Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
Hallen und ließ die treuen Diener erzittern, »oder sollte ich sagen, ausgerechnet von euch beiden, die ihr zusammengenommen noch nicht einmal so viel wert wie ein Saijkalsan alleine seid. Erbärmlich, was aus den Saijkalsan geworden ist. Ihr seid offenbar die Einzigen, die von der einst schlagkräftigen Schar übrig geblieben sind. Erzählt mir, was geschehen ist, seit mein Bruder zu meinem Bedauern vor mir erwachte und ich im Bann des Fluches weiterschlummerte. Quadalkar ist tot. Daran kann es keinen Zweifel geben, sonst wäre ich nicht wiedererwacht. Ein schwerer Verlust, aber nicht zu ändern. Immerhin haben wir dem einstigen Liebling meines Bruders den Fluch des ewigen Schlafes zu verdanken. Er hat es nicht anders verdient. Was ist mit all den anderen? Kallahan, Rajuru, Sapius, Malidor, Fallwas, Haisan und Hofna?«
»Verzeiht Herr«, begann Enymon zögerlich, »wir wissen selbst nur wenig über die Ereignisse und die Absichten Eures Bruders. Offenbar stieß er aber bei seinen Vorhaben auf Grenzen, die sich nicht ohne Weiteres überwinden ließen. Es gab einen Kampf in den heiligen Hallen zwischen Rajuru und Tallia. Rajuru siegte, Tallia starb, woraufhin der dunkle Hirte Rajuru von den Pflichten eines Saijkalsan entband und aus den heiligen Hallen verstieß. Malidor wurde vor unseren Augen von einem Praister entführt, mehr wissen wir darüber nicht. Er ist seitdem verschwunden. Wir vermuten, dass er unter der Folter der Praister starb. Und Sapius hatte sich schon vor einiger Zeit von den Saijkalrae abgewandt. Wir alle glaubten ihn sicher verwahrt in der Finsternis bei den Gescheiterten. Aber er täuschte uns und entkam. Er treibt sein Unwesen als freier Magier auf Ell und unterstützte die Klan in ihrem Kampf gegen die Rachuren. Seitdem versuchte der dunkle Hirte seiner habhaft zu werden, was allerdings bislang weder den Leibwächtern noch ihm selbst gelang. Fallwas wurde von einem Praister getötet und zu den Schatten gebracht. Wir wissen nicht, was mit Kallahan ist oder wo er sich aufhält. Aber Ihr solltet beachten, dass die Lesvaraq wiedergeboren wurden und vieles des Geschehenen, wenn nicht sogar alles, damit zusammenhängt.«
»Saijrae hat das Gleichgewicht gestört«, zürnte der weiße Schäfer. »Ihr Narren, wie konntet Ihr das zulassen? Er hat die Saijkalrae an den Rand des Abgrundes gebracht und uns Feinde erschaffen, die wir auf unserer Seite sehen möchten. Wo ist Saijrae jetzt?«
»Er hatte vor, die Siedlung der Naiki aufzusuchen. Wir nehmen an, er brach auf, um das Volk der Altvorderen zu bestrafen, wenn nicht gar zu vernichten. Die Naiki haben ihn herausgefordert. Dort, in der Obhut einer alten Hexe, vermutet er einen der Lesvaraq«, führte Raalahard aus.
»Hm …«, sagte Saijkal, während er sich gedankenverloren das Kinn rieb, »… das ist nicht gut. Wir sollten Ärger mit den Altvorderen tunlichst vermeiden, kennen wir doch weder ihre Stärken noch die von ihnen angewandte Magie. Er könnte an den Naiki scheitern und uns damit weiter zurückwerfen, als uns lieb sein kann. Durch sein Handeln hat er uns ohnehin geschwächt. Welche Verbündeten im Kampf gegen die Lesvaraq bleiben uns noch, wenn er nahezu alle gegen uns aufgebracht hat. Mein lieber Bruder hat nicht nachgedacht und sein hitziges Gemüt bringt uns ein ums andere Mal in Schwierigkeiten. Ihr hättet ihn zur Vernunft bringen und aufhalten müssen.«
»Aber Herr, Ihr kennt Saijrae«, versuchte Enymon sich zu verteidigen, »er lässt sich nicht besänftigen oder zurückhalten. Und schon gar nicht von den Saijkalsan, die er als Diener sieht. Seht uns an, was er mit mir und Raalahard angestellt hat, weil wir in seinen Augen versagten. Ein Widerwort und er straft uns alle als Verräter, die seine Pläne nicht unterstützen wollen.«
»Ja, ich kenne meinen Bruder«, antwortete der weiße Schäfer, »den Zorn, die Unbeherrschtheit, die Eitelkeit und die Dunkelheit in seinen Gedanken. Aber bei alledem weiß ich auch um seine Unsicherheit, Ängste und Träume, die ihn treiben und plagen. Ihr seid nichts anderes als einfache Diener, wenn ihr nichts anderes sein wollt. Er würde euch respektieren, könntet ihr ihm tatsächlich helfen. Aber ihr zieht euch stattdessen zurück, erduldet lediglich seine Wut und die Bestrafung, ohne ihm einen gangbaren Weg oder Erfolge aufzuzeigen. Was sollen er und am Ende ich mit euch anfangen? Ihr seid keine Hilfe, denn ihr versagt an entscheidender Stelle. Das ist der eigentliche Grund, warum ihr von ihm
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