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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sie ihn wie ein Tier verfolgen, bis sie ihn gestellt und getötet haben. Wir müssen handeln, bevor es so weit kommen kann.«
    »Er ist ein verdammter Krolak! Manchmal bin ich mir nicht mehr sicher, ob er mein Bruder ist. Vielleicht starb er, als der Fluch auf ihn übersprang. Nur du weißt, was in jener Nacht geschehen ist, als du ihn behandelt hast.«
    »Das darfst du nicht sagen«, antwortete Metaha erschrocken, »nicht einmal so denken solltest du. Du redest wie Kallya. Hat sie dich etwa beeinflusst? Er ist dein Bruder. Was vor ihm keinem gelang, hat er geschafft. Er hat den Krolak in sich besiegt und lenkt ihn.«
    »Schon gut, du sprichst wahr. Er ist mein Bruder und zugleich mein bester Freund. Das wird sich nicht ändern. Und was Kallya angeht, so lasse ich mich nicht von einem Kind umdrehen. Im Übrigen wird dies niemandem gelingen. Wenn du mich fragst, kommt das Mädchen nur zu mir, um mich zu bemitleiden. Ich habe jedes Mal den Eindruck, dass sie dieses Gefühl auf seltsame Weise braucht und sich dabei gut und überlegen zugleich fühlt.«
    Metaha dachte nach. Sie war erstaunt, wie scharf Taderijmon den Lesvaraq beobachtet hatte und nach ihrer Ansicht die richtigen Schlüsse aus den Besuchen gezogen hatte. Ihr selbst war ein ähnliches Verhalten an dem Lesvaraq aufgefallen. Welch schwierige Aufgabe hatte sich die Hexe nur ausgesucht? Womit hatte sie das in ihrem hohen Alter verdient? Pavijur, der letzte Lesvaraq des Lichts, war schon groß und reif gewesen, als sie ihm zum ersten Mal begegnet war und er sich anschließend dazu entschlossen hatte, sie als seine Schülerin aufzunehmen und später als Hexe dienen zu lassen. Der Lohn für diese Ehre war eine äußerst lehrreiche und machtvolle Zeit an der Seite des Lesvaraq, die sie stolz und mächtig gemacht hatte. Mit Kallya war das anders. Sie unterschied sich von Pavijur so sehr, dass Metaha an manchen Tagen dachte, sie würde das Kind niemals erziehen und auf den richtigen Weg bringen können. Aber sie hatte eine Theorie, warum Kallya zuweilen ein solches Extrem darstellte. Ihre Ausstrahlung in Form einer reinen Lichtgestalt war enorm. Selbst die Schatten verschwanden in ihrer Gegenwart und versteckten sich vor dem grellen Licht des Lesvaraq. Die Erklärung, die sich Metaha zurechtgelegt hatte, war denkbar einfach. Sie vermutete, dass das Gleichgewicht der Mächte daran schuld war und mit der Geburt Kallyas ein deutliches Gegengewicht zur derzeit überwiegenden Dunkelheit schuf. Sie hatte davon gehört, dass es auf dem Kontinent Fee ähnlich eindeutige Polarisierungen gab, die entweder nur schwarz oder weiß waren. Für jedes Wesen der Nacht gab es ein entsprechendes Wesen des Tages. Lediglich die Drachen waren von dieser Regel ausgeschlossen: Sie bildeten einen dritten Pol der Macht, der sich zwischen den starken Polen von Tag und Nacht aufrieb. Die Drachen hätten diesen Kampf zwischen den Mächten nicht überlebt – so nahmen die Magiebegabten auf Ell an –, wenn sie nicht aus ihrer Geburtsstätte Fee geflohen und sich mithilfe einer Symbiose mit den Tartyk auf Ell niedergelassen hätten. Nur auf diese Weise war es den Drachen schließlich gelungen, zu überleben. Das jedoch war Kryson in seiner reinsten Form. Zur Gänze verstehen konnte dies nur ein Magier, der Fee mit eigenen Augen gesehen hatte. Kallya kam diesem Prinzip der Eindeutigkeit schon sehr nahe, obwohl das auf Ell ungewöhnlich war und bislang, soweit sich Metaha erinnern konnte, in dieser Ausprägung noch nicht vorgekommen war. Sollte ihre Vermutung stimmen, dann konnte Kallya nichts für ihre Ablehnung der Dunkelheit. Sie musste so handeln, wie es nun bereits im Kindesalter vorgezeichnet war. Dies bedeutete allerdings, dass, solange die Waagschale ein Übergewicht zugunsten der Nacht zeigte, sie keine Möglichkeit hatten, den Lesvaraq auf einen gemäßigteren Kurs zu bringen. Auf der anderen Seite musste, der Gesetzmäßigkeit ihrer durchaus logischen Annahme folgend, der zweite Lesvaraq weitaus gemäßigter sein und wahrscheinlich eine nur schwer wahrnehmbare Ausprägung für die Dunkelheit haben. Womöglich war dieser Lesvaraq irgendwo in der Mitte zwischen den beiden Gegenpolen anzusiedeln und hegte womöglich eine gewisse Zuneigung für das Licht. Das konnte durchaus seine Vorteile haben, machte es ihn doch weitaus vielfältiger in der Wahl seiner Mittel zur Wahrung des Gleichgewichtes. Andererseits ließ sich ohne Weiteres die Gegenmeinung vertreten, denn es konnte eine Schwäche

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