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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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benötigten Nahrung ging.
    »Quadalkar wird nicht gefallen, was ihr beide auszuhecken gedenkt«, meinte Renlasol. »Von dir, Drolatol, hätte ich mehr Loyalität erwartet. Wir waren Freunde und nun fällst du uns in den Rücken?«
    Drolatol drückte Jafdabh die Zügel in die Hand und drehte sich auf dem Kutschbock nach Renlasol um. Ungeachtet der Warnungen, die er erhalten hatte, und der Tatsache, ob dies angesichts der zu erwartenden, den Königskindern nachgesagten Fähigkeiten eine gute Idee war, wollte er dem Bluttrinker in die Augen blicken, wenn er mit ihm redete. Vielleicht war vom Wesen des alten Freundes nach der Verwandlung etwas übrig geblieben. Wenn nicht, dann hatte er wenigstens Gewissheit und musste kein schlechtes Gewissen haben, sollte er je eine Gelegenheit erhalten, Renlasol von den Auswirkungen des Fluches zu erlösen.
    »Loyalität? Gegenüber den Bluttrinkern? Was erwartest Du, Freund ?«, antwortete Drolatol gereizt. »Du musst vollkommen den Verstand verloren haben, als sie dich veränderten. Der Renlasol, den ich einst kannte, ist tot. Ein Fluch lastet auf deiner schwarzen Seele und du bist ein verdammter Bluttrinker geworden. Ein Geschöpf der Dunkelheit. Ich würde dir ohne zu zögern den Kopf abschlagen und dein Herz herausschneiden, wenn ich dürfte. Aber mein Herr will unbedingt seine Geschäfte mit deinem Meister zu Ende bringen.«
    »Es wird auch besser für ihn sein, wenn er sich an die Vereinbarungen hält. Du solltest ihn nicht davon abbringen wollen. Yabara kann sehr ungehalten werden, wenn sie den Eindruck bekommt, sie würde betrogen«, drohte Renlasol. »Ich denke, ich sollte dir eine Lektion erteilen.«
    »Ach, Renlasol«, seufzte Drolatol, »werde endlich erwachsen. Es tut mir unendlich leid, was mit dir und den anderen geschehen ist. Könnte ich es rückgängig machen, ich würde alles dafür geben.«
    »Schweig!«, herrschte Renlasol den Sonnenreiter an, konnte er doch dessen Kritik kaum ertragen.
    Das Königskind ärgerte sich gewaltig über Drolatol, der ihn offenkundig nicht ernst nahm. Sie hatten sich stets gut verstanden und im Gegensatz zu dem Küchenjungen Pruhnlok, den er nun führen musste, hätte er mit niemandem lieber das Zelt geteilt. Doch nun war alles anders geworden. Die Freundschaft und das Vertrauen waren zerbrochen. Sie standen sich als Feinde gegenüber, die sich belauerten. Jeder wartete nur auf eine günstige Gelegenheit, den anderen zu töten. Lediglich die strikten Anweisungen ihrer jeweiligen Herren hinderten sie daran, aufeinander loszugehen.
    Eine solch deutliche Geringschätzung hatte Renlasol an diesem Tag gerade noch gefehlt. Die Bluttrinker zollten ihm als Königskind wenigstens den notwendigen Respekt, den er gesucht hatte, und sie folgten seinem Wort. Das gefiel ihm und hatte sein Selbstbild in den vergangenen Wochen und Tagen gestärkt. Endlich fühlte er sich dadurch bestätigt und wurde bei dem, was er tat, ernst genommen. Bis auf jenen alles zerstörenden und frustrierenden Moment, in welchem sie aus der Burg aufgebrochen waren, um gegen die Bewahrer zu ziehen.
    Yabara durfte die Kriecher in die Schlacht führen, die zugleich die Vorhut der Bluttrinker und die erste Angriffswelle bilden sollten. Es waren viele, unzählig viele. Und Yilassa hatte das große Los gezogen. Sie schritt als erste Kriegerin mit dem Königsschwert stolz und zielstrebig den Bluttrinkern voran. Was ihn allerdings anging, so hatte ihm Quadalkar die in seinen Augen undankbare Aufgabe zugedacht, die Nachhut zu bilden und für den notwendigen Nachschub während der Belagerung zu sorgen. An seiner Seite befand sich ein zu fetter, ungezügelter Kriecher, den er auf Beutezügen kaum satt bekam. Was nutzte ihm dieses Geschenk? Es belastete ihn mehr, als dass es ihm einen Vorteil einbrachte. Selbst als Kriecher war Pruhnlok kein Schutz für ihn.
    Renlasol hatte darauf gehofft, eine entscheidende Rolle bei der Belagerung spielen zu dürfen. Immerhin kannte er das Haus des hohen Vaters mindestens genauso gut wie Yilassa und er hatte doch bewiesen, dass er nicht nur ein guter Bluttrinker, sondern in der Lage war, einen Bewahrer zu töten. Der Tod des Letztgängers Zachykaheira und damit die Überwindung einer entscheidenden Hürde für den Befreiungsmarsch in die Klanlande war ihm zu verdanken. Führte er allerdings die Nachhut an, würde er kaum Berührung mit dem Feind bekommen und keine Gelegenheit erhalten, seine Fähigkeiten zu nutzen und seinem neuen Herrn zu zeigen,

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