Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
ursprüngliche Gestalt als seinesgleichen zu erkennen gab. Er erwog, eine Auseinandersetzung im Kampf zu vermeiden, die für einen von ihnen tödlich enden würde. Im Lauf bemerkte er, dass ihm seine Beine nicht mehr gehorchen wollten. Der Krolak knickte mit den Vorderbeinen ein und landete mit dem Gesicht auf dem Boden. Solange sein Geist nicht betäubt war und er den Krolak beherrschen konnte, musste er handeln. Noch während er sich verwandelte, schleppte er sich mühsam voran und blieb schließlich keuchend und erschöpft vor dem Eingang der Hütte liegen, in die sich der Schütze vor dem wütenden Verfolger gerettet hatte. Der Kopf eines Naiki schob sich aus dem Eingang und sah sich vorsichtig um. Baijosto erkannte das Gesicht des Jägers, bevor die Lähmung seine Gedanken erfasste und ihm das Bewusstsein raubte.
Ikarijo …, dachte der Waldläufer überrascht und versank in der Welt der Träume.
»Wie geht es dir?«, fragte Kallya.
»Ich fühle mich deutlich besser«, antwortete Taderijmon.
Der Lesvaraq hatte den Naiki-Jäger auf Weisung Metahas aufgesucht. Das war ihr recht, entkam sie doch auf diese Weise der schlechten Laune und den Vorwürfen der Hexe, wenn es um ihre Ablehnung des verfluchten Krolak ging.
»Erzähle mir von deinem Bruder!«, bat Kallya den Waldläufer. »Ich weiß nicht viel über ihn, außer dass mir in seiner Nähe kalt wird und ich mich vor ihm fürchte. In ihm schlummert etwas Dunkles, das jederzeit auszubrechen droht und mich vernichten könnte. Metaha sagt, ich dürfe nicht verlangen, dass er sich von der Siedlung fernhält, und sie wird sehr böse, wenn ich mit den anderen über ihn rede. Sie denkt, ich stachle die Naiki gegen ihn auf und verbreite böses Blut.«
»Ist das so? Was redest du mit den Naiki der Siedlung über Baijosto?«
»Ich sage ihnen, dass ich ihn nicht um mich haben will und sie ihn fortjagen sollen!« Die Offenheit des Lesvaraq erstaunte den Waldläufer.
»Er ist mein Bruder und ein guter Naiki, Kallya. Ich liebe ihn. Jedes deiner Worte gegen ihn schmerzt mich. Wird er fortgejagt, werde ich mit ihm gehen. Die Siedlung ist unsere Heimat, der Ort, an dem wir aufwuchsen und uns geborgen fühlen. Verliert er die Sicherheit der Familie und die Freundschaft der Naiki, wird er sich sehr verändern. Er braucht die Siedlung und die Siedlung braucht ihn.«
»Das ist mir gleichgültig. Sollen sie ihn jagen, erlegen und ihm sein Fell abziehen. Ein Krolak ist dunkel und böse.«
»Kallya! Wie kannst du so etwas sagen?« Taderijmon war entsetzt. »Ich vertraue ihm mein Leben an. Immer noch, obwohl er den Fluch in sich trägt. Der Fluch ist böse, aber nicht Baijosto. Wie oft hat er mir in den Wäldern das Leben gerettet und ich ihm das seine. Er hat deine Mutter und dich vor einem furchtbaren Schicksal bewahrt. Der Preis, den er dafür zahlen musste, war hoch. Viel zu hoch, wie sich nun herausstellt. Der Fluch des Krolak traf ihn und wird bis zu seinem Ende nicht mehr von ihm lassen. Verstehst du nicht, was das bedeutet? Er hat sich für dich geopfert. Sicher nicht bewusst, sondern aus Unachtsamkeit. Doch das Ergebnis seines Handelns ist identisch und ein Übel, mit dem er fortan leben muss.«
»All dies liegt in der Vergangenheit und bedeutet nichts. Ein sinnloses Opfer, wenn es denn tatsächlich eines gewesen wäre. Lebst du in der Erinnerung, wirst du dein Leben vergeuden. Dein Bruder ist nicht mehr der, der er einmal war. Er hat sich verändert, und das, was aus ihm geworden ist, muss bekämpft werden. Ein Lesvaraq blickt nach vorne in die Zukunft. Was einst war oder warum etwas so geworden ist, wie es sich uns heute zeigt, darf uns nicht davon abbringen, das Richtige zu tun. Ein Lesvaraq verändert und schafft eine Welt im Gleichgewicht, die ihm gefällt. Dein Bruder stört das Gleichgewicht und ist ein unnatürlicher Teil der Dunkelheit, die Ell im Augenblick beherrscht. Ich kann nicht gutheißen, dass er sich frei in der Siedlung bewegt, wie es ihm, dir oder Metaha gefällt. Er unterliegt der Veränderung wie alle anderen Dinge, mit denen sich ein Lesvaraq beschäftigt, und wird am Ende weichen oder sterben müssen.«
»Du willst mir also damit sagen, dass Baijosto gehen muss, weil er dich stört?«
»Nein«, antwortete Kallya mit einem kindlich mädchenhaften Lächeln auf den Lippen, »er kann genauso bleiben und sterben. Einen anderen Ausweg gibt es nicht. Die Gefahr muss an ihrer Wurzel vernichtet werden.«
»Aber Metaha hat den Fluch gemildert. Es gibt
Weitere Kostenlose Bücher