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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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erdreistete sich Thezael.
    »Niemals«, zeigte sich der dunkle Hirte entsetzt, »die Zeit der Dämmerung ist Teil meines Plans. Sie wird Ell auf die Dunkelheit vorbereiten. Das Gleichgewicht verschiebt sich durch sie zu meinen Gunsten.«
    »Dann gibt es nichts mehr zu sagen«, meinte Thezael.
    »So bleiben wir weiterhin Feinde?«, fragte Saijrae.
    »Wohlan, das waren und das bleiben wir«, antwortete Thezael trocken und kehrte dem Saijkalrae-Bruder den Rücken zu.
    »Sterbt, elender Praister. Hier und jetzt!«, ereiferte sich der dunkle Hirte plötzlich. »Tallia, Saijkalsan … zeigt ihm unsere Macht und tötet ihn.«
    Sofort kam Bewegung in die Gruppe der Saijkalsan, die dem Streit mit staunenden Ohren zugehört hatten. Sie hatten nicht glauben wollen, dass Saijrae ihrem ärgsten Feind tatsächlich ein solches Angebot unterbreitet hatte und ihn zum Verbündeten machen wollte. Selten hatten sie Gelegenheit erhalten, in Überzahl einem der ihnen so verhassten Praister, die ihnen das Leben schwer gemacht und viele Freunde zu Tode gefoltert hatten, entgegenzutreten. Ihre Welt würde wieder in Ordnung kommen, wenn sie Thezael die Schmerzen und die Entbehrungen der Inquisition endlich heimzahlen durften. Er sollte für all das leiden, was die Praister den Saijkalsan jemals angetan hatten. Ihre Augen funkelten in Vorfreude auf das kommende Fest, den Praister in kleine Stücke zu zerteilen und ihn dabei doch möglichst lange am Leben zu lassen.
    Doch Thezael hielt eine Überraschung für sie bereit. Er breitete die Arme aus und rief die Schatten zu sich. Plötzlich erfüllte ein schwarzer Nebel die heiligen Hallen, wurde dichter und dichter und sammelte sich um den Praister.
    »Haltet ihn!«, schrie der dunkle Hirte, der die Absicht Thezaels und die Nähe der Schatten sofort erkannt hatte. »Er flieht. Lasst ihn nicht entkommen.«
    Grelle Blitze zuckten von allen Seiten durch die Hallen und versuchten, die sich um Thezael verdichtenden Schatten zu durchdringen und den Praister zu verletzen. Rajuru bemerkte als Erste die Sinnlosigkeit ihrer Angriffe und sprang mit einem gewaltigen Satz auf die immer größer und dichter werdende wabernde Schattenwand zu, wurde jedoch vehement zurückgeworfen und landete rücklings vor den Füßen des dunklen Hirten, der sie lediglich entgeistert anstarrte. Malidor wollte der Saijkalsanhexe beistehen und hatte gesehen, wie sie in ihrem Versuch, den Praister aufzuhalten, gescheitert war. Seine rasche Auffassungsgabe half ihm, ihren Fehler sofort zu erkennen und zu vermeiden. Vorsichtig näherte er sich der den Praister umhüllenden Erscheinung und griff quälend langsam Zoll für Zoll mit beiden Armen durch die Schattenwand hindurch. Durch die langsamen Bewegungen ließen ihn die Schatten durch sich hindurchgreifen, bis er mit den Händen den Stoff von Thezaels Gewand spürte und zu fassen bekam. Mit einem kräftigen Ruck versuchte er den Praister aus dem Schutzwall herauszuziehen. Aber die Schatten gaben ihren Herrn nicht frei. Malidor zuckte zusammen. Ein Stechen in seiner Hand veranlasste ihn, seine Arme zurückziehen zu wollen. Stattdessen wurde er von Thezael gepackt und in den schützenden Kreis gezogen. Entsetzt blickte er dem Praister in die Augen, der ihn kalt und triumphierend anlächelte.
    »Du kommst mit mir, Saijkalsan!«, flüsterte Thezael.
    Malidor sank zu Boden. Alles drehte sich um ihn, Thezael und die im Kreis tanzenden Schatten, die den übrigen Saijkalsan und dem dunklen Hirten ein Durchkommen inzwischen unmöglich machten. Durch den Anblick wurde ihm schwindelig und eine Übelkeit überkam ihn, die seinen Magen verkrampfen ließ. Schließlich verlor er das Bewusstsein und sank in den Armen des Praisters zu Boden.
    »Wir sehen uns in den Folterkammern wieder«, dröhnte die hasserfüllte Stimme des Praisters durch die Dunkelheit der heiligen Hallen.
    Sein anschließendes Lachen zerriss den schwarzen Nebel so plötzlich, wie sich dieser gebildet hatte. Thezael war verschwunden und mit ihm Malidor. Die Schatten stoben auseinander und stürzten sich begierig auf die Saijkalsan, die dem unerwarteten Angriff schutzlos ausgeliefert waren.
    »Tallia« befahl der dunkle Hirte seiner Braut, »gebiete ihnen Einhalt, bevor es zu spät ist! Die Schatten brauchen das Licht. Entziehe es ihnen. Die Dunkelheit sei dein!«
    Tallia hatte verstanden. Ihre Hände berührten den dunklen Hirten, der ihr durch den Kontakt von seiner Kraft gab. Sie öffnete die Lippen, verdrehte die Augen und

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