Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
sich nehmen und die Rachuren mit Waffen und anderen Waren beliefern würde.
Missmutig zog Nalkaar sich die Kapuze über den Kopf und verbarg seine Entstellungen wieder.
»Tja …also, ich will nicht unhöflich erscheinen und mich dennoch Euch gegenüber erkenntlich zeigen, da Ihr einer meiner besten Kunden seid. Ich könnte Euch gegen einen kleinen Aufpreis bald einen Wagen schicken. Sagen wir …tja … hm … für zweihundert weitere Anunzen. Der Kutscher würde Euch beim Aufladen des Wracks …«, er zeigte mit dem Finger auf Grimmgour, »… helfen und Euch dann den Wagen leihweise überlassen. Ihr schickt den Wagen zu mir zurück, sobald Ihr ihn nicht mehr benötigen solltet«, schlug Jafdabh vor und rieb sich begierig die Hände. Er wusste insgeheim, dass Nalkaar in der Not sein Angebot nicht ausschlagen konnte.
»Ihr seid ein elender Halsabschneider«, empörte sich Nalkaar, »aber mir bleibt leider keine andere Wahl, als Euer Angebot anzunehmen.« Er warf dem Todeshändler einen Beutel mit Anunzen zu. »Aber seid hiermit ein für alle Mal gewarnt und seht zu, dass Ihr nicht eines Tages doch entbehrlich werdet. Die Rachuren sind nachtragend, Grimmgour insbesondere, und ich werde bestimmt nicht vergessen, mit welch überragender Fürsorge Ihr uns bedacht habt.«
»Tja … nun, habt Dank, Nalkaar. Ihr seid ein wahrer Geschäftsmann und Freund. Ich weiß das durchaus zu schätzen. ›Lebt wohl‹, wäre für Euch an dieser Stelle allerdings eher unangemessen. Deshalb belasse ich es bei einem einfachen Abschiedsgruß. Wir sehen uns wieder. Ihr entschuldigt mich? Die Bluttrinker erwarten eine Lieferung warmen, frischen Blutes in ansehnlichen Körpern junger Klan«, sagte Jafdabh und steckte den Beutel Anunzen lachend und mit glänzenden Augen ein.
Der Todeshändler gab den Pferden mehrmals kurz hintereinander die Peitsche, nachdem Nalkaar freiwillig abgestiegen war, und fuhr davon, ohne sich noch einmal umzublicken. Nalkaar zweifelte daran, ob Jafdabh sein Wort halten und ihm tatsächlich den bereits bezahlten Wagen schicken würde. Er setzte sich mit frustrierter Miene zu Grimmgour ins Gras.
»Ich werde ihn häuten und töten, wenn ich ihm noch einmal begegnen sollte«, raunte Grimmgour auf Rache sinnend.
»Ach, haltet einfach nur die Klappe, Grimmgour«, schmollte Nalkaar und sagte selbst nichts weiter. Er empfand weder Mitleid noch irgendeine andere Gefühlsregung für den Anführer der Rachuren. Seine kalten weißen Augen starrten den verstümmelten Körper lediglich sinnentleert an.
Sie mussten warten. Eine andere Möglichkeit, Grimmgour in seine Heimat und zu seiner zürnenden Mutter Rajuru zu bringen, sah er nicht.
Eine bislang nie gesehene Not stand den Klanlanden mit Einbruch des gefürchteten langen und harten Winters bevor. Die Verteidigung der Klanlande war mit dem Sieg am Rayhin noch lange nicht zu Ende. Für die meisten der Klan, die den Eroberungsfeldzug der Rachuren überlebt hatten, fing der Kampf jetzt erst richtig an.
Die Felder waren infolge des Krieges nicht bestellt worden. Das Vieh war entweder vernachlässigt oder – soweit es von den Rachuren während der gnadenlosen Eroberung nicht geschlachtet worden war – im Zuge der freiwilligen Unterstützung für das Heer der Verteidiger aufgegeben und geopfert worden.
Das an Kriegern zahlenmäßig einst starke Heer hatte über Monde Unmengen an Nahrungsmittelvorräten verbraucht, was das Land allmählich an die Grenzen seiner Möglichkeiten gebracht hatte. Viele der treuen Kämpfer der Klan waren Bauern gewesen, die in der Schlacht unter dem eigentlich schützenden Banner des Bewahrers ihr Leben für ihre Familien und die Klanlande gelassen hatten. Es war die wohl bitterste Ironie des Schicksals, dass eben jener wichtige und alles entscheidende Kampf um den Fortbestand ihres Volkes nun für viele weitere Familien unweigerlich das Ende bringen sollte.
Der Eroberungsfeldzug der Rachuren hatte ganze Dörfer vernichtet und auch vor einzelnen in der Abgeschiedenheit gelegenen Bauerngehöften keinen Halt gemacht. Deren Bewohner waren entweder getötet oder in die Sklaverei verschleppt worden.
Die Vorrats- und Kornkammern im ganzen Land waren fast leer. Selbst wenn es für die ersten Tage und Wochen nach der Schlacht am Rayhin noch genug zu essen geben sollte, war doch die bevorstehende Hungerkatastrophe während der Wintermonde unabwendbar.
Fast unbemerkt schlich sich eine weitere Gefahr heran: Hunger, Elend und Not zogen Krankheiten nach
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