Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Gefahr.«
»Ihr meint, sie wollte Euren Anweisungen nicht Folge leisten. Habt Ihr das Wesen der Regentin unterschätzt?«
»Möglich. Wahrscheinlicher ist jedoch, dass sie uns ihre Naivität lediglich vorgespielt hat und ihr wahres Gesicht erst zeigte, nachdem sie die Nachfolge ihres Vaters angetreten hatte.«
»Wie dem auch sei«, unterbrach der dunkle Hirte den Praister, »Tut-El-Baya und der Palast liegen nun in Euren Händen. Ihr wärt also in der Lage, die Klanlande zu kontrollieren und die Lesvaraq ausfindig zu machen, sofern sie sich in dem von Euch beherrschten Bereich befinden. Thezael, ich könnte einen starken Verbündeten brauchen. Wollt Ihr mein Statthalter der Klanlande sein?«
»Welchen Nutzen hätte ich davon, wenn ich mit den Saijkalrae zusammenarbeiten würde?«, fragte Thezael. »Warum sollte ich Statthalter sein, wenn ich die Herrschaft haben kann?«
»Nicht schlecht, mein Freund«, sagte der dunkle Hirte, »… und gewagt. Ihr stellt Forderungen in den heiligen Hallen? Was glaubt Ihr als Antwort zu erhalten?«
»Ihr ludet mich ein und machtet mir ein Angebot. Wie Ihr schon sagtet, die Regentschaft über die Klanlande liegt in meinen und der Praister Hände. Wir können einen Pakt der Ruhe schließen. Zumindest für einige Zeit. Oder wir verfolgen Euch und Euresgleichen weiter, wie wir es seit Ulljans Ableben stets getan haben. Würde ich Eurem Vorschlag zustimmen, erlangtet Ihr einen Vorteil, den zu billigen ich nicht bereit bin. Die Praister stünden mit leeren Händen da, weil sie Euch, entgegen ihren Grundsätzen, fortan folgen müssten. Ihr solltet mir also eine Gegenleistung bieten. Und angemessen sollte sie sein.«
»Ihr müsstet Eure Zeit und Kraft nicht länger für die Bekämpfung der Saijkalrae und Saijkalsan verschwenden. Das wäre ein entscheidender Nutzen für die Praister. Schutz und Sicherheit in der neu errungenen Regentschaft könnte ich Euch ebenfalls gewähren. Sie ist keineswegs sicher, solange das Fürstenhaus Alchovi Anspruch auf die Regentschaft erheben könnte.«
»Alchovi lasst ruhig meine Sorge sein. Wir kümmern uns bereits darum.«
»Schön, wie ich sehe, seid Ihr ein umsichtiger Mann. Nun … ich könnte Euch in der Tat in Ruhe gewähren lassen, statt Euch die Regentschaft gewaltsam zu entreißen, und einen meiner getreuen Saijkalsan an Eurer statt einzusetzen.«
»Darauf ließe ich es ankommen«, zeigte sich Thezael von der Drohung unbeeindruckt. »Ihr wisst, dass wir der Macht der Saijkalrae durchaus gewachsen sind.«
»Wer kann dies mit Gewissheit behaupten, wenn er es nicht mit eigenen Augen gesehen hat. Das sind nur Worte, Thezael. Eine leere Hülle, die Ihr durch Geschwätz zu füllen glaubt. Ihr behauptet, Eure Kraft käme von den Kojos, Ihr ständet mit den Schatten im Bunde. Das ist Eure Rede. Doch nie zuvor tratet Ihr gegen mich oder meinen Bruder an und habt Eure Macht mit der unseren gemessen. Wie wollt Ihr da annehmen, Ihr könntet in einem magischen Kampf bestehen. Gewiss, der ein oder andere bedauernswerte Saijkalsan ging durch die Folter der Inquisition zugrunde. Ein Bauernopfer nenne ich das. Bedauerlich zwar, aber verkraftbar. Ihr solltet jedoch nicht zu sehr auf die Macht der Kojos vertrauen, wo Ihr doch die Magie ablehnt und sie dann doch selbst für Eure Zwecke einsetzt. Ihr Praister seid ein Widerspruch in Euch selbst. Zweifelt Ihr nicht mitunter daran, ob die Kojos existieren? Habt Ihr je einen gesehen?«
»Das ist Blasphemie«, erhob Thezael seine Stimme, »die Kojos sind überall und ihre Macht ist unbegrenzt. Wie könnt Ihr es wagen, sie infrage zu stellen. Selbst Ihr werdet Euch ihrem Willen beugen müssen.«
Das Gesicht des Praisters war vor Zorn rot angelaufen und er fuchtelte zum Entsetzen der Saijkalsan aufgebracht mit den Armen vor dem Gesicht des dunklen Hirten. Der dunkle Hirte verlor allmählich die Geduld und bereute, den widerspenstigen Gast zu der Versammlung der Saijkalsan überhaupt eingeladen zu haben. Er würde diese Unterredung rasch beenden müssen, wenn er nicht den Respekt der ihm dienenden Saijkalsan verlieren wollte.
»Nein«, schrie Saijrae, »das werde ich nicht. Und Ihr? Ihr werdet meinen Vorschlag besser überdenken, sonst wird das Vergnügen Eurer Herrschaft nur von kurzer Dauer sein.«
»Die Herrschaft ist ohnehin wertlos, wenn alles zerfällt. Beendet die Zeit der Dämmerung und beseitigt die Geißel der Schatten, dann erst werde ich mit Euch über ein Zusammenwirken unserer Orden sprechen!«,
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