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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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das Deck, die teils nur bruchstückhaft bei den emsig gegen den Sturm arbeitenden Matrosen ankamen. Aber sie waren erfahrene Seeleute und wussten, was von ihnen erwartet wurde. Schließlich kämpften sie um ihr eigenes Leben, und keiner von ihnen verspürte große Lust, zu ertrinken. Vier Besatzungsmitglieder, darunter der Bootsmann und der Schiffsjunge, hatten sie bereits verloren, seit das heftige Seegewitter sie mit voller Wucht erwischt hatte. Eine Welle hatte die Seeleute über Bord gespült. Ohne Möglichkeit einer Bergung waren sie in den Fluten verschwunden und alsbald ertrunken.
    Auf Anweisung des Skippers hatten sich die in der Nähe von Eisbergen zugestiegenen Passagiere – eine irritierend schöne Frau mit unterschiedlich gefärbten Augen und zwei finster dreinblickende Männer – zur Sicherheit unter Deck begeben. Dort hatten sie sich dem Rat folgend ebenfalls an feste Gegenstände angebunden und warteten nun mit blassen Gesichtern darauf, entweder gleich mit dem Schiff unterzugehen oder auf das inständig herbeigesehnte Abflauen des Gewittersturms. Für den Weg aus dem ewigen Eis in die Hoheitsgebiete der Fallwas hatten sich die Reisenden für eine Passage auf jenem dreimastigen Handelsschiff entschieden. War das Meer im Norden nicht vereist, galt dies für gewöhnlich als der sicherere und vor allem schnellere Weg in die südlicheren, am Ostmeer gelegenen Küstengebiete.
    Der Skipper war für seine reichhaltige Erfahrung als Seefahrer bekannt, insbesondere jedoch für seine zugegeben meist gut bezahlte Verschwiegenheit, wenn es darum ging, Passagiere, die ein Aufsehen möglichst vermeiden wollten, auf geheimen Wegen über die See zu befördern. Er nannte sich Murhab und war der Sohn eines einfachen Fischers, der schon seit den frühesten Tagen seiner Kindheit mit den Fischerbooten zur See gefahren war. Heute war er ein gestandener Kapitän, dessen Gesichtszüge hinter einem langen roten Vollbart verborgen waren, der ihm bis zum Bauch reichte. Sein ansonsten kahles Haupt bedeckte er mit einer spitz und hoch aufragenden ledernen Kappe zum Schutz gegen Salzwasser und in früheren Zeiten, als die Sonnen von Kryson noch schienen, gegen deren starkes Licht. Seit vielen Sonnenwenden stand Murhab in den Diensten eines gewissen Todeshändlers aus Tut-El-Baya, dem der Dreimaster gehörte. Hin und wieder hatte er für Jafdabh heiße Ware transportiert, Waffen und Blutsklaven sogar, sodass ihn das Angebot der Reisenden nicht gestört hatte.
    Sie waren nicht im Hafen von Eisbergen zugestiegen. Entdeckt hatte der Skipper die Gruppe, als sie gerade dabei war, entlang der Küste des ewigen Eises einige schwimmende Eisschollen zu überqueren, die sie über den Wasserweg am Hafen von Eisbergen unbemerkt vorbeiführen sollten. Ein gefährliches und vor allem höchst ungewöhnliches Unterfangen, wie er fand. Aber er war es gewohnt, keine Fragen zu stellen, und hatte sie gegen Bezahlung mit an Bord genommen. Insgeheim hatten sie gehofft, auf diesem Weg ein Schiff für eine Fahrt in den Süden zu finden, und hatten Glück, ausgerechnet auf diesen unerschrockenen Seefahrer und sein Handelsschiff zu stoßen. Murhab gehörte zu jenen seltenen Exemplaren, die sich aus der Zeit der Dämmerung nichts zu machen schienen und ihre Schiffe auch in der Dunkelheit sicher durch die Gewässer steuerten und ans gewünschte Ziel brachten. Der Gewittersturm hatte die Gayaha allerdings überrascht. Rasch hatten sich die dunklen Wolken über ihnen zusammengebraut und nur wenig später war die Naturgewalt über sie hereingebrochen, als wolle der Sturm die Besatzung und ihre Passagiere um jeden Preis davon abhalten, jemals wieder festes Land unter die Füße zu bekommen. Es war zu spät, die Fahrt zu unterbrechen, einen Hafen oder eine Bucht anzusteuern, um dort vor Anker zu gehen und das Gewitter vorbeiziehen zu lassen.
    Der Skipper kannte die Gewässer der Felsenküste in den südöstlichen Gefilden von Ell. Sie galten als tückisch, und bei schlechter Sicht konnte es geschehen, dass sie auf einen im Wasser verborgenen Felsen liefen und sich den Rumpf aufrissen oder vom Wind gegen die Klippen gedrückt wurden. Beides hätte ihren sicheren Untergang bedeutet.
    »Pass auf! Welle voraus!«, schrie Murhab seinem Steuermann zu.
    Der Steuermann, ein sehnig gebauter Seefahrer, der mit allen Wassern gewaschen war und aussah, als bestünde seine Haut aus einem einzigen faltigen, gelbbraunen Lederüberzug, riss die Augen auf und versuchte das

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