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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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quälenden Trance erwacht. Sie loderten an ihm empor, hüllten ihn von Kopf bis Fuß in einen undurchdringlichen Feuerwall, wurden heißer und heißer. Die Feuersbrunst verschluckte jedes Geräusch und versengte ihr Opfer bis auf die Knochen. Eine Hand streckte sich ihm, die Flammen durchbrechend, aus der Dunkelheit des Schattenreiches entgegen. Ohne darüber nachzudenken, griff er nach der Hand und bekam sie für einen Moment zu fassen. Sie fühlte sich kühl an, aber kaum hatte er sie berührt, entzog sie sich ihm wieder, als hätte sie sich selbst verbrannt. Zornig tobte das Feuer und schlug über ihm zusammen. Nalkaar schrie aus Leibeskräften. Doch niemand konnte ihn hören. Er verbrannte abermals zu feiner Asche.
    »Wach auf!«, sagte eine Stimme zu Nalkaar, die sich anhörte, als stünde sie neben ihm.
    Der Todsänger öffnete widerwillig die Augen. Etwas schien an der Stimme nicht richtig. Sie klang und gleichzeitig doch ganz anders als erwartet. Er fürchtete sich vor dem, was ihn wieder und wieder an Qualen erwarten mochte. Eine unendlich andauernde Marter, die seine von den Flammen versengten Augen nicht erblicken wollten. Aber er konnte nicht widerstehen. Was sollte ihm Übleres zustoßen, als ihm ohnehin schon zuteilgeworden war? Seiner inneren Stimme und Neugier folgend entschloss er sich, dem Drang nachzugeben und zu erforschen, wer oder was zu ihm gesprochen hatte. Es war die Stimme, die er durch die Flammen gehört hatte.
    Nalkaar zeigte sich überrascht. Soeben glaubte er sich noch von den Flammen endgültig verschlungen. Doch nun lag er in einer Kammer, die er schon einmal zuvor gesehen hatte, wenn ihn seine Erinnerung nicht trog. Tief unter der Oberfläche des Kontinents Ell lag die Hauptstadt der Rachuren, Krawahta, und zugleich die Residenz der Königin aller Rachuren. Nalkaar drehte den Kopf und sah sich verwundert um. Bis er begriff, dass er den Flammen der Pein erneut entkommen war, vergingen einige Sardas. Der Schmerz war verschwunden.
    Das sind Rajurus Gemächer, dachte er bei sich , ich bin zurück. Sie muss es gewesen sein, die mich aus den Flammen befreit hat.
    Eine Frau hatte sich über ihn gebeugt und blickte ihn musternd an. Sie hatte die Stirn nachdenklich gefurcht. Ansonsten zeigte sich ihr Gesicht faltenfrei.
    Wer ist sie? Sie ist so jung und ausgesprochen schön , ging es Nalkaar durch den Kopf . Ich kenne sie nicht. Was sucht sie in Rajurus Gemächern?
    Ihre langen, roten Haarsträhnen fielen ihm ins Gesicht und kitzelten seine Nase.
    »Endlich!«, sagte die Frau. »Steht auf und seht Euch an, damit Ihr zu Euch selbst findet. Ich befürchtete schon, Ihr würdet nicht wieder aufwachen. Das wäre bedauerlich gewesen.« Sie betrachtete ihn eindringlich. »Ihr habt Euch nicht verändert. Aber Euer Verstand hat in den Flammen gelitten. Beinahe hätte ich Euch für immer an die Schatten verloren.«
    Nalkaar riss die Augen auf. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Schlag. Die Frau war Rajuru höchstselbst. Es gab keinen Zweifel. Rasch wurde ihm klar, was ihn zuvor irritiert hatte. Die Herrscherin der Rachuren hatte nach langer Suche einen Weg gefunden, sich zu verjüngen und sich der ihr lästigen Spuren des Alterns vollständig zu entledigen. Von der Verwandlung war nicht nur ihr Äußeres betroffen, sondern auch ihre Stimme. Und der Todsänger ahnte, was sie getan hatte, denn er selbst hatte ihr die Möglichkeit erst eröffnet.
    Die alte Hexe hat sich zu einer Seelenfresserin gewandelt , dachte er. Verflucht soll sie sein, Rajuru wird mir die Nahrung streitig machen.
    »Ist es Euch nicht möglich, zu sprechen, Nalkaar?« fragte Rajuru mit einem hinterhältigen Lächeln auf den Lippen. »Das täte mir leid, denn wir sollten uns möglichst bald eingehend unterhalten. Wie ich sehe, haben Euch die Flammen zugesetzt. Ihr seht mitgenommen aus. Aber Ihr versteht mich gewiss. Die Bestrafung musste sein und war angesichts Eures Versagens angemessen.«
    Nalkaar verdrehte die Augen und stöhnte. Wie konnte sie ihm das antun? Rajuru war schuld an seinem desolaten Zustand. Durch ihren Pakt mit den Schatten hatte sie ihn den Flammen der Pein überlassen. Das Leiden, das sie ihm zugemutet hatte, würde er bestimmt nicht vergessen.
    Er hatte nach ihren Anweisungen gehandelt, war stets treu und loyal zu ihr gestanden. Hätte er Grimmgour nach der verlorenen Schlacht seinem Schicksal überlassen, wäre dies bestimmt nicht in ihrem Sinne gewesen. Stattdessen hatte er sich den langen Weg nach Krawahta mit

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