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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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offensichtlich darauf an, die Sonnenreiter hinter den Mauern hervorzulocken. Wagten die Ordensbrüder einen solchen Ausfall, um die immer wieder anstürmenden Kriecher zurückzuschlagen und von den Toren abzuhalten, warteten Königskinder und Quadalkars Kinder unmittelbar dahinter auf sie, um über die Unvorsichtigen herzufallen und diese niederzumachen. Tatsächlich vermutete Madhrab die Absicht dahinter, sie wollten lediglich ihre eigene Angriffsmacht dadurch verstärken. Gelang es ihnen, einen Bewahrer zu überwältigen und durch den Fluch zu verwandeln, gewännen sie einen starken Verbündeten für den weiteren Kampf hinzu.
    Der Lordmaster wusste, dass dieses Vorhaben nicht einfach umzusetzen war. Die Bewahrer waren eine eingeschworene Gemeinschaft von erfahrenen und kampferprobten Kriegern, die angewiesen waren, durch eigene Hand zu den Schatten zu gehen, bevor es zu einer Verwandlung kommen konnte. Und er kannte seine Brüder, die der Anweisung ohne zu zögern folgen würden. Dies zu verhindern, würde für die Bluttrinker nur schwer zu bewältigen sein. Außerdem würden sie sich nicht ohne Weiteres herauslocken lassen. Sie hatten keinen Grund, den Nahkampf in einer frühen Phase der Belagerung zu suchen. In der Lage, sich von innen selbst zu versorgen, konnten sie unbegrenzt durchhalten und nicht ausgehungert werden. Das war ein Vorteil gegenüber einem Belagerer. Ob dieser Vorteil jedoch zur Zeit der Dämmerung noch galt, vermochte Madhrab nicht mit Gewissheit zu sagen. Nach seiner Reise durch die Klanlande nahm er an, dass es durch Witterung und Lichtverhältnisse zwangsläufig zu Einschränkungen und Ernteausfällen kommen musste. Allerdings nahm er an, dass die Vorratskammern wie üblich gefüllt waren und, selbst bei vollständiger Abhängigkeit von einer Versorgung außerhalb der Mauern, die Bewahrer und Orna bis zu drei Monde ohne Schwierigkeiten oder Rationierungen durchhalten konnten.
    Dennoch befürchtete er, dass die Belagerung mit zunehmender Dauer zu schmerzlichen Verlusten auf der Seite des Ordens führte. Je länger der Ansturm anhielt, umso schwieriger würde es werden, den Gegner von den äußeren Mauern zurückzuhalten. Die Vorräte an Haijarda würden im Gegensatz zu den Nahrungsmittelreserven bald erschöpft sein.
    Alleine die Masse an Kriechern war erdrückend. Für Quadalkar waren die jaulenden und heulenden Kreaturen nichts weiter als gemeines, wertloses Fußvolk. Nützlicher Abschaum, der in einer solchen Schlacht geopfert werden konnte. Die Kriecher hatten aber die Fähigkeit, mit ihren Krallen an den steilen und teils glatten Wänden der Mauern emporklettern zu können. Sie brauchten keine Leitern oder Belagerungstürme, um die schützenden Hürden zu überwinden. Noch war ihnen das nicht gelungen, soweit der Lordmaster dies von seiner Position aus erkennen konnte.
    Madhrab kannte Boijakmar und hatte deshalb eine Vorstellung davon, wie dieser eine Verteidigung angehen würde. Der hohe Vater würde sich in erster Linie auf die inneren Kernbereiche der Häuser konzentrieren und dort die meisten Bewahrer einsetzen. Allenfalls ein paar Bewahrer und ein Trupp Sonnenreiter würden sich um den Schutz der äußeren Mauern kümmern. Dahinter lagen zahlreiche Hindernisse, die ein Gegner erst einmal unter Inkaufnahme hoher Verluste überwinden musste. Aufgrund des geschickten Aufbaus der Verteidigungsanlagen reichten meist wenige Verteidiger, um einem Eroberer den Fortschritt schwer zu machen und diesem empfindlich zu schaden. Tatsächlich galt die Anlage als uneinnehmbar, ob dies allerdings auf Gegner wie die Bluttrinker unter der Führung des uralten Saijkalsan Quadalkar zutraf, dessen war sich Madhrab nicht sicher.
    Der Lordmaster ließ seinen Blick über die Stätte der Belagerung wandern. Aus den Bergen kommend strömten allmählich in einem nicht abreißen wollenden Fluss von Kreaturen mehr und mehr Bluttrinker hinzu.
    Wo haben sich die Bluttrinker über all die Sonnenwenden bloß versteckt? , fragte sich Madhrab, der bislang der festen Überzeugung gewesen war, Boijakmar habe während seines persönlichen Rachefeldzuges einen Großteil der verfluchten Horde ausgelöscht. Offensichtlich musste der hohe Vater damals einige Bluttrinker übersehen haben oder sie hatten sich inzwischen wieder stark vermehrt. Er vermutete, dass sie sich auf dem Weg aus ihrem Land am Fuße des Riesengebirges durch Raubzüge und Plünderungen einzelner Dörfer gezielt verstärkt hatten, soweit sie auf

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