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Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub

Titel: Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Baijosto allerdings mehr als genug«, versuchte Metaha Taderijmon die Sorgen vorerst zu nehmen.
    Sie weckte Belrod unsanft mit einem kräftigen Fußtritt und bugsierte Taderijmon mit wedelnden Armen aus ihrer Hütte hinaus. Nur wenig später folgte Belrod, der sich grummelnd den Schlaf aus den Augen rieb.
    Metaha wusste genau, warum sie darauf bestand. Taderijmon hätte es nicht ertragen, seinen Bruder auf diese Weise leiden zu sehen. Er hatte panische Angst, Baijosto könnte von den Schatten geholt werden.
    Baijosto krümmte sich vor Schmerzen. Er war schweißnass. Schwere Todeskrämpfe schüttelten ihn immer wieder durch und durch. Schnell verlor er die Beherrschung über seinen Körper. Seine Muskeln gehorchten ihm nicht mehr, ließen ihn wie einen junges Tier unrein werden. Der Magen rebellierte und er übergab sich, bis nichts mehr in ihm war, was nach außen hätte dringen können. Der Waldläufer schrie, wand sich am Boden und schlug wild um sich. Er verfluchte Metaha und mit ihr alles, was ihm lieb und heilig war. Über seine Lippen kamen furchtbare Worte, die er bis dahin nicht gekannt hatte.
    Im Laufe der Nacht ließen seine Kräfte schließlich nach, sein Körper schien den Kampf endgültig aufgegeben zu haben und wehrte sich offenbar nicht mehr gegen das Gift. Wimmernd wie ein Häufchen Elend lag er zusammengekrümmt auf dem schmutzigen Boden zwischen Erbrochenem und seinen Exkrementen. Sein Atem ging nur noch flach. Er war kreidebleich. Dunkle Ringe umrahmten seine Augen. Seine Haut wirkte geradezu blutleer und durchscheinend wächsern. Die Lippen wiesen eine schwarzblaue Färbung auf, wohingegen die tränenden Augen blutunterlaufen waren und ins Leere starrten.
    Metaha hatte die gefährliche Veränderung wahrgenommen und kniete sich schnell vor dem angeschlagenen Jäger nieder. »Nicht aufgeben, Baijosto. Du darfst jetzt keinesfalls nachlassen. Streite! Wehre dich gegen das Gift und kämpfe um dein Leben. Ich kann die Gegenwart der Schatten spüren. Sie sind so nah. Bei allen Kojos, lass sie nicht nach dir greifen. Nicht jetzt. Jage sie fort und suche das Licht! Schnell!«, rief sie ihm flehend zu.
    Baijosto machte lediglich eine müde Abwehrbewegung mit der Hand und knirschte laut mit den Zähnen. Er wollte nach etwas greifen, was vor ihm zu sein schien und doch nicht vorhanden war. Er schloss die vom Fieber getrübten Augen.
    Plötzlich waren die Krämpfe wieder da, packten ihn erneut mit voller Wucht und drehten seine Eingeweide in alle erdenklichen Richtungen. Sein Leib erbebte. Ein unkontrolliertes Zucken erfasste all seine Glieder. Dann wurde es überraschend still. Totenstille. Ruhig und bewegungslos lag Baijosto da und streckte alle Glieder von sich.
    Metaha hielt den Atem an und legte sich entsetzt und erschrocken die Hand über den Mund. Was hatte sie getan? Hatte sie den Waldläufer, in seinem starken Willen zu überleben, überschätzt? War er am Ende doch der Wirkung des starken Giftes unterlegen wie die anderen vor ihm? Das konnte nicht sein. Das durfte nicht wahr sein! Sie hatte seine enorme Kraft zuvor gefühlt. Sie hatte im Nebel seines Geistes in ferner Zukunft Taten wahrgenommen, die er bis zu jenem Abend noch nicht vollbracht hatte. Es konnte unmöglich mit ihm zu Ende sein. Nicht jetzt und nicht auf diese Weise.
    Erschrocken legte sie seine Hand in die ihre und fühlte mit der anderen an der Nase, ob er noch atmete. Sie fühlte nichts. Tränen traten in ihre Augen. Wie sollte sie den Verlust Taderijmon beibringen? Das schlechte Gewissen plagte sie. Sie überlegte, ob sie einen Fehler bei der Zubereitung des Trankes gemacht hatte.
    Doch dann, ganz plötzlich zeichnete sich ein Hauch der Erleichterung auf ihrem Gesicht ab. Der Naikijäger lebte. Sein Brustkorb hob und senkte sich ruhig und gleichmäßig. Der erste Schritt war getan und doch wusste sie, dass ihm das Schlimmste noch bevorstand. In seinem erbärmlichen Zustand tat ihr Baijosto leid. Aber es gab nun kein Zurück mehr. Er war eine Gefahr für die Sicherheit der Naiki. Was begonnen war, musste auch vollendet werden. Dafür würde sie sorgen. Sie würde sich nicht von Gefühlen wie Mitleid ablenken lassen. Seine schlechte Verfassung war die Folge des Giftes in seinem Körper, das sie ihm eingeflößt hatte. Darauf konnte sie keine Rücksicht nehmen.
    »Baijosto …«, Metahas Stimme drang schwach zu dem Jäger durch, »… wir werden jetzt den Krolak in dir rufen. Du musst versuchen ihn zu überwinden und zu beherrschen.

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