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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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aufzeigen, das waren ihre Absichten.
    Die Naiki nahm all ihren Mut zusammen, breitete die Arme aus und rief die Kraft der Natur zu sich. Es war die Magie des Lebens und des Wachstums, die sie beherrschte und dem dunklen Hirten entgegenschleuderte, als wollte sie ihn der Dunkelheit für immer entreißen. Eine dichte grüne Wolke bildete sich zwischen ihr und unmittelbar über dem dunklen Hirten, aus der sich schwere, zähflüssige Tropfen lösten und herabfielen. Dort, wo sie den Waldboden und die Haut Saijraes berührten, entstanden erst feine Wurzeln, die unscheinbar wie dünnes Haar oder Äderchen wirkten, sich allerdings rasch ausbreiteten, wuchsen und sich tief unter die Haut und in den Waldboden verankerten. Aus den Wurzeln sprossen hellgrüne Keimblätter, die sich öffneten und von einem rasch nachwachsenden Stiel angehoben wurden. In wenigen Augenblicken schoss der Stiel empor, wurde größer und breiter, bildete schließlich die feste Struktur einer Rinde um sich herum und entwickelte sich zu einem Stamm. Die frischen Schösslinge verzweigten sich und brachten plötzlich Äste hervor, die gefährlich ausschlugen und Saijrae ins Gesicht peitschten.
    Ein gellender Schrei löste sich aus der Kehle des dunklen Hirten, der die Gefahr des magischen Angriffs viel zu spät erkannt hatte. Das Gewicht der aus seinem Körper sprießenden Bäume drückte ihn schwer zu Boden. Verzweifelt versuchte er sich aufzurichten, um sich gegen die auf und in ihm wurzelnden Bäume zu wehren und sie aus seinem Leib zu reißen. Doch seine Arme waren zu schwer. Es gelang ihm nicht, sich zu bewegen. Durch die dicht an dicht stehenden Sprösslinge sah er Metaha, deren Gesicht keinerlei Regung zeigte. Die Hexe konzentrierte sich auf ihren nächsten Angriff.
    Sie begann sich wie ein Kreisel um ihre eigene Achse zu drehen, schneller und schneller, bis ihre Konturen vor den Augen des dunklen Hirten verschwammen. Die Naikihexe wuchs über sich hinaus, veränderte in der Drehung ihre Gestalt und hatte bald die Größe und das Aussehen eines alten, mächtigen Baumes erreicht. Nur wenige Fuß vor ihren ausladenden Wurzeln lag der dunkle Hirte, getrennt nur durch die zwischen ihnen frisch emporgeschossenen Bäume. An zwei starken Ästen besaß sie knorrige Hände, die in hölzernen Krallen endeten. Langsam ächzend schoben und zogen die Wurzeln den massigen Baum, eine tiefe Furche hinterlassend, über den Waldboden nach vorne in Richtung des an den Boden gedrückten Saijrae. Mit den Ästen schob sie die Schösslinge auseinander, packte ihr Opfer mit den krallenartigen Astenden und hob diesen mitsamt der aus ihm herauswachsenden Pflanzen empor.
    Der dunkle Hirte wehrte sich mit Händen und Füßen gegen die feste Umklammerung, die ihm einige Knochen im Leib brach und ihn erneut aufschreien ließ. Seine Schreie hörten sich wie das Wehklagen und Weinen eines kleinen Jungen an. Aber Metaha wusste, dass er mitnichten mit einem harmlosen Knaben zu vergleichen war, sondern vielmehr einen höchst gefährlichen Gegner darstellte, dessen magische Fähigkeiten lediglich durch ihren Überraschungsangriff bislang nicht zur Entfaltung gekommen waren. Sie drückte, so fest sie nur konnte und mit aller Kraft des Baumes, zu, um ihren Gegner außer Gefecht zu setzen. Saijrae stöhnte. Seine Knochen knirschten unter dem starken Druck der Äste. Er wand sich unter Schmerzen im gnadenlosen Griff Metahas.
    Während des folgenden Schreies löste sich plötzlich schwarzes Feuer von seinen Lippen. Die dunklen Flammen loderten heißer als jedes andere Feuer an den Ästen entlang und entzogen diesen augenblicklich das Wasser. Zurück blieb nichts als verkohlte Stümpfe. Metaha wankte zurück und ein tiefes Grollen und Zittern zog sich durch den alten Baum.
    Der dunkle Hirte war frei, fiel und landete unsanft in den Sprösslingen, die ihm die Haut an einigen Stellen aufrissen. Lautstark verfluchte er die Naikihexe und ihre Magie, konnte er sich doch noch immer nicht von den Bäumen befreien, die seinen Körper als Nährboden benutzten und ihm Kraft für ihr Wachstum entzogen. Metaha kannte die Wirkung ihrer Magie. Die Wurzeln nahmen ihm genau die Kraft, die er dringend gebraucht hätte, um gegen sie zu bestehen. Durch das schwarze Feuer gezeichnet musste sie sich zurückverwandeln. Ihre Arme und Hände waren verbrannt und sie litt fürchterliche Schmerzen. Durch die Angriffe hatte sie selbst an Stärke eingebüßt und musste nun tatenlos zusehen, wie der dunkle Hirte einen

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