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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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nicht Teil unserer Abmachung. Faraghad ist Baumwolfgebiet und niemand weiß, welche Grauen sich noch im dunkelsten Herz der Wälder befinden. Faraghad ist zu großen Teilen unentdeckt. Es wäre viel zu gefährlich, selbst für mich, und Ihr wisst sehr wohl, dass ich kaum eine Gefahr scheue, wenn es darum geht, ein gutes Geschäft zu machen. Ihr seid hier vor den Klan in Sicherheit. Außerdem habe ich eine Verabredung mit einem anderen Kunden im Nordosten, der auf eine Lieferung wartet und sehr ungehalten werden kann, wenn sie nicht rechtzeitig eintrifft. Meine Bediensteten warten bereits auf mich«, sagte Jafdabh.
    »Was haltet Ihr davon, wenn ich stattdessen ein kleines Lied für Euch singe? Ein Lied, das Eure Seele ganz bestimmt erweichen wird«, versuchte Nalkaar den Todeshändler mit dieser unterschwelligen Drohung zu einer Weiterfahrt zu überreden.
    »Tja … lieber nicht. Das wäre keine allzu gute Idee. Versteht mich nicht falsch, aber ich ziehe den weniger schönen Gesang eines betrunkenen Barden im Wirtshaus dem Euren eindeutig vor. Gebt Euch also keine Mühe meinetwegen. Ich bin ein Banause und wüsste Eure Stimme nicht zu schätzen. Im Übrigen werdet Ihr wohl kaum einen anderen Dummen finden, der sich für Euch in große Gefahr begibt und Euch mit all den schönen und nützlichen Dingen beliefert, wie ich dies stets getan habe«, lächelte der Todeshändler verschmitzt.
    Nalkaar starrte ihn missmutig aus seiner Kapuze heraus an. Er hatte es nicht anders gewollt. Eine Lektion konnte nicht schaden. Offenbar musste er den sturen und allzu gierigen Todeshändler tatsächlich zwingen, damit er ihn und Grimmgour weiter Richtung Süden beförderte. Der Todsänger stülpte langsam und mit Bedacht die Kapuze nach hinten, um sein schrecklich verwüstetes Gesicht zum Vorschein zu bringen. Er wusste, das wirkte oft Wunder.
    Jafdabh sah ihm dabei direkt in die Augen und verzog keine Miene. Im Gegenteil, anstelle des von Nalkaar erwarteten Entsetzens umspielte ein süffisantes Lächeln die Lippen des Todeshändlers, das sich allmählich in ein lautes Lachen verwandelte, bis Jafdabh nur noch prustete und sich schließlich lachend den Bauch hielt.
    »Hahaha … tja … wisst Ihr, Nalkaar. Nehmt mir das nicht übel … aber … hahaha … ist das komisch. Ich kann nicht mehr … hahaha. Ihr seht aus … ich … o du meine Güte … wie meine Großmutter in ihren allerbesten Jahren. Eine frappierende Ähnlichkeit, fürwahr. Wisst Ihr, sie ist so abstoßend hässlich. Ich nahm an, dass es niemanden gäbe, der ihr tatsächlich Konkurrenz machen könnte. Aber Ihr … Ihr erreicht sie beinahe. Ich dachte mir Ähnliches schon, als wir uns das erste Mal begegneten. Eine vollständig entstellte Fratze nenne ich das, was Ihr mir so freizügig von Euch zeigen wollt. Ihr seid wahrlich nicht mit Schönheit gesegnet. Bedauerlich. Aber tröstet Euch, meine Großmutter ebenfalls nicht. Sie ist über neunzig Sonnenwenden alt, hässlich, zahnlos, runzlig, überall auf der Haut übersäht mit Warzen und Pusteln. Zu allem Unglück ist sie völlig verrückt. Aber im Gegensatz zu Euch lebt sie noch – und wie. Sie spreizt ihre schlaffen Schenkel hin und wieder für durchreisende Händler und Bauern, die es dringend nötig haben und sich keine junge Hure leisten können. Ja, Ihr habt richtig gehört. Im hohen Alter bringt sie sich um den letzten Funken Verstand, der ihr noch geblieben ist, und glaubt mir, das ist nicht mehr gerade viel. Das nenne ich widerlich. Euer Anblick hingegen vermag mich nicht mehr zu schockieren. Eine Wohltat ist Euer Antlitz gegen das ihre. Vielleicht solltet ihr beide euch bei Gelegenheit zusammentun und gemeinsam auf dem Wochenmarkt auftreten. Ihr nehmt Eure Kapuze ab und sie zieht sich aus. Das gäbe ein wahres Fest für die Sinne. Hahaha. Es gibt weit Schlimmeres als Euer Gesicht, glaubt mir«, sagte Jafdabh und verzog den Mund zu einem noch breiteren Grinsen.
    Nalkaar fehlten schlicht die Worte. Noch nie zuvor war ihm das passiert. Jafdabh zeigte nicht den leisesten Anflug von Schrecken angesichts seines furchterregenden Anblicks. Im Gegenteil, er lachte ihn offen und unverschämt aus.
    Ratlosigkeit machte sich breit, denn der Todeshändler war anscheinend nicht zu einer Weiterfahrt zu bewegen. Ihn zu bestrafen und zu beseitigen wäre zwar einfach, tatsächlich aber nicht klug gewesen. Zu Nalkaars Bedauern hatte Jafdabh recht in seiner Annahme, dass sich kein Zweiter seiner Art finden ließ, der die Risiken auf

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