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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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am Ende gefunden«, flüsterte der dunkle Hirte und rieb sich in Vorfreude die Hände, »jetzt dürft ihr endlich die Macht des dunklen Hirten kennenlernen. Hier bin ich. Darauf habt ihr doch gewartet.«
    Der dunkle Hirte breitete, Worte der Sprache der Altvorderen murmelnd, die Arme aus und konzentrierte sich auf die ihn umgebende Dunkelheit, nahm diese mit jedem Atemzug in sich auf und verstärkte sie in seinem Inneren noch. Mit jedem seiner Worte ruderte er mit den Armen, als wäre er am Ertrinken. Die Lippen öffnend strömten plötzlich unzählige kleine schwarze Spinnen aus seinem Mund, ergossen sich in einem nicht abreißenden Strom auf den Waldboden und sammelten sich dort. Auf den Ästen über ihm ließen sich – eine nach der anderen – Krähen nieder, die Saijrae in seinem Tun neugierig beobachteten, sich aber ansonsten ruhig und abwartend verhielten. Das leise Kratzen und Rascheln tausender Spinnenbeine und ihrer aneinanderreibenden behaarten Körper klang wie das sanfte Rauschen des Ostmeeres an einem klaren, aber windstillen Abend.
    »Parta pe«, befahl der dunkle Hirte seinen kleinen Helfern.
    Die eilends herbeigerufenen Helfer setzen sich sofort in Bewegung und krabbelten in Windeseile an den Bäumen empor.
    »Zeigt ihnen das Gesicht der Nacht!«, rief der dunkle Hirte ihnen hinterher.
    Der innere Rat der Naiki war – wie zuletzt des Öfteren – erneut zusammengetreten. Es wurde heftig gestritten, wie es in einigen vorherigen Sitzungen, zum Bedauern Metahas, zu einer Unsitte geworden war.
    »… wir sollten Metaha auf Dauer von den Beratungen ausschließen. Ihre Unvernunft nimmt von Sitzung zu Sitzung zu«, verlangte ein Ratsmitglied.
    »Er ist angekommen!«, sagte Metaha, die sich plötzlich von ihrem Sitz im inneren Rat erhoben hatte.
    Seit die Jäger die Siedlung der Naiki verlassen hatten, war der innere Rat jeden Tag zusammengetreten, um über eine mögliche Verteidigung nachzudenken, die ihnen ein Überleben sichern sollte. Aber die Ideen waren weder zahlreich noch besonders Erfolg versprechend gewesen. Die meisten von ihnen konnten in wenigen Worten als untauglich abgeschmettert werden, ohne dass es notwendig gewesen wäre, diese einer näheren Prüfung zu unterziehen. Andere wiederum stellten sich nach einigen Erwägungen als undurchführbar heraus.
    Nachdem Metaha ihren Vorredner mit ihrem Einwurf unsanft unterbrochen hatte, waren ihr einige böse Blicke gewiss.
    »Was soll das bedeuten: Er ist angekommen ?«, wollte Gafilha wissen.
    »Der dunkle Hirte hat unsere Siedlung entdeckt. Er steht am Boden unter den Plattformen und hat mit seinem Angriff begonnen. Jeden Augenblick werden seine aus der Dunkelheit heraufbeschworenen Kreaturen über uns herfallen. Alleine ihre bloße Übermacht an der Zahl würde genügen, um uns zu ersticken«, erklärte Metaha ihre Wahrnehmung.
    »Was sollen wir tun?«, fragte ein anderes, jüngeres Ratsmitglied, das erst vor Kurzem in den inneren Rat gewählt wurde und Baijostos Platz einnehmen sollte.
    »Ich finde, wir hatten in letzter Zeit sehr viele Magier zu Besuch«, sagte Kallroijo. »Selbst Kallya ist verschwunden, nachdem dieser Magier in der Siedlung aufgetaucht ist. Wie war noch gleich sein Name?«
    »Malidor«, warf Metaha ein, »… und wenn du es genau wissen willst, waren seit fünftausend Sonnenwenden genau zwei freie Magier in der Siedlung. Sapius und Malidor. ›Viele‹ würde ich das nun nicht gerade nennen. Auch wenn ich zugeben muss, dass sie hintereinander in sehr kurzen Abständen gekommen sind.«
    »Genau … also, dieser Malidor war meiner Meinung nach sehr in Eile. Warum hat er uns nicht gewarnt? Er muss gewusst haben, dass der dunkle Hirte kommt, sonst hätte er nicht so sehr darauf gedrängt, den Lesvaraq mit sich zu nehmen«, suchte Kallroijo nach einer Erklärung dafür, dass Kallya die Naiki gemeinsam mit Malidor Hals über Kopf verlassen hatte.
    »Ich stimme dir zu«, warf Metaha ein, »er wusste von den Absichten des Saijkalrae-Bruders und er kannte seine Bestimmung. Genau wie Sapius musste er den Zyklus des Lesvaraq auslösen und Kallya in Sicherheit bringen.«
    »Nun stehen wir dem dunklen Hirten schutzlos ausgeliefert gegenüber. Kallya ist fort und unsere Jäger haben wir vor allem ihretwegen vertrieben«, meinte Ralijo resigniert.
    »Metaha muss uns vor ihm retten«, erhob sich Falarijon, »sie besitzt die Fähigkeiten dazu und der Wald ist auf ihrer Seite.«
    Metaha schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass ihr nur noch wenig

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