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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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lediglich, wie ihnen geheißen. Lebend würde das Wirtshaus außer ihnen selbst niemand mehr verlassen. Nachdem sie ihre Durchsuchung beendet hatten, stand kein Stein des »silbernen Baumwolfes« mehr auf dem anderen. Das Wirtshaus hatte die letzten Gäste bewirtet.
    Pafilias entstellter Leichnam lag mit in alle Richtungen verrenkten Gliedern neben dem geöffneten Leib ihres Vaters, dessen vor Entsetzen weit aufgerissener Mund sein mit dem Tod erstarrtes Gesicht zeichnete.
    Die beiden Saijkalsan hatten ganze Arbeit geleistet. Alle Gäste sowie die Betreiber des Wirtshauses waren durch die Hand der Leibwächter der Saijkalrae zu den Schatten gegangen. Sie waren schnell, gewissenlos und ohne Gnade vorgegangen. Es gab keine Zeugen, die von dem nächtlichen Schlachtfest Bericht erstatten konnten. Oder etwa doch?
    Haisan hatte sich inzwischen noch einmal in der Scheune umgesehen. Sapius’ Pferd fehlte. Hofna untersuchte die Leichen und drehte ihre Köpfe in das Licht einer Öllaterne, damit er ihre Gesichter besser erkennen konnte.
    »Er ist nicht unter den Toten! Du musst dich getäuscht haben«, rief er Haisan mürrisch zu.
    »Das kann nicht sein. Ich habe ihn zum Greifen nahe gespürt. Sein Pferd war in der Scheune. Nun ist es fort und ich kann seine Anwesenheit nicht mehr fühlen. Er ist weg. Sei froh, dass wir ihn nicht getötet haben. Saijrae wollte ihn lebend haben«, antwortete Haisan nüchtern.
    Hofnas Augen funkelten wütend. Er packte den leblosen Kopf der Wirtstochter und schlug ihn mehrmals krachend gegen einen Stein, bis sich die Schädeldecke öffnete und sich das Gehirn der Frau über den Stein ergoss.
    »Hör auf damit«, fauchte ihn Haisan an, »das bringt doch nichts. Sie sind alle tot und Sapius ist uns entwischt. Spar dir deine Wut für später auf.«
    »Du hättest die Scheune besser durchsuchen sollen«, konterte Hofna schnaubend.
    » Wir wolltest du wohl sagen, nicht wahr? Immerhin warst du es, der ihn in einem bequemen Bett im Wirtshaus vermutete, da du ihn so gut zu kennen glaubtest«, sagte Haisan, während seine glühend roten Augen gefährlich aufblitzten.
    »Du hattest seine Nähe in der Scheune gefühlt und nicht ich. Aber lassen wir das. Er ist entkommen und wir haben es beide nicht gemerkt. Wenn deine Wahrnehmung mit der Zeit noch schwächer werden sollte, dann wird unsere Suche bald aussichtslos sein«, meinte Hofna.
    »Wir werden seine Fährte schon finden und wieder aufnehmen. Noch ist es nicht zu spät. Wenn wir sofort aufbrechen, können wir ihn bestimmt noch einholen. Er kann nicht weit gekommen sein«, stellte Haisan fest.
    »Lass uns vorher die Spuren verwischen. Ein kleines Feuer sollte hierfür genügen«, schlug Hofna vor.
    Kurz darauf sprühten Haisans glühende Augen heißes Feuer auf die toten Körper ihrer Opfer. Schnell brannten die Kadaver lichterloh. Das Feuer sollte erst dann erlöschen, wenn das Fleisch völlig verbrannt und die Knochen der Leichname zu Asche zerfallen waren.
    Die Ersten der Saijkalsan schwangen sich auf ihre weißen Pferde und galoppierten den frischen Hufspuren folgend in die Richtung, in der sie Sapius vermuteten.

B AIJOSTO K EMYON
    D rei Tage und drei Nächte war der Waldläufer nun schon ohne Rast durch den Faraghad-Wald gelaufen. Drei schlaflose Tage und Nächte, die bleiern in seinen Beinen und in seinem Kopf steckten.
    Er war schnell und ausdauernd. Sein Atem ging rasch, aber trotz des langen Laufes immer noch gleichmäßig. Doch während der letzten Horas musste er im Laufen immer wieder in den seitlich an den Schlaufen der Hose mit Schnüren befestigten Lederbeutel greifen, um eines der getrockneten Kopablätter zu kauen, die ihn wach hielten und das aufkommende Brennen in seinen Lungen unterdrückten.
    Der lange, pausenlose Lauf hatte selbst ihn an seine Grenzen geführt, der es gewohnt war, täglich weite Strecken zu Fuß und im Dauerlauf zurückzulegen. Nicht ein einziges Mal hatte er es während der letzten Tage gewagt, stehen zu bleiben, um sich richtig umzusehen oder auch nur kurz auszuruhen.
    Seine gesamte Kleidung, einschließlich der weichen, eingelaufenen Stiefel und der kleinen, mit einer Falkenfeder geschmückten Kappe auf seinem Kopf, war aus braunen Lederflecken gefertigt, die unregelmäßig zusammengesetzt waren, abwechselnd grün gefärbt und naturbelassen. Diese in den Farben des Waldes gehaltene Tarnung ließ seine Konturen verschwimmen und ihn für das bloße Auge nahezu verschwinden. Weder im vollen Lauf noch im

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