Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
ihn nicht zurückkommen, vor allem darf er dich nicht noch einmal verdrängen. Das musst du mit aller Macht verhindern«, antwortete Metaha. »Du kannst deine Gestalt aus eigener Kraft und willentlich zurückverwandeln, wenn du ihn vollständig besiegt hast.«
Die Verwandlung zurück in den Naiki verlief spiegelbildlich, Schritt für Schritt umgekehrt zur ersten Veränderung in einen Baumwolf. Sie war allerdings weit weniger schmerzhaft und geschah wesentlich schneller.
Baijosto war wieder zurück. Er zitterte am ganzen Körper vor Anstrengung. Metaha reichte ihm eine Wolldecke, die er dankend annahm und um seinen frierenden, ausgelaugten Körper wickelte.
»Ich bin sehr stolz auf dich«, lobte die Alte den Waldläufer, »ruhe dich aus, bis die Sonnen aufgehen. Die Gefahr für die Naiki ist nun gebannt.«
Baijosto war erleichtert. Er hatte sein Leben wieder. Verändert zwar, aber er war doch immer noch ein Naiki und hatte dem Krolak seinen Willen aufgedrängt. Sein Volk würde ihn weder töten noch aus der Siedlung verstoßen. Er hatte sich als stark erwiesen, stärker, als er selbst geglaubt hatte. Die Gestaltwandlung würde er fortan beherrschen und womöglich sogar für das Wohl seines Volkes einsetzen können.
Erschöpft von den Anstrengungen und glücklich über den schweren Sieg legte er sich auf den Boden der Hütte und schloss die Augen. Metaha deckte ihn in mütterlicher Fürsorge behutsam mit einer zusätzlichen Wolldecke zu. Der dringend benötigte Schlaf überkam ihn sofort. Er musste sich keine Gedanken machen und träumte nicht.
Metaha wachte aufmerksam über ihn.
D IE S UCHE NACH DER E NTSCHEIDUNG
D ie ersten Sonnenstrahlen durchbrachen die Schatten der Nacht, drangen durch den weißen Schleier, der sich über die Gegend unterhalb des Riesengebirges gelegt hatte, und vertrieben langsam vereinzelte Nebelschwaden.
Nach einer schlaflosen Nacht voll innerer Unruhe und Nachdenklichkeit war Renlasol bei Sonnenaufgang als Erster wieder auf den Beinen. Düstere Vorahnungen hatten ihn im Verlauf der Nacht geplagt. Ein kurzer Blick aus dem Fenster zeigte ihm nun eine im Licht der Sonnen glitzernde, schneebedeckte Landschaft, deren strahlendes Weiß seine übermüdeten Augen blendete. Die Schrecken der Nacht waren durch den in der Dunkelheit andauernden Schneefall verschwunden und die Spuren der Bluttat verdeckt worden. Noch war es tagsüber nicht kalt genug. Der Schnee würde in den nächsten Horas wieder schmelzen.
Renlasol schüttelte sich und rieb sich mit einem Finger über den juckenden Nasenrücken. Draußen schien alles so, als wäre überhaupt nichts geschehen. Habe ich das alles nur geträumt?, beschlich ihn ein seltsamer Gedanke.
Das laute Schnarchen des Letztgängers holte ihn aus seinem Dämmerzustand und schärfte zugleich seinen Blick. Bei genauerem Hinsehen entdeckte er die Überreste einer Klanfamilie. Eine abgetrennte, blau gefrorene Hand ragte aus den Schneeverwehungen vor der Hütte. Nur wenige Fuß davon entfernt sah er das abgerissene Bein eines Kindes im Schnee liegen. Unweit daneben starrten ihn vorwurfsvoll die toten Augen eines entstellten Gesichtes an, die einer Klanfrau gehört hatten. Renlasol wandte sich schaudernd ab. Wenn es lediglich ein Traum gewesen sein sollte, dann ein Albtraum, der noch lange nicht zu Ende war.
Er sichtete die in der Grenzhütte vorhandenen Vorräte und kümmerte sich gedankenverloren um die Zubereitung eines warmen Frühstücks. Eier, Mehl und Wasser ergaben einen faden grauen Flüssigteig, den er auf der großen Steinplatte über dem Herd in dünn ausgebrachten Schichten briet, wobei er sich gleich beim ersten Bratkuchen die Finger gehörig verbrannte.
Die Begegnung mit den Königskindern in der vergangenen Nacht hatte ihn zutiefst verunsichert und ein Gefühl der Hilflosigkeit in ihm hinterlassen, das er nur schwer verdrängen konnte. Yabara hatte ihm überdeutlich gezeigt, wie leicht es ihr fiel, Macht über ihn zu erlangen. Wie sollte er sich gegen ihren übermächtigen Einfluss zur Wehr setzen? Er war sich sicher, ihren Einflüsterungen nicht widerstehen zu können, würde er sie noch einmal wiedersehen. Setzten sie ihre Suche nach Quadalkar fort, war eine weitere Begegnung allerdings unvermeidlich.
Ich bin eine Gefahr für meine Freunde, dachte Renlasol betrübt , vielleicht ist es besser, wenn ich alleine weitersuche.
Und doch wusste der Knappe, dass er ohne die Hilfe seiner Gefährten verloren war. Madhrab hatte nicht umsonst darauf
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