Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Zeit blieb, nachdem der Zyklus des Lesvaraq begonnen hatte.
»Ihr dürft euch nicht auf mich verlassen!«, sagte Metaha betrübt. »Nicht mehr, jedenfalls. Ich sterbe. Nach so vielen Sonnenwenden werde ich schon bald Ruhe finden. Versteht doch. Der Zyklus verlangt, dass die alten Magier der Lesvaraq durch die neuen Magier abgelöst werden. Meine Zeit ist gekommen. Natürlich werde ich euch nicht im Stich lassen und gegen den dunklen Hirten kämpfen, solange ich dies vermag. Aber ich spüre meinen Tod bereits nahen. Mit jedem Tag schwinden meine Kräfte und mein Leib beginnt zu zerfallen. Ihr solltet fliehen, solange dies noch möglich ist.«
»Fliehen?«, rief Ralijo, der ob dieses Vorschlags entsetzt klang. »Wohin sollen wir fliehen? Lassen wir uns erneut vertreiben, so wie wir es damals getan haben, als uns die Nno-bei-Klan unsere Ländereien und Machtstellung streitig machten? Ziehen wir uns wieder zurück?«
»Das kommt nicht infrage«, sagte Falarijon. »Ralijo hat recht. Wir werden uns dem Feind stellen.«
»Gut, das respektiere ich«, antwortete Metaha, »selbst wenn die einzig vernünftige Lösung wäre, unser Heil in der Flucht zu suchen. Aber so wird ein sterbendes Volk seinem Tod ins Auge sehen. Wir sollten ihm mit Stolz und Kampfgeist begegnen. Denn wir sind Naiki!«
»Gut gesprochen, Metaha«, lobte Falarijon das uralte Ratsmitglied, »sag uns, was wird die Siedlung erwarten?«
Metaha seufzte und ließ ihren ruhelosen Geist durch den Wald streifen. Währenddessen stand sie starr und unansprechbar vor den Ratsmitgliedern des inneren Rates der Naiki. Nach einer Weile kam sie zurück und berichtete dem Rat, was sie im Herz des Faraghad gesehen hatte.
»Wir werden Feuer brauchen, um die krabbelnde Flut des dunklen Hirten bekämpfen zu können. Die Siedlung wird fallen, so oder so. Der dunkle Hirte will uns auf dem Boden sehen.«
»Wen oder was bekämpfen wir?«, wollte Ralijo wissen.
»Spinnen! Tausende kleiner schwarzer Spinnen, die soeben die Bäume heraufkriechen, um uns unangekündigt einen Besuch abzustatten«, Metaha klang verzweifelt. »Sie können nur durch Feuer aufgehalten werden.«
»Du verlangst, dass wir unsere eigene Siedlung in Brand setzen?«, fragte Gafilha.
»Ich verlange nichts. Aber es ist der einzige Weg, die Spinnenflut zurückzuschlagen. Die Siedlung fällt; ob durch den dunklen Hirten oder durch unsere eigene Hand, ist am Ende nicht mehr entscheidend. Aber einen Tod durch die krabbelnden Scheusale der Dunkelheit zu erleiden, werde ich nicht mitmachen. Kennt ihr diese Spinnenart? Nein? Das ist nicht verwunderlich, denn sie entspringt seinen dunkelsten Gedanken. Sie schlüpfen unter die Haut, dringen in Nase, Mund und Ohren ein und legen dort ihre Eier ab. Während der Entwicklung ernähren sie sich vom Fleisch ihrer Opfer, bis sie ihren unfreiwilligen Wirt wieder verlassen, indem sie die Haut an den Stellen, an denen sie sich nährten, zum Platzen bringen. Sie werden über uns herfallen, uns mit ihren giftigen Bissen lähmen und in schwarze Netze einspinnen. Ihr müsst euch retten. Alle! Packt eure Sachen und verlasst die Siedlung. Ich halte sie auf.«
»Und der dunkle Hirte wird uns unten erwarten«, sorgte sich Ralijo.
»Geht die geheimen Wege der Jäger in der Höhe des Waldes, bis ihr außer Gefahr seid. Wenn Saijrae die Siedlung betritt, um seinen Sieg zu feiern, werdet ihr bereits im Schutz des Faraghad verschwunden sein. Seine Enttäuschung und sein Zorn werden groß sein. Aber ihr alle könnt euch in Sicherheit bringen. Sucht die Jäger und bittet sie um Verzeihung, wenn die Naiki eine gemeinsame Zukunft haben wollen«, führte Metaha aus, »sie werden euch gewiss nicht ablehnen.«
»Was wird aus dir?«, wollte Falarijon wissen.
»Sorgt euch nicht um eine alte Hexe. Ich bin bereits tot. Wir werden uns nicht wiedersehen, Falarijon. Nur um eines möchte ich euch bitten: Haltet die Erinnerung an die alte Metaha in Ehren und kümmert euch um Solras. Das arme Kind hat eine bessere Zukunft verdient. Das Leid muss ein Ende haben. Solltet ihr Baijosto treffen, dann berichtet ihm von meinem letzten Willen. Ich vertraue ihm Solras an und verlange, dass er sie stets gut behandelt. Sollte ihr etwas zustoßen, komme ich zurück und ziehe ihm höchstpersönlich das Fell über die Ohren. Und nun kommt. Die Zeit wird knapp«, verabschiedete sich Metaha von den übrigen Ratsmitgliedern.
Eilends verließen die Naiki den Sitzungssaal. Draußen vor dem Rathaus der Siedlung waren
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