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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Situation durchaus bequem, angemessen und für einen erholsamen Schlaf geeignet zu sein. Der Duft der unter ihm ruhenden Pferde stieg ihm in die Nase. Eigentlich mochte er den Pferdegeruch, aber beeinträchtigt durch den Wein nahm er diesen nunmehr als aufdringlich und störend wahr. Gewiss nicht unerträglich, dennoch wären ihm die Gesellschaft der Wirtstochter und der süße Geruch ihrer weichen Haut an seiner Seite lieber gewesen als die unmittelbare Nähe der leise schnaubenden Pferde.
    Sapius seufzte leise und wickelte sich auf seinem Lager in die mitgebrachte Wolldecke ein. Nur wenige Augenblicke später schlief er.
    Der Magier träumte von einem Gezeichneten. Einem Zeichenträger, der ihn mit offenen Armen lächelnd empfing. Er kannte den Mann nicht, der die Insignien der Macht deutlich sichtbar auf der unbekleideten Brust trug. Sapius konnte erkennen, dass es sich nicht um ein Brandmal handelte, wie er es selbst während seiner Weihe zum Saijkalsan mit glühenden Eisen von den Saijkalrae eingebrannt bekommen hatte. Die auf der Haut befindlichen Zeichen waren natürlichen Ursprungs, ähnlich einem großen angeborenen Muttermal.
    Sapius ging langsamen Schrittes auf ihn zu. Der Anblick des jungen Mannes ließ sein Herz vor Freude höherschlagen. Die den Mann umgebende Aura der Macht war deutlich spürbar. Sie prickelte auf Sapius’ Haut und ließ ihn erschaudern. Er war sich sicher, dieser Zeichenträger war eindeutig ein Lesvaraq. Sapius fürchtete sich nicht vor ihm, denn sein Blick war klar, freundlich und einladend. Als er sich dem Lesvaraq bis auf wenige Zoll genähert hatte, schloss dieser fest die Arme um ihn und zog ihn mit sich in einen grell wirbelnden Strudel von Zeit und Raum, ähnlich dem, den er stets erlebt hatte, nachdem sich ihm ein Zugang zu den heiligen Hallen der Saijkalrae geöffnet hatte.
    Sie standen auf einem Berg. Unter ihren Füßen befand sich nackter grauer Fels. Über ihnen versteckten sich die Sonnen. Es war dunkel. Sapius sah sich selbst neben dem Lesvaraq stehen. Dicke schwarze Wolken bedeckten den Himmel. Aus den Wolken fuhren in wilden Zuckungen unaufhörlich Blitze auf sie herab. Ruß und Qualm verpesteten die Luft um sie herum. Sapius keuchte und hustete schwer. Die rauchige Luft ließ seine Lunge schmerzen und machte ihm das Atmen zur Qual.
    Dem Lesvaraq schien dies alles nichts auszumachen. Sein Gesicht war von Rußflecken geschwärzt. Mit einem irrsinnigen Lachen und gebleckten Zähnen warf er den Kopf in den Nacken und schwang dabei wild Sapius’ Stab über seiner Stirn. Vor ihren Füßen lag ein in Leder gebundenes, mit uralten golden schimmernden Runen verziertes, großes Buch. Das musste das verschollene Buch des Ulljan sein, mutmaßte Sapius.
    Mit einem Grollen tat sich die Erde in dem vor ihnen liegenden Tal auf und bildete tiefe Risse, die sich zu einem unüberwindlichen Graben ausdehnten, der tief in das Innerste von Kryson reichte.
    Vor seinen Augen entstand plötzlich ein Vulkan gigantischen Ausmaßes und spuckte Feuer. Lavaströme schlängelten sich heiß und unaufhaltsam wie rote Adern den schwarzen Berg hinab. Es war, als würde ein Feuer speiendes Ungeheuer bluten.
    » Rucknawzor! «, rief der Lesvaraq mehrmals. » Rucknawzor! Ich stelle das Gleichgewicht wieder her.«
    Sapius versuchte den Lesvaraq aufzuhalten.
    »Nein, tut das nicht! Nicht auf diese Weise! Das ist falsch. Ihr zerstört alles Leben auf Ell«, hörte er sich rufen, wobei sich seine eigene Stimme in Panik überschlug.
    »Das Leben bedeutet nichts im Angesicht des Gleichgewichts«, rief ihm der Lesvaraq mit funkelnden Augen zu und fuhr mit seiner Beschwörung fort.
    »Hört auf! Ihr dürft das nicht tun. Das Gegenteil geschieht. Das Gleichgewicht gerät aus den Fugen«, schrie Sapius. Er konnte eine schwere Verzweiflung in seinen eigenen verbitterten Gesichtszügen erkennen. Es war, als blicke er aus der Ferne auf einen Geist seiner selbst.
    »Ihr habt mich zu dem gemacht, was ich bin! Ein Opfer meiner selbst, Sapius. Das ist Euer Werk. Nun seht zu, wie Kryson untergeht«, sagte der Lesvaraq.
    Trotz aller Anstrengungen gelang es ihm nicht, gegen die Macht des Zeichenträgers anzukommen. Sapius sank auf die Knie und sah weinend das Ende der ihm bekannten Welt kommen.
    Die Schreie der unzähligen sterbenden Lebewesen drangen an sein Ohr. Sie versuchten ihrem unausweichlichen Schicksal zu entkommen. Sie rannten panisch um ihr Leben. Es war aussichtslos. Viele wurden durch die größer werdende

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