Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
angebracht, dass sie den jeweiligen Insassen zwar nicht töteten, ihm aber unbeschreibliche Qualen verursachten. Die Eisendorne wie auch die gesamte Box konnten von außen erhitzt und zum Glühen gebracht werden. Die Praister hatten diese Methode oft eingesetzt, wenn sie die Qualen der Gefolterten noch steigern wollten.
»Was habt Ihr vor?«, fragte Malidor, das Unvermeidliche bereits vor Augen.
Thezael sah sich in der Runde der Praister um und setzte ein verschmitztes Lächeln auf.
»Wir werden dich auseinandernehmen, wieder zusammensetzen und erneut zerlegen. So lange, bis du dich von den Saijkalrae lossagst, Saijkalsan«, war seine Antwort auf die Frage Malidors.
»Lasst mich gehen«, flehte Malidor, »ich werde ein gutes Wort bei den Saijkalrae für Euch einlegen.«
Thezael lachte lauthals auf und drehte Malidors Kopf dieses Mal so, dass er einen Blick auf einen neben der Streckbank stehenden Tisch werfen konnte, auf welchem die Praister ihre Werkzeuge abgelegt hatten. Messer mit kurzen, langen und gezackten Klingen, eine Säge, Zangen unterschiedlicher Größe und Stärke, zwei Hämmer und nach seinem Geschmack zu viele rostige Eisennägel. Neben dem Tisch stand auf einem Eisengestell in derselben Höhe eine steinerne Schale, in der sie eine Feuersglut entfacht hatten und einen eisernen Stab zum Glühen brachten.
»Du wirst frei sein, wenn du ihnen entsagst. Das verspreche ich dir«, sagte Thezael.
»Ich … kann nicht«, antwortete Malidor.
»Noch nicht.« Thezael gab dem ihm am nächsten stehenden Praister kopfnickend ein Zeichen. »Nach einer Hora werde ich dich noch einmal fragen.«
Der oberste Praister drehte sich um, verließ die Kammer ohne ein weiteres Wort und ließ Malidor mit den Folterknechten alleine in der Kammer zurück. Die Tortur begann.
»Rajuru, meine Liebe«, schmeichelte der dunkle Hirte, »du hast endlich einen Weg gefunden, deinen Zerfall aufzuhalten und rückgängig zu machen.«
»Das tat ich nur für Euch, mein Hirte«, sagte sie mit gehauchter Stimme.
Ein breites Grinsen zeigte den umstehenden Saijkalsan die schwärzesten Zähne ihres Herrn und Meisters. Während er sich lüstern mit der Zunge über die Lippen fuhr, umfassten seine Hände ihre Hüften. Er zog sie dicht an sich und sog tief ihren Duft ein. Rajuru wähnte sich am Ziel ihrer Träume, zitterte am ganzen Leib vor Erregung und genoss jede seiner Berührungen, die sie so lange vermisst hatte. Mit den Fingern fuhr der dunkle Hirte behutsam die Konturen ihres Gesichts nach. Sie war ohne Zweifel schön. Er konnte keinen Makel entdecken. Das zärtliche Spiel des dunklen Hirten und der Saijkalsanhexe wurde von Tallia argwöhnisch beobachtet. Die junge Frau hatte Rajurus Absichten, den dunklen Hirten für sich gewinnen zu wollen und sie von dessen Seite zu verdrängen, durchschaut. Sie trat näher heran und schnüffelte von hinten an Haut und Haaren der verjüngten Hexe.
»Sie täuscht uns!«, sagte Tallia plötzlich triumphierend. »Ihre Jugend und Schönheit ist nicht von Dauer. Ein Blutschwur und die Gefräßigkeit einer alten Hexe stecken hinter ihrem Betrug. Aus eigener Kraft kann sie ihren Zustand nicht aufrechterhalten. Sie wurde zu einer Seelenfresserin, um Euch zu gefallen, mein Hirte.«
Als der dunkle Hirte die Worte Tallias vernommen hatte, hielt er inne und stieß Rajuru grob von sich. Sie fiel erneut zu Boden und wusste nicht, wie ihr geschah. Wie hatte dieses Mädchen ihren Zauber erkannt? Was oder wer war sie? Kallahan hatte sie mitgebracht und als seine Schülerin vorgestellt. Sie konnte sich in so kurzer Zeit unmöglich zu einer für sie gefährlichen Kontrahentin mit ebenbürtigen Fähigkeiten entwickelt haben.
»Ist das wahr?«, herrschte Saijrae die Hexe an. »Du hast die Folgen des Alterns nicht überwunden und spielst mir etwas vor?«
»Nein, Saijrae. Glaubt mir. Ich … ich habe einen Weg gefunden, der mir die Jugend zurückbringt«, stammelte Rajuru verunsichert, »nur für Euch! Gut, ich gebe es zu. Die Wirkung ist nicht von Dauer und muss von Zeit zu Zeit erneuert werden. Aber es ist ein erster Schritt, Saijrae. Ich liebe Euch und Ihr werdet mich wieder lieben. Ich gehöre Euch mit Leib und Seele. Und Ihr gehört mir. Es wird so sein, wie es einst zwischen uns war. Vergesst dieses Mädchen! Jagt sie aus den heiligen Hallen. Sie wird Euer Verderben sein, mein Hirte. Vertraut meiner Erfahrung und setzt auf unbedingte Treue. Wenn Ihr es nicht tut, werde ich es für Euch vollbringen. Was kann
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