Kryson 02 - Diener des dunklen Hirten.epub
Sichtweite der Hütte verschwunden.
»Wo ist Renlasol?«, fragte Yilassa die Gefährten. »Habt ihr ihn gesehen?«
Drolatol und Pruhnlok schüttelten verneinend den Kopf. Weder Zachykaheira noch einer der übrigen in der Hütte anwesenden Sonnenreiter hatte den Knappen nach dem Aufstehen gesehen.
»Vielleicht ist er im Stall und sieht nach den Pferden?«, meinte Drolatol, dessen besondere Fähigkeit im Umgang mit den Reittieren ihm diesen Schluss nahelegte.
»Unsinn, er wird irgendwo in den Büschen hocken und sein Geschäft verrichten«, warf Pruhnlok ein, »das kann dauern.«
»Bei dir vielleicht«, antwortete Yilassa verärgert, »ich mache mir Sorgen um ihn. Das solltet ihr auch. Die Gegend ist gefährlich.«
»Draußen ist helllichter Tag«, erwiderte Pruhnlok, »was soll ihm schon geschehen? Lasst uns frühstücken, dann wird er bestimmt auftauchen.«
Zachykaheira hatte der Unterhaltung eine Weile aufmerksam zugehört. Er kannte die Gegend und wusste, welche Gefahren einen einsamen Reiter erwarteten. Nach dem, was vergangene Nacht geschehen war, konnte er sich gut vorstellen, dass sich Renlasol alleine auf den Weg gemacht hatte, um den Todeshändler zu treffen.
»Wir sollten besser nach ihm suchen«, sagte er schließlich. »Die Bluttrinker gehen zwar bevorzugt nachts auf die Jagd, das hindert sie aber nicht daran, sich auch am Tag und insbesondere während Tsairu frei durch die Gegend zu bewegen. Das Licht der Sonnen blendet ihre empfindlichen Augen und beeinträchtigt sie in ihren Bewegungen, aber es tötet sie nicht. Kommt er ihnen zu nahe, werden sie nicht davor zurückschrecken, ihn anzugreifen.«
»Das wusste ich nicht«, sagte Drolatol verblüfft, »ich dachte, wir wären wenigstens am Tage vor ihnen sicher.«
»Das mag auf eine Gruppe von Reitern durchaus zutreffen«, führte Zachykaheira aus, »weil die Bluttrinker ihre Verstecke am Tage aufgrund ihrer Lichtempfindlichkeit nicht gerne verlassen und wahrscheinlich schlafen. Sie sehen nicht sonderlich gut und fürchten ihre Schwäche. Eine Gruppe könnte ihnen gefährlich werden. Ein einzelner Reiter kaum, es sei denn, es handelt sich um einen Bewahrer.«
»Worauf warten wir noch?«, forderte Yilassa die Gefährten zur Suche auf. »Sehen wir zuerst im Stall nach. Drolatol? Übernimmst du das?«
»Aye«, antwortete der Bogenschütze und machte sich umgehend auf den Weg zum Stall.
»Wir haben noch nicht gefrühstückt«, beschwerte sich Pruhnlok, während er sich ein hart gekochtes Ei und eine dicke Scheibe Speck in den Mund stopfte.
»Vergiss das Frühstück«, tadelte Yilassa den Küchenjungen, »du hast ohnehin genug auf den Rippen. Wir können essen, während wir reiten und Renlasol suchen.«
Mürrisch schnitt sich Pruhnlok noch eine dicke Scheibe Brot ab und suchte leise vor sich hin fluchend seine Sachen zusammen, die er auf dem Ritt durch das Land der Bluttrinker mitnehmen wollte. Der Rucksack war überwiegend mit Proviant gefüllt: Käse, Speck, Brot und gebackenen Süßspeisen.
Drolatol kehrte mit sorgenvoller Miene aus dem Stall zurück und zuckte hilflos mit den Schultern. Er suchte Yilassas Blick, die ihn erwartungsvoll ansah. »Im Stall ist er nicht, aber sein Pferd ist weg«, unterrichtete er die Gefährten von seiner Entdeckung.
»Reiten wir«, wies Yilassa die anderen, ohne zu zögern, an, »wir dürfen keine Zeit verlieren. Kommt Ihr mit uns, Zachykaheira?«
»Nein, wir suchen die Gegend unmittelbar hinter der Brücke, in der Nähe der Hütte und um die Schlucht ab. Das gibt Euch Gelegenheit, bei der Suche mit den Pferden einen weiteren Umkreis abzudecken. Ihr solltet aber zusammenbleiben. Wenn Ihr keinen Erfolg habt, dann kehrt um und kommt zur Hütte zurück. Lasst Euch nicht von der Dämmerung überraschen«, antwortete der Letztgänger.
»Aye, das machen wir«, bestätigte Yilassa. »Danke für Eure Hilfe, Zachykaheira.«
»Keine Ursache«, antwortete dieser, »findet den Knappen und bringt ihn zurück. Ich werde ihm die Ohren lang ziehen.«
Sie beeilten sich, die Pferde zu satteln. Zu ihrem Glück war Drolatol geschickt und ungeheuer schnell, wenn es darum ging, Pferde für einen Ausritt vorzubereiten. Kaum waren sie vor die Hütte getreten, stand der Bogenschütze mit den fertig gesattelten Tieren am Halfter vor der Tür. Den deutlich sichtbaren Spuren folgend lenkten sie ihre Pferde vorsichtig über die Brücke in das Land der Bluttrinker. Solange der Schnee nicht geschmolzen war, fiel es ihnen nicht sonderlich
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