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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Eindruck entstand, das Gebäude sei unbewohnt. Die wilde Horde bestand neben Vargnar aus acht weiteren Kriegern, drei Eisprinzessinnen, fünf steinkundigen Frauen, fünf Wächterinnen, zehn Steinmetzen, drei Architekten, sieben Baumeistern und dem König selbst. Sie alle hatten einen Felsenfreund bei sich.
    Vargnar und Goncha hatten die Burg während der Aufräumarbeiten tage- und nächtelang auf der Suche nach dem Thron durchforstet, bis sie das steinerne Möbelstück schließlich in der Dunkelheit des Verlieses gefunden und in die Halle des Königs geschleppt hatten. Über der hohen Lehne waren die Insignien der Felsgeborenen eingemeißelt worden. Es war die bekannte Faust, die einen Hammer führte, der wiederum auf einen Meißel schlug und am Ende einen Stein spaltete. Aus einem Stück gehauen besaß der Thron einen einzigen massiven Sockelfuß, auf dem sich die rundlich ausgearbeitete Sitzfläche befand. Die Armlehnen endeten im in Stein gehauenen Bildnis einer Echse.
    Vargnar folgte dem Ruf seines Vaters in die Halle des Königs gegen Ende der Tsairu, die sich nach Verdunkelung der Sonne nicht wesentlich vom Rest des Tages unterschied. Es war ein seltsamer und zwischenzeitlich ungewohnter Anblick geworden, den König auf seinem Platz thronen zu sehen. Vargnar musste von der Treppe bis zum Thron seines Vaters zweihundert große Schritte zurücklegen, bis er vor Saragar stand und auf die Eröffnung des Gesprächs durch den König wartete. Das war ein ungeschriebenes Gesetz. Lediglich der König durfte eine Unterhaltung beginnen. Das Wort wurde gnädigerweise durch Saragar und niemanden sonst erteilt. Das galt sogar für seine Söhne.
    »Es ist erstaunlich, nach all den Sonnenwenden erscheint mir die Burg unverändert. Alles steht an seinem Platz, als hätten wir die Stätte niemals verlassen«, meinte Saragar erfreut.
    »Vater! Ich kann dir versichern, dass sich die Burg sehr verändert hatte, als ich vor zehn Tagen mit Goncha eintraf. Über Tausende von Sonnenwenden haben die Steine den Fluch des Quadalkar geatmet. Die Burg war verdorben. Wir haben die Zeit des Wartens genutzt, um dir deine Rückkehr so angenehm wie möglich zu gestalten«, erwiderte Vargnar.
    »Das weiß ich zu schätzen, mein Sohn. Und wie ich sehe, habt ihr beide gute Arbeit geleistet. Ich kann keinen Unterschied erkennen, und glaube mir, die Erinnerung an die Burg ist nicht verblasst; als wäre es erst gestern gewesen und unsere Flucht läge nicht schon Tausende von Sonnenwenden in der Vergangenheit. Aber sage mir, wo sind die Wächtergolems? Hast du sie nicht zu deinem Schutz zur Burg gerufen? Ich habe sie für dich in der Schlucht bei den Steingräbern eigens zu diesem Zweck zurückgelassen.«
    »Nein, Vater. Ich habe sie ausgeschickt, die Mauern vom Haus des hohen Vaters und der heiligen Mutter einzureißen.«
    Saragar schien erschrocken, auch wenn seine Gesichtszüge keine Veränderung aufwiesen. Die Einmischung in die Angelegenheiten der Bluttrinker und der Bewahrer gefiel ihm nicht. Zu frisch war die Erinnerung an den langen Schlaf in den Steinen.
    »Aber … warum … hast du das getan?« Seine Stimme erzitterte im Kopf des Prinzen und klang verunsichert.
    »Quadalkars Kinder zogen aus, die Bewahrer zu besiegen und die Klanlande zu erobern.« Vargnar antwortete mit fester, von seiner Entscheidung überzeugter Stimme. »Feind steht gegen Feind. Sie werden sich gegenseitig vernichten. Zumindest jedoch schwächen. Die Belagerung der Bluttrinker könnte ewig dauern, sollten sich die Sonnenreiter nicht dem offenen Kampf stellen. Wir haben nicht die Zeit, um auf den Ausgang dieses Kampfes zu warten und tatenlos zuzusehen, wer am Ende siegen wird. Wir müssen uns einem der Lesvaraq anschließen, ehe es zu spät ist und die Saijkalrae seiner habhaft werden. Gleichgültig ob Bewahrer oder Bluttrinker als Sieger das Schlachtfeld verlassen werden, wir gewinnen in jedem Fall. Je früher die Entscheidung fällt, umso größer wird unser Vorteil sein und umso besser die Möglichkeit, den Lesvaraq vor dem Zugriff der Saijkalrae zu schützen.«
    »Ich verstehe dich nicht, mein Sohn. Du redest von den Lesvaraq, die noch an der Brust ihrer Mutter liegen, und spielst mit der Waagschale des Gleichgewichts, als wäre dies ein Kinderspiel. Welchen Vorteil versprichst du dir davon, der uns Felsgeborenen helfen soll die alte Stärke wiederzuerlangen? Sobald die Bewahrer die Wächtergolems erkennen, werden sie wissen, dass die Burnter zurück sind, und uns

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