Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
bewässert werden konnten.
Der Geruch nach Tod und Verwesung setzte sich hartnäckig in den Nasen und Kleidern der Reisegefährten fest. Es war nur noch eine Frage der Zeit, bis die ersten schweren Seuchen die Klanlande heimsuchten und weitere zahlreiche Opfer forderten.
In den ersten Tagen nach ihrem gemeinsamen Aufbruch war die Stimmung deshalb beklemmend gewesen. Die Eindrücke der Schlacht am Rayhin hatten sich in ihren Köpfen festgesetzt, und der besorgniserregende Zustand des einst Fruchtbarkeit und Leben spendenden Flusses erinnerte sie nachhaltig an die schrecklichen Ereignisse, an Tod und Verderben.
Zu allem Überfluss stolperte Renlasols Pferd am dritten Tag über einen Stein, weshalb der Knappe vom Rücken des Tieres stürzte und sich eine blutende Wunde an der Stirn zuzog. Er bekam Kopfschmerzen.
Renlasol war in der Vergangenheit oft gestürzt, tollpatschig wie er zuweilen sein konnte, und hatte sich dennoch bis zu jenem Sturz nie dabei verletzt. War dies ein schlechtes Omen für die gesamte Reise? Es kam ihm merkwürdig vor, denn seit er von zu Hause weggegangen und den Sonnenreitern beigetreten war, hatte er weder Krankheiten noch Schmerzen oder gar Wunden gekannt.
Eines Abends nach einem langen Tagesritt saßen die Gefährten schweigend um ein Lagerfeuer versammelt und stierten in die Flammen, die begierig an den trockenen Hölzern züngelten.
»Was denkst du, Renlasol?«, fragte die bildhübsche Frau den jungen Mann, der mit einem langen Holzstock gedankenverloren im Feuer stocherte.
»Nichts, Yilassa«, antwortete Renlasol, »absolut nichts. Mein Kopf ist leer. Vollkommen leer und er tut verdammt weh.«
»Das tut mir leid für dich. Du bist Schmerzen nicht gewohnt«, meinte Yilassa. »Ich denke, wir sollten den Flusslauf verlassen und weiter Richtung Norden reiten. Ich ertrage den fauligen Gestank nicht länger. Es ist bestimmt nur noch eine Frage der Zeit, bis wir auf die ersten Bluttrinker treffen werden.«
»Wenn wir überhaupt welchen begegnen sollten«, warf der schlank gewachsene Mann mit den auffallend moosgrünen Augen ein, der seinen Bogen schon seit geraumer Zeit einfettete, um ihn geschmeidig zu halten. »Ich weiß im Grunde nichts über die Bluttrinker. Gibt es sie denn wirklich?«
»Worauf du einen lassen kannst, Drolatol«, grummelte der dicke, Kartoffel schälende Junge, dessen Gesicht mit eitrigen Pusteln übersät war. »Ich habe mich mit einem Sonnenreiter unterhalten, der für einige Monde seinen Dienst in einer Grenzhütte ganz in der Nähe des Landes der Bluttrinker verrichtet hat. Die Bewahrer lassen keinen der Soldaten über längere Zeit dort. Es muss grauenhaft sein. Selbst nach seiner Ablöse hatte der Kerl Nacht für Nacht noch schlimme Träume. Er faselte immerzu etwas von unheimlichen Geschwistern und von Kindern, die wie harmlose, halb verhungerte, blasse Kinder aussehen, sich in Wirklichkeit aber als blutgierige Bestien entpuppen. Der Mann war völlig am Ende, wenn ihr mich fragt. Er war froh und glücklich, weit weg von den Bluttrinkern in den Kampf ziehen zu dürfen. Das lenke ihn von dem nächtlichen Grauen ab, hat er gesagt. Die Schlacht gab ihm dann den Rest. Glück oder Unglück für ihn, wie auch immer ihr das sehen wollt. Ein Rachure hat ihm den Bauch mit einer verschmutzten Zackenklinge von unten bis oben aufgeschlitzt. Er hat geblutet und geschrien wie ein Schwein auf der Schlachtbank und versuchte bis zum Schluss verzweifelt, seine Gedärme wieder reinzustopfen. Er verblutete noch in den Wassern des Rayhin. Das wird dieser elende Gestank sein. Jetzt plagen ihn außer den Schatten jedenfalls keine Albträume mehr.«
»Pruhnlok hat auf seine unnachahmliche Weise recht«, sagte Yilassa, »es gibt tatsächlich eine Hütte an der Grenze. Sie ist auf Boijakmars ausdrücklichen Wunsch immer besetzt. Die Sonnenreiter, die dort die Gegend überwachen, werden in schöner Regelmäßigkeit alle sechs Monde ausgetauscht. Es gibt aber einen Letztgänger der Bewahrer, der vor einigen Sonnenwenden seinen letzten Posten in der Hütte angetreten hat. Ich schlage vor, dass wir ihm auf unserer Reise einen Besuch abstatten.«
»Natürlich habe ich recht, das war noch nie anders«, meinte Pruhnlok. »Der dumme Küchenjunge weiß mehr, als ihr annehmt. Ihr solltet nur eure Augen und Ohren offen halten, dann … ach, was soll’s … ich muss jetzt mal hinter die Büsche. Kommt jemand mit und will zusehen?«
»Das war genau die Art von Information, die wir beim Essen
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