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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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die immer noch dachte, sie spräche nicht selbst.
    Aber es waren ihre Worte. Sie hatte sich entschieden, Kallahan den Rückzug zu ermöglichen und damit sein Leben zu retten. Der Saijkalsan hatte sie befreit, freundlich aufgenommen und vor einem schweren Los bei den Bluttrinkern gerettet. Er war wie ein Vater zu ihr gewesen und hatte sie stets gut behandelt. Er durfte sich für sie nicht in Gefahr begeben. Das hätte sie sich niemals verziehen. Es gab nun keinen Grund mehr, um sie zu kämpfen.
    »Dann bleib und hoffe darauf, dass du deinen Entschluss nicht bereuen wirst. Ich gehe ohne dich zurück in die Berge. Glaube mir, er hätte nichts gegen mich ausrichten können, wenn du mit mir gegangen wärst. Jetzt ist es zu spät. Ich kann dir nicht mehr helfen«, erwiderte Kallahan und drehte Tallia und Saijrae den Rücken zu.
    Der dunkle Hirte lächelte siegesbewusst und ließ Kallahan unbehelligt gehen, der mit eiligen Schritten aus den Hallen lief. »Hör nicht auf den alten Eremiten«, sagte Saijrae. »Er kann dir nicht geben, was ich dir geben werde.«
    Der dunkle Hirte schickte Haisan und Hofna hinaus, nahm Tallia auf die Arme und trug sie zum Steinquader in der Mitte der Halle. Dort legte er das Mädchen vorsichtig ab und zog es aus. Ihr Körper war voll entwickelt. Sie war ohne Zweifel eine junge Frau. Saijrae betrachtete sie eingehend und streichelte mit kalten Fingern ihren Körper. Tallia bewegte sich nicht. Ihre Muskeln waren angespannt, ihr Körper steif. Sie ließ es geschehen. Saijrae ließ das Gewand in einer einzigen geschmeidigen Bewegung fallen.
    Sie wollte nicht hinsehen und schloss die Augen. Sie dachte an den verliebten Jungen aus ihrem Dorf, dem sie einst wie Meister Kallahan eine Haarlocke von sich geschenkt hatte. Renlasol war sein Name gewesen. Der Junge hatte ihre Locke immer bei sich getragen, sie sollte ihm Glück bringen. Er war an ihrer Stelle zu den Sonnenreitern gegangen. Wie es ihm wohl ergangen war? Hatte er die verheerende Schlacht überlebt? Das hoffte sie für ihn und ein klein wenig für sich selbst aus tiefstem Herzen. Eine Hoffnung, die sie nun ein allerletztes Mal hegen konnte. Wenn ihr Herz erst erkalten und sich mit der Finsternis des dunklen Hirten erfüllen sollte, wäre der Junge nur noch ein Nichts und Niemand. Jemand, den sie einmal gekannt hatte und der ihr nichts mehr bedeutete. Ein plötzliches Gefühl der Panik überkam sie. Kallahan hatte recht behalten. Sie bereute ihre Entscheidung, denn ihr wurde bewusst, welch schweren Fehler sie begangen hatte. Warum hatte sie Kallahan nicht vertraut? Die Schwärze des dunklen Hirten würde sie umfangen und sie für immer verändern. Sie war verloren.
    Ich werde ihn vergessen, dachte sie und eine letzte Träne löste sich aus ihrem Auge. Tallia drehte ihren Kopf beschämt zur Seite, als der dunkle Hirte über sie kam und seinen eingeölten Körper fest an sie presste und sich an ihr rieb. Sie hatte ihre Hände zu Fäusten geballt und spürte, wie sich ihre Fingernägel schmerzhaft in die Handinnenflächen bohrten, bis diese bluteten. Der Schmerz lenkte Tallia ab.
    Hoffentlich ist es bald vorbei, dachte sie, als der dunkle Hirte ihre Schenkel umfasste. Er füllte ihr Innerstes mit tiefster Dunkelheit aus.
    Ihre Gedanken glitten langsam in einen Abgrund. Es gab kein Licht, an dem sie sich hätte orientieren oder gar aufrichten können. Sie fiel und fiel. Der Sturz in die unendliche Schwärze nahm kein Ende. Eisige Kälte erfüllte ihren Körper und kroch in ihr Herz. Wenn sie wieder aufwachte, würde sie nicht mehr dieselbe sein. Sie war die Braut des dunklen Hirten.
    Kallahan verschwand aus ihrer Erinnerung. Der Saijkalsan hatte keinerlei Bedeutung mehr für sie. Eine Made, die sich lediglich am Speck des dunklen Hirten nähren und von dessen Macht zehren wollte. Der dreiste Parasit konnte einfach entfernt und zerquetscht werden. Es würde sie nicht weiter kümmern.
    Renlasol war vergessen. Ein verträumter, unbeholfener Junge, der ihr einst im Knabenalter nachgestiegen war. Seinem Ende würde niemand nachtrauern. Es hatte ihn nie gegeben.

N OT
    D ie von vier Pferden gezogene Kutsche rumpelte mit lautem Getöse über einen unbefestigten, steinigen Pfad entlang des Waldrandes. Sie war bis zur nördlichen Grenze des Faraghad-Waldes gelangt. Die Bäume standen in diesem Gebiet dicht an dicht. Büsche, hohe Gräser, Dornenhecken und allerlei Gestrüpp wuchsen dazwischen wild durcheinander. Von der Kutsche aus war es daher kaum

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