Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
bestanden, seinen Zögling auf der Suche nach Quadalkar von Yilassa, Pruhnlok und Drolatol begleiten zu lassen.
Ein einziger Blick aus der Ferne hatte genügt und er war gefangen gewesen. Renlasol hätte alles getan, um zu Yabara zu gelangen. Womöglich wäre er in der Lage gewesen, seine eigenen Gefährten anzugreifen und zu verletzen, wenn sie es ihm befohlen hätte. Der Letztgänger hatte ihn eindringlich gewarnt. Doch er hatte die Ratschläge eines erfahrenen Bewahrers in jugendlichem Leichtsinn einfach ignoriert und war prompt dafür bestraft worden.
Sein Entschluss stand fest. Während seine Freunde noch schliefen, würde er sich auf den Weg machen und hoffentlich schon bald auf Jafdabh stoßen.
Die Tage waren kurz geworden in den nördlichen Klangebieten, nachdem der Winter seine ersten Vorboten geschickt hatte. Renlasol hatte höchstens neun oder zehn Horas Zeit, bis die Nacht unweigerlich hereinbrechen würde und damit die Kriecher auf der Suche nach Opfern zurückkehrten. Er wollte dem Todeshändler einen Handel anbieten, wenn er ihn nur mitnähme und zu Quadalkars Unterhändlern brächte: Den Preis, den Jafdabh bei den Bluttrinkern für das Blut des Knappen erzielte, durfte der Todeshändler für sich selbst behalten.
Renlasol nahm Zachykaheiras rostigen Schlüssel an sich und schlich leise auf Zehenspitzen aus der Hütte und zum Stall, um sein Pferd zu satteln. Niemand der Schlafenden bemerkte sein Weggehen. Wenn er Glück hatte und die Gefährten noch eine Weile schliefen, könnte sein Vorsprung groß genug werden, um den Handel mit Jafdabh alleine abzuschließen. Waren sie allerdings erst aufgewacht, würde ihnen sein Fehlen sofort auffallen und sie würden ihm schnell folgen, dessen war der Knappe sich sicher.
Vorsichtig führte er das Pferd an den Zügeln über die schmale Brücke in das Land der Bluttrinker. Die Brücke war vereist und er musste achtgeben, nicht auszurutschen oder den Halt zu verlieren und mitsamt seinem Pferd in die tiefe Schlucht zu stürzen.
Auf der anderen Seite angelangt saß er rasch auf, vergewisserte sich noch einmal, dass ihm niemand gefolgt war, und ritt ein gutes Stück auf dem Weg entlang der von Boijakmar aufgestellten Pfähle Richtung Norden. Renlasol wusste nicht, wie er den Todeshändler finden und wo er überhaupt mit der Suche beginnen sollte. Nur ein vages Gefühl einer Ahnung trieb ihn in die Richtung, die er eingeschlagen hatte. Vielleicht hatte Boijakmar die Pfähle nicht nur zur Abschreckung in die Erde gesteckt. Möglicherweise wies ihre Anordnung ein Muster auf und sie markierten grob einen Weg zu den Verstecken der Bluttrinker. Niemand außer Jafdabh selbst kannte seine geheimen Pfade, die er einschlug, um seine gefährlichen Geschäfte abzuwickeln.
Der Todeshändler war wie ein Geist, der immer dann unvermutet aus dem Nichts auftauchte, wenn es ein gutes Geschäft und viel Profit zu machen galt. Die besten Gewinne erzielte er mit dem Schmuggel verbotener Ware: Waffen, Rauschmittel, seltener Tiere und Sklaven. Wie es dem Todeshändler in all den Sonnenwenden gelang, dabei unentdeckt zu bleiben, war für Renlasol ein Rätsel. Ihm blieb jedoch nicht viel Zeit, Jafdabh zu finden. Wenn es ihm bis zum Ende der Tsairu nicht glücken sollte, musste er wieder umkehren und zur Hütte zurückreiten. Allein der Gedanke war ihm höchst unangenehm. Er hatte ein schlechtes Gewissen und fühlte sich schuldig, seine Freunde hintergangen zu haben. Wie sollte er Yilassa und den anderen sein Verhalten erklären?
Ich kann von Glück sagen, wenn sie mir nur den Hintern versohlen, dachte er und stellte sich vor, wie ihn Zachykaheira, einem kleinen Jungen gleich, übers Knie legte. Er musste lachen. Der Letztgänger war in seiner väterlichen, fürsorglichen Art fürwahr ein strenger Bewahrer, aber er besaß sicher auch ein großes, gütiges Herz.
Yilassa wird mich mit Verachtung strafen. Kein Wort wird sie mit mir sprechen. Und recht hat sie , dachte er weiter. Pruhnlok würde ihn verspotten und der treue Drolatol ihn keines Blickes mehr würdigen. Der Scharfschütze würde einfach durch ihn hindurchsehen.
Aber Renlasol hatte keine Wahl. Entweder er fand Jafdabh rechtzeitig oder er musste aufgeben und die Suche auf den kommenden Tag verschieben. Keinesfalls wollte er riskieren, bis zum Einbruch der Abenddämmerung unterwegs zu sein und alleine einer Horde Kriechern oder den Königskindern gegenüberzustehen. Er trieb sein Pferd zur Eile an und war bald aus der
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