Kryson 03 - Zeit der Dämmerung
einer Gefangennahme zu entgehen. Als er sich noch ein weiteres Mal vorsichtig umsah, erkannte er, dass seine mit ihm gereisten Gefährten ebenfalls überwältigt und entwaffnet worden waren. Sie hatten sich von den Eiskriegern überrumpeln lassen, als sie den Kampf ihres Anführers beobachteten. Die Jagd nach Madhrab und Elischa war für ihn vorerst vorbei. Er hatte versagt und Madhrab war ihm wieder einen Schritt voraus gewesen.
Die Wahl, die ihm Hassard gelassen hatte, fiel ihm nicht schwer. Chromlion wollte nicht sterben. Nicht hier, nicht jetzt und nicht auf diese Weise. Obwohl ihm das drohende Schicksal in der Eiswüste unbekannt war, entschied er sich dafür. Die Aussicht auf ein längeres Leben schien ihm verlockender als der sofortige Tod. Noch hatte er das Ziel nicht aufgegeben, Madhrab eines Tages zu überwinden und Elischa ihrer von ihm zugedachten Bestimmung zuzuführen. Hätte er gewusst, was ihm in der Eiswüste blühte, hätte er sich vielleicht jedoch anders entschieden.
»Legt den Eindringlingen Eisen an«, befahl Corusal, »aber jene Eisen, die selbst ein Bewahrer nicht lösen kann. Und Hassard, bevor Ihr den Lordmaster ins ewige Eis verfrachtet, will ich mit ihm sprechen.«
»Selbstverständlich, mein Fürst«, gab Hassard statt, »er ist Euer Gefangener. Verfahrt mit ihm nach Belieben. Wir werden ihn mit den stärksten Eisen binden, bevor wir ihn zu Euch bringen. Der Bewahrer wird sich in Eurer Gegenwart nicht regen können.«
»Gut, gut, aber lasst ihn noch am Leben. Wo ist eigentlich Lordmaster Madhrab? Es wäre möglicherweise von Vorteil, wenn er bei seiner Befragung dabei sein könnte«, meinte Corusal.
»Der Bewahrer übt mit den Eiskriegern und nimmt ihnen in der Eiswüste die letzten Prüfungen im Kampf ab«, antwortete Hassard. »Wir können ihn in den Eispalast nach Eisbergen rufen, wenn Ihr wollt. Aber es wird einige Tage dauern, bis er eintreffen wird.«
»Wenn das so ist, dann soll er die Prüfungen abschließen und die Eiskrieger zu meisterlichen Schwertkämpfern erheben. Ich werde das Verhör ohne ihn führen. Baylhard und Ihr werdet mich gewiss dabei unterstützen.«
»Wie Ihr wünscht, mein Fürst«, sagte Hassard.
»Sehr gerne, Herr«, brummte Baylhard, der dabei die Hand zur Faust ballte und sich auf das Verhör einstellte.
Während Chromlion und seine Sonnenreiter abgeführt wurden und so unfreiwillig in den zweifelhaften Genuss kamen, den Eispalast am Ende doch noch betreten zu dürfen, hatten sich die Eiskrieger bereits darangemacht, das Gepäck der Bewahrer zu untersuchen.
»Lasst uns sehen, was die Bewahrer mit sich führen. Durchsucht ihr Gepäck gründlich nach Waffen und magischen Gegenständen. Seid vorsichtig damit. Wir wollen sichergehen, nichts übersehen zu haben. Sie wollten den Fürsten töten«, trug Baylhard den übrigen Eiskriegern auf.
Sie mussten nicht lange suchen, bis sie auf einen großen wie langen und in Leinentuch verschnürten Gegenstand stießen. Zwei Eiskrieger schleppten den Fund zu Baylhard, der sich das Bündel genauer ansah. Er öffnete die Schnüre mit einem Messer und schlug das Leinentuch zurück. Als sein Blick auf den Inhalt fiel, trat er einen Schritt nach hinten und seine Augen weiteten sich vor Erstaunen. Ein reichlich mit Kristallen, Edelsteinen und Runen verziertes Blutschwert lag vor ihm. Vieles, Gutes wie Schlechtes, hatte er über die seltenen Blutschwerter gehört, aber niemals hatte er eines in der Hand gehalten. Magische Eigenschaften wurden den Schwertern nachgesagt. Die Klan erzählten sich, die Schwerter seien Seelenfresser. In manchen abenteuerlichen Geschichten ging dies so weit, dass ihnen ein Eigenleben nachgesagt wurde. Baylhard wagte nicht, den überaus wertvollen Schatz zu berühren, für den es zwei kräftige Krieger gebraucht hatte, um diesen zu ihm zu bringen.
»Habt Ihr etwas Interessantes gefunden?«, wollte Hassard wissen, der den Blick des Eiskriegers erkannt hatte.
»Das kann man wohl sagen«, entgegnete Baylhard. »Seht Euch dieses Schwert an!«
Hassard kam sofort, um zu sehen, was Baylhard entdeckt hatte. Sobald er erkannt hatte, was vor Baylhards Füßen lag, blieb er in angemessenem Abstand stehen. Auch er traute sich nicht, näher an das Schwert heranzugehen, und hatte großen Respekt vor der Waffe.
»Bei allen Kojos«, rief er überrascht, »ich will verdammt sein. Das ist Solatar. Eindeutig. Ich habe die rot schimmernde Klinge in der Schlacht am Rayhin wüten sehen. Das Schwert des Bewahrers
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