und Bekannte mitgebracht. Madhrab drehte sich um und wandte sich der Menge zu. Er hatte im Grunde keine Zeit, sich mit den Leuten zu beschäftigen.
    »Geht nach Hause und lasst mich in Ruhe«, rief er verzweifelt.
    Ein in eine leichte Rüstung gekleideter Stadtwächter trat aus der Menge hervor und ging, die Waffe erhoben, auf Madhrab zu. »Ich nehme Euch jetzt wegen Ruhestörung gefangen«, sagte der Stadtwächter ruhig, aber bestimmt. »Es wird zu Eurem eigenen Besten sein, bevor Euch die Eisbergener lynchen.«
    »Ihr werdet nichts dergleichen tun«, erwiderte Madhrab. »Ich gehe in dieses Haus und werde mit einer helfenden Mutter und einem Heiler wieder herauskommen. Niemand wird mich daran hindern. Es geht um Leben und Tod.«
    »Nehmt doch Vernunft an. Wir können Euch nicht in das Geburtshaus lassen. Für Männer wie Euch gibt es dort keine Hilfe. Die Hebammen haben Wichtigeres zu tun.«
    Die Menge applaudierte den Worten des Stadtwächters. Madhrab hatte sie ungewollt gegen sich aufgebracht.
    An die Seite des Stadtwächters traten drei weitere bewaffnete Männer in Rüstungen, die Madhrab mit grimmiger Miene zeigten, dass sie es ernst meinten und nicht zu einem Einlenken bereit waren. Zum Unglück des Lordmasters stießen zwei Eiskrieger hinzu, die er nie zuvor gesehen hatte und die, von der Versammlung neugierig gemacht, kamen, um die Stadtwächter zu unterstützen. In Eisbergen war dies nichts Ungewöhnliches. Einwohner, Stadtwächter und Eiskrieger hielten fest zusammen. Dafür waren sie bekannt. Eine Stärke, die dem Fürstenhaus und der Stadt schon des Öfteren zugutegekommen war. Madhrab zuckte Gleichgültigkeit ausdrückend mit den Schultern, drehte der Menge den Rücken zu und schritt unbeirrt auf den Eingang des Geburtshauses zu.
    »Halt! Keinen Schritt weiter«, vernahm er die Stimme eines aufgebrachten Eiskriegers, bevor alle Bewaffneten gleichzeitig zum Angriff auf den Lordmaster übergingen.
    Der Lordmaster hörte die Männer kommen, ließ sich jedoch nicht von seinem Vorhaben abbringen. Er wich einer heranfliegenden Schlingenklinge und dem hart geführten Hieb eines Krummschwertes geschickt aus, als besäße er Augen in seinem Hinterkopf. Die Männer kamen dichter heran und schon spürte Madhrab eine Hand auf der Schulter, doch der sich anschließende Kampf war für die Versammelten überraschend schnell geschlagen. Die Angreifer sahen sich einem unbewaffneten Krieger gegenüber, dem sie zu ihrem Erstaunen selbst gemeinsam nicht gewachsen waren.
    Zwei gebrochene Nasen, ein abgerissenes Ohr, drei ausgelaufene Augen, vier gebrochene Rippen und fünf ausgekugelte Arme später stand Madhrab unverletzt im Geburtshaus, verlangte lautstark nach einer der erfahrenen Mütter und einem Heiler, der sich mit Geburten auskannte. Die Männer vor der Tür lagen in ihrem Blut und stöhnten.
    Eine Klanfrau mittleren Alters erhob sich von einem mit weißen Fellen bedeckten Stuhl aus Eis und trat dicht an den Bewahrer heran. Er konnte ihren Duft nach Milch und Blumen riechen. Sie hatte keine Angst und blickte ihm schweigend entgegen. Ihre Augen, in der Wappenfarbe des Hauses Alchovi, musterten den Bewahrer durchdringend. Madhrab hielt ihrem Blick stand.
    »Du bist in Not oder deine Frau ist es. Ein Kind ist unterwegs und will nicht kommen, nicht wahr? Jedenfalls sind deine Absichten nicht verwerflich, soweit ich das feststellen kann«, nickte sie nach einer Weile des Schweigens anerkennend. »Wir werden dir helfen. Ich bin Volja, eine Hebamme.«
    »Ich danke Euch«, brachte der Lordmaster hervor, »wenn Ihr mir bitte folgen wollt.«
    »Temmhard!«, rief die Frau einen Namen. »Komm, wir müssen gehen und ein Kind nach Kryson bringen.«
    Ein Mann kam die Treppe herabgestürmt. Er war in Madhrabs Augen zu jung für einen Heiler und hatte den mit Fellen gefütterten Mantel bereits übergeworfen.

Weitere Kostenlose Bücher