Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Rücken frei zu halten. Erst dann wandte er sich seinem neuen Gegner zu.
    »Ich bin ein Bewahrer«, wies Chromlion den Eiskrieger auf seine Überlegenheit hin, »Ihr könnt nicht gewinnen. Also gebt den Weg frei, sonst werdet Ihr mit dem Fürsten sterben.«
    »Mag sein, dass ich Euch nicht besiegen kann«, antwortete Baylhard, »aber bevor ich durch Eure Hand sterbe, werde ich mehr als nur einen von Euch mit mir nehmen. Das versichere ich Euch.«
    »Ihr seid verrückt. Aber … vielleicht seid Ihr tatsächlich klüger, als Ihr ausseht«, stellte Chromlion fest, als er die plötzliche Verunsicherung in den Augen seiner Gefährten bemerkte. »Ihr werdet diesen Kampf nicht überleben. Gebt auf. Ich bin nicht an Eurem Tod interessiert.«
    Baylhard wich jedoch keinen Zoll zur Seite. Seine in der Haltung und im Blick für jeden sichtbare Entschlossenheit, notfalls für den Fürsten zu sterben, war unumstößlich und brachte Chromlion in einen Gewissenskonflikt. Der Lordmaster hatte sich bereits zu lange auf sinnlose Wortgefechte eingelassen und dadurch den ersten Angriffsschwung verloren. Die anfängliche Wut wich einem Kalkül über die beste Vorgehensweise, an sein Ziel zu gelangen. Für Umkehr war es zu spät. Der Stolz hinderte ihn daran, sich zu entschuldigen. Er war bereits zu weit gegangen. Andererseits wusste Chromlion, dass er weder den Leibwächter noch den Fürsten ohne einen greifbaren Beweis für seine Anschuldigungen einfach zu den Schatten schicken könnte, da er sich ansonsten vor dem Rat der Fürsten, schlimmstenfalls vor dem hohen Gericht der Bewahrer verantworten müsste. Der Einsatz war hoch und er hatte sich in einer Stimmung der Wut und Trauer über den Tod des geliebten Vaters hinreißen lassen.
    Egal wie er das Problem drehte und wendete, wollte Chromlion an den Fürsten herankommen und die Sache zu einem Ende bringen, musste er den Eiskrieger töten. Das sollte für ihn nicht allzu schwer sein, schließlich war der Eiskrieger in seinen Augen keine echte Herausforderung. Dennoch zögerte er immer noch, Baylhard anzugreifen. Der Leibwächter würde seine ganze Aufmerksamkeit erfordern, und er war sich nicht sicher, ob er sich währenddessen auf die anderen Bewahrer und Sonnenreiter verlassen konnte. Sie hatten ihm bis Eisbergen mehr oder weniger loyal zur Seite gestanden, weil er sie in Kalayan gewähren ließ und sie sich durch das Urteil im Recht glaubten. Zwar hatten sie sich an manchen Tagen beschwert, den ein oder anderen Zweifel offen oder versteckt geäußert und ihn hin und wieder auf die Einhaltung der Ordensregeln hingewiesen, doch niemals hätten sie es gewagt, die offene Auseinandersetzung zu suchen, sich gegen einen Befehl aufzulehnen oder gar zu meutern. Auf seltsame Weise war es ihm gelungen, die anderen Bewahrer und Sonnenreiter, durch sein Vorbild der Gewalt und Grausamkeit gegen die ihnen hilflos ausgelieferten Dorfbewohner in der durch den Winter vom Rest der Klanlande abgeschnittenen Umgebung Kalayans, zu Kaltherzigkeit und ansonsten undenkbaren Gräueltaten zu verführen. Sollte er unrecht gehandelt haben, dann steckten sie mit ihm unter einer Decke. Sie hatten sich die Hände schmutzig gemacht und waren ebenso mitschuldig. Dort waren sie für eine lange Zeit unter sich geblieben. Niemand außer den Dorfbewohnern konnte sie wegen ihrer Handlungen anklagen. Doch seit sie Kalayan über den Choquai mit der ersten Karawane der frühen Sonnenwende verlassen hatten, hatte sich die Einstellung geändert, und einige der mit ihm reitenden Krieger waren erst nachdenklich, dann mürrisch geworden. Er wusste nicht mehr, wie sie zu ihm standen, seit sie Eisbergen verlassen hatten.
    Der Tumult vor den Toren hatte weitere Zuschauer aus dem Palast angelockt. Ihm wurde bewusst, er konnte sich nicht gegen alle wenden. Zu viele Augenpaare, unmittelbar Beteiligte wie Unbeteiligte, beobachteten sein Handeln. Noch fand er sich durch das Urteil der Bewahrer im Recht, wenn sein Verdacht bestätigt würde. Chromlion sah sich um, ohne den Eiskrieger dabei aus den Augen zu lassen. Dieser regte sich nicht, sondern wartete auf den ersten Schritt des Bewahrers. Plötzlich entdeckte der Lordmaster ein Gesicht in der Menge, die sich hinter den Eiskriegern versammelt hatte. Die Frau mit den unterschiedlichen Augenfarben kam ihm mehr als bekannt vor. Ihre betörende Schönheit erschien ihm in der Zeit ihrer Abwesenheit noch gewachsen zu sein. Das war der Beweis, nach dem er gesucht hatte. Elischa.
    Sie war einer

Weitere Kostenlose Bücher