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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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können. Eine Überraschung ist vollkommen ausgeschlossen. Lange bevor wir das Tor erreicht haben, werden sie unsere Ankunft erwarten und gewiss vorbereitet sein. Es gibt keine Deckung weit und breit. Von den Türmen der Burg hat Fallwas die beste Sicht über weite Teile seiner Ländereien und selbst vom Meer aus braucht er keinen überraschenden Angriff zu fürchten.«
    »Nenne mich nicht Lordmaster, Foljatin«, meinte Madhrab. »Ich bin kein Sonnenreiter und Bewahrer mehr. Du und dein Bruder seid aus freien Stücken mit mir gekommen, aber nicht um die alten Traditionen des Ordens fortzusetzen. Wir sind künftig freie Krieger, die sich zusammengeschlossen haben, dem Gleichgewicht zu dienen und für die Freiheit und den Frieden zu kämpfen. Ob sie uns bemerken oder nicht, ist ohne Bedeutung. Du solltest dir keine Sorgen deswegen machen. Vielleicht erkennen sie uns als Feinde, möglicherweise auch nicht.«
    »Aber … die Bogenschützen der Fallwas sind bekannt und berüchtigt. Wir sind nicht allzu viele. Sie könnten uns mit einem Pfeilhagel eindecken und von den Pferden holen, bevor wir überhaupt in die Nähe der Burg kommen«, wandte Foljatin besorgt ein.
    »Das werden sie nicht«, antwortete Madhrab mit einem Lächeln auf den Lippen, als wisse er mehr als die anderen über das Verhalten des Fürsten. »Sie werden die Rüstung und das schimmernde Schwert sehen. Jeder verschossene Pfeil wäre reine Verschwendung. Sobald Chromlion davon erfährt, wird er sich mir entgegenstellen. Ich glaube nicht, dass er sich hinter den Mauern seines Vaters vor mir verstecken wird. Ihn dürstet schon allzu lange nach Vernichtung, und ich werde ihm eine Gelegenheit dazu bieten. Wir reiten die Nacht durch. Unterrichte die anderen von meiner Entscheidung.«
    »Aye«, antwortete Foljatin, wendete sein Pferd und ritt zu den übrigen ungebundenen Kriegern, um sie von Madhrabs Willen in Kenntnis zu setzen.
    Ein kühler Morgen, dachte Elischa und schlang sich eine Wolldecke fester um den Körper, als sie auf dem höchsten Turm von Burg Fallwas angekommen war, um sich den nächtlichen Schlaf aus den Augen zu reiben und den entgegengesetzten Sonnenaufgang zu beobachten.
    Die alte Magd liebte dieses frühe Schauspiel eines jeden Tages. Sie erinnerte sich mit Schrecken daran, wie die Zeit der Dämmerung vor dreiundzwanzig Sonnenwenden das Licht der Sonnen verschluckt und damit das wunderschöne Farbenspiel am Himmel verdeckt hatte. Dreiundzwanzig Sonnenwenden. Elischa wusste genau, wann sie in die Burg gebracht worden war und sie hatte keine Sonnenwende ihres Leidens verdrängt oder vergessen.
    Solange die Sonnen ihre Kraft noch nicht vollständig entfaltet und die Dunkelheit der Nacht überwiegend vorherrschte, hielt sie die von innen leuchtende Muschel des Skippers in der Hand umfasst. Die Muschel spendete ihr Licht und Trost, darüber hinaus hatte die Orna das Gefühl, dass ihr die Muschel Wärme gab. Deshalb nahm sie das für sie wertvolle Erinnerungsstück an ihre Schiffsreise mit auf den Turm. Elischa war das frühe Aufstehen vor Sonnenaufgang längst gewohnt. Sie empfand diese Zeit des Tages als die ruhigste und schönste. Meist ungestört konnte sie sich um diese Zeit innerhalb der Burgmauern und bis hoch hinauf in die Türme frei bewegen. Das war auf Burg Fallwas nicht immer so gewesen. Würde Acerba noch leben, wäre es der Orna nach einem solchen Ausflug schlecht ergangen.
    Ich bin alt geworden und von Gram und schwerer Arbeit gebeugt, sagte Elischa in Gedanken zu sich selbst. Meine Gelenke und Knochen schmerzen. Als ich Madhrab kennengelernt habe, hätte mich die kalte Morgenluft lediglich erfrischt, statt mich wie heute zum Frieren und Zittern zu bewegen.
    Langsam schoben sich die Sonnen empor, erst nur ein schwacher grüner Streifen am purpurnen Himmel vor dunkelvioletten Wolken, der rasch in einen feuerroten Schein wechselte, blendend hell im Kern. Eine aus dem Meer, die andere gegenüber aus der Erde hinter den Wäldern des Faraghad. Die Sonnen Krysons begrüßten sich und erhellten den Morgen.
    Elischa konnte die Wärme durch die Decke auf ihrer Haut spüren, die sich wohltuend ausbreitete. Erstaunlich, welche Kraft die Sonnen besaßen. Bald würde sie die Decke nicht mehr brauchen, je mehr die Sonnen die Nacht und damit die Kälte verdrängten. Die Orna ließ ihren Blick und die Gedanken übers Meer schweifen.
    Wie schön und friedlich Kryson doch im Grunde sein kann, dachte Elischa.
    Der Gedanke kam ihr selbst eigenartig

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