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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Dunkelheit, um den Fehler auszugleichen. Ich befürchte, wir werden harte Zeiten erfahren, wenn wir diese überleben.«
    »Gemeinsam werden wir es schon schaffen«, sagte der dunkle Hirte mit wenig Zuversicht.
    »Vielleicht, aber sicher wäre ich mir dessen an deiner Stelle nicht«, antwortete der weiße Schäfer, »wir werden einige Sonnenwenden brauchen, bis wir unsere alte Stärke wiedererlangt, genügend Saijkalsan ausgebildet und um uns geschart haben. Bis dahin werden wir uns zurückhalten und den Verlauf der Dinge abwarten.«
    »Aber die Lesvaraq!«, versuchte der dunkle Hirte seinen Bruder zu überzeugen. »Wir dürfen sie nicht stärker werden lassen. Noch können wir sie bezwingen. Sollten sie erst groß sein, wird uns dies nicht mehr gelingen.«
    »So begreife doch endlich«, der weiße Schäfer schüttelte den Kopf, »die Lesvaraq sind Wesen des Gleichgewichts. Wir waren nur zeitweise ihre Vertreter auf Ell, weil Ulljan eine neue Ordnung ohne Lesvaraq schaffen wollte. Eine Störung der Regelmäßigkeit. Eine Unterbrechung ihres Zyklus. Sie sind Tag und Nacht. Eines Tages werden sie gegeneinander kämpfen, wie sie es schon immer taten. Wir warten ab und nutzen unsere Möglichkeit, wenn sie sich uns zeigt. Im Augenblick jedoch leiden wir unter deinen unüberlegten Handlungen und müssen zusehen, wie wir die Auswirkungen deiner Fehler wieder beseitigen können.«
    »Es tut mir leid, Bruder«, lenkte Saijrae ein, »kannst du mir verzeihen?«
    »Das muss ich wohl oder übel, selbst wenn es mir schwerfällt«, sagte der weiße Schäfer.
    »Dann reiche mir deine Hand und hilf mir auf«, forderte der dunkle Hirte.
    Der weiße Schäfer hielt seinem Bruder die Hand hin, die dieser ergriff, und zog ihn auf die Beine. Der dunkle Hirte konnte nicht auf den eigenen Füßen stehen, sodass Saijkal ihn auf den Schultern trug.
    »Wir werden einen Zugang zu den heiligen Hallen öffnen«, schlug Saijkal vor. »Sobald wir angekommen sind, werden wir uns um deine Wunden kümmern.«
    »Und dein Erwachen feiern«, ergänzte der dunkle Hirte.
    »Das und Quadalkars Ende«, meinte der weiße Schäfer.
    Die letzte Bemerkung des weißen Schäfers versetzte dem dunklen Hirten einen Stich, der ihn zusammenzucken ließ.
    »Stimmt etwas nicht?«, wollte der weiße Schäfer wissen.
    »Nein, es ist nichts. Nur die Schmerzen«, log der dunkle Hirte.
    Die werden vergehen, Bruder, lächelte der weiße Schäfer still und wissend in sich hinein.

D IE M AGD
    E in Gewittersturm war vor der Küste aufgezogen. Blitze zuckten durch die Dunkelheit und erhellten für einen Moment das aufgewühlte Meer des Ostens und die Küste bis weit in den Süden des Kontinents Ell hinein. Hagelkörner, so dick und rund wie die Eier des berüchtigten fleischfressenden Laufvogels Gnatha aus den Vulkanebenen rund um Tartatuk, dessen bevorzugte Speise unvorsichtige Klan waren, fielen aus den tief hängenden Wolken und prasselten hart auf die Erde. Sie durchschlugen Holz, drückten Büsche, Gras und Getreide nieder und brachen selbst durch die fest mit Stroh eingedeckten Dächer der Häuser. Donnergrollen, ein ums andere, folgte den Blitzen und ließ das vom Sturm betroffene Küstengebiet in seiner Heftigkeit erzittern. Welle um Welle peitschte der tosende Wind gegen die steil aufragenden Felsenklippen. Die Gischt spritzte bis zu den Grundmauern der einsam am oberen Rand der Klippen erbauten Trutzburg empor, die sich wie ein düsterer Schatten in der Höhe über der Felsenküste erhob.
    Im Südosten des Kontinents Ell, vier Tagesritte von der Hauptstadt der Klanlande entfernt, lag der Stammsitz des Fürstenhauses der Fallwas. Neben dem Haus Alchovi im hohen Norden galten die Fallwas bis zum überraschenden Tod ihres Patriarchen als das reichste und einflussreichste Haus unter den Nno-bei-Klan-Fürsten. Die Gebiete unterhalb Tut-El-Bayas entlang der Küste waren aufgrund ihrer ansonsten milden Bedingungen und der über eine ganze Sonnenwende hinweg vorherrschenden angenehmen Wärme von jeher besonders fruchtbar gewesen. Unweit der Küstengebiete der Fallwas gab es zahlreiche und wertvolle Rohstoffvorkommen. Erze, Gold, Silber und sogar die ein oder andere Edelsteinmine, deren Stollen bis tief unter die Oberfläche reichte. Niemand hatte sich deshalb über den Reichtum und die Macht des Fürsten Fallwas gewundert. Über weite Flächen war im Fürstentum Fallwas in friedlicheren Zeiten Getreide angebaut und Vieh gezüchtet worden. Andere Fürstenhäuser und Tut-El-Baya

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