Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
vorbereiten, dann werden wir das prompt angehen und sie dabei unterstützen, was immer dazu notwendig sein sollte.«
»Na wunderbar!« Ralijo klatschte verächtlich in die Hände. »Wir knicken ein und die Beratung ist beendet. Metaha ruft, wir streiten und am Ende bekommt sie von uns genau das, was sie wollte. Es ist doch immer dasselbe. Wozu schufen wir einen inneren Rat, wenn Metaha tun und lassen kann, wie es ihr beliebt?«
»Geht es dir um die Macht des inneren Rates oder um die Sache?«, hakte Metaha nach.
»Wie du siehst, lässt sich das nicht ohne Weiteres trennen.«
»O doch! Ich strebe nicht danach, das letzte Wort zu haben oder meinen Willen unbedingt durchzusetzen. Bring vernünftige Vorschläge ein, Ralijo, dann entscheidet der Rat zu deinen Gunsten und ich gebe mich gerne geschlagen.«
»Na gut, dann nehmen wir unseren anfänglichen Vorschlag wieder auf und reden über die Ablösung der Brüder Baijosto und Taderijmon.«
»Ich sagte vernünftig und meinte damit nicht schwachsinnig. Über diese Frage wird ohne Anhörung nicht entschieden werden. Du kannst gerne eine weitere Ratssitzung anberaumen und die Brüder zur Anhörung dazu einladen. Danach werden wir beraten und eine Entscheidung fällen«, Metaha zeigte sich unnachgiebig, »… und jetzt lasst uns endlich über jene Maßnahmen sprechen, die den Vorstoß des dunklen Hirten aufhalten sollen.«
Die Beratung dauerte lange. Erst am nächsten Morgen kamen die Ratsmitglieder aus ihrer Kammer, streckten und dehnten übermüdet die vom Sitzen eingerosteten Glieder. Als sie auf den Vorplatz vor dem Ratshaus traten, wartete Kallya auf die Ratsmitglieder und begrüßte diese mit einem strahlenden Lächeln.
»Ein wunderschöner Tag«, rief sie erfreut und lachte, »wollen wir nicht alle gemeinsam Jagt den Krolak spielen?«
»Nein, das wollen wir bestimmt nicht«, wies Metaha das Kind verärgert zurecht, »… und das werden wir auch in Zukunft nicht spielen. Geh nach Hause und spiel so lange mit Solras und Belrod, bis ich komme. Es wird Zeit, dass du einige Lektionen lernst.«
Kallya zog ein Gesicht, als hätte sie seit Monden nichts anderes als Finsternis erlebt. Allerdings wusste sie, ein Aufbegehren gegen Metahas Anweisungen bekäme ihr nicht gut. Sehr schnell hatte sie zu unterscheiden gelernt, wann Metaha es ernst meinte und in welchen Situationen sie noch einen Schritt weitergehen konnte. Mit der Strenge der Naikihexe war nicht zu spaßen und offensichtlich war sie von der Ratssitzung noch immer aufgebracht. Das Mädchen tat besser daran, ihren Worten zu folgen und ihr so lange aus dem Weg zu gehen, bis sich ihre Laune gebessert hatte.
Metaha begab sich nach der Versammlung geradewegs zu Taderijmon. Sie klopfte und rief seinen Namen. Als keine Antwort erfolgte, öffnete sie einfach die Tür und trat ein. Der Naiki-Jäger lag auf dem Rücken, ausgestreckt auf seinem Bettlager und starrte gedankenverloren auf die Deckenbalken über ihm. Viel konnte er dort nicht erkennen, denn er hatte die Fenster mit Fellen verhängt, sodass es dunkel in seiner Behausung war.
»Taderijmon«, sprach ihn Metaha leise an, »was soll aus dir werden? Ich bin ratlos und weiß nicht, wie ich dir noch helfen kann. Deine äußeren Wunden sind verheilt. Ich habe versucht das Schlimmste zu verhindern und setzte all meine Kenntnisse über die Heilmagie für deine Genesung ein. Das ist mir geglückt, obwohl ich nicht so geschickt wie eine Orna dabei bin. Dir fehlt nichts. Du könntest längst wieder jagen und dich an den Ratssitzungen beteiligen.«
»Sieh mich an«, sagte Taderijmon, »aber das kannst du ja nicht. Wie soll ich einer blinden, alten Frau erklären, wie ich mich fühle?«
»Für mich siehst du aus wie immer. Ich höre deine Stimme und fühle deine Nähe. Und doch hast du dich sehr verändert, mehr noch als dein Bruder Baijosto durch den Fluch, wie mir scheint.«
»Wo treibt er sich herum? Ich habe ihn lange nicht gesehen.«
»Ich musste ihn für eine Weile wegschicken. Kallya fürchtet sich in seiner Nähe und nutzt ihre Möglichkeiten, um die Siedlung gegen ihn aufzuhetzen. Taderijmon, wir brauchen dich. Das Mädchen hört auf dich. Warum sie auf einen solchen Dummkopf hört, ist mir ein Rätsel. Immerhin könnten wir deinen Einfluss nutzen, wenn du nur wolltest. Sei vernünftig und nimm dein Leben wieder auf. Wenn du es nicht für mich tust, dann wenigstens für deinen Bruder. Ich fürchte, dass er bald aus der Siedlung fortgejagt wird. Dann werden
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