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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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sein. Ihr werdet ihm keinen Schutz gewähren können, ob Ihr mich nun gefangen nehmt, tötet oder laufen lasst.«
    »Keine Sorge, ich werde Euch nicht freilassen. Denn auch Ihr werdet Eurer Bestrafung nicht entgehen. Das ist Gerechtigkeit, Lordmaster«, sagte der Fürst, der von der Uneinsichtigkeit des Bewahrers unangenehm berührt war.
    »Hassard, erklärt dem Lordmaster, was ihn in der Eiswüste erwartet. Möglicherweise überlegt er sich dann, ob er uns weiterhin mit seinen vernunftlosen Überlegungen langweilen will.«
    »Gerne, mein Fürst«, nickte Hassard.
    In der Eiswüste, am äußersten Ende Krysons, befand sich ein Arbeitslager für Gefangene. Die Eiskrieger nannten den Ort Harrak, was nichts anderes als Ende im ewigen Eis bedeutete. Unter schwerster Bewachung fristete dort in der Kälte des Nordens der sogenannte schlimmste Abschaum der Klan ein allerletztes, beklagenswertes Dasein in Ketten. Sie waren der Albtraum der Klanlande. Reduziert auf die niedersten Instinkte kämpfte jeder Gefangene für sich, Tag für Tag und Nacht für Nacht, ums nackte Überleben. Umschlossen von einer sechzig Fuß hohen und vierundzwanzig Fuß breiten Mauer aus Eis gab es dort nichts außer den Gefangenen selbst und den eigens zu diesem Zweck abgestellten Wärtern, die auf den Mauern wachten und darauf achteten, den Häftlingen nicht zu nahe zu kommen. Hartgesottene, in ihrem Lebensalter fortgeschrittene sowie erfahrene Klan erklärten sich aus freien Stücken zu dieser schwierigen Aufgabe bereit. Das Fürstenhaus bezahlte sie hervorragend für ihre Dienste. Sieben Monde mussten sie auf der das Lager umgebenden Mauer ausharren, bis sie von anderen Freiwilligen abgelöst wurden. Sie kehrten dann für die restlichen sieben Monde der Sonnenwende nach Hause zu ihren Familien zurück, um sich von den Strapazen des Wachdienstes in der unwirtlichen Gegend erholen zu können. Danach ging es wie in einem steten Kreislauf wieder zurück auf die Mauer des Lagers. Die Wärter und Gefangenen waren umgeben von Eis und Schnee. Außerhalb der Mauern umrundeten Schneetiger das Lager in gleichbleibenden Abständen, in der Hoffnung auf einen Happen, der ihre hungrigen Mägen füllte.
    Die schwersten Verbrecher der Klanlande wurden in das Lager gebracht, um mit bloßen Händen Schnee und Eisblöcke aus dem ewigen Eis zu kratzen und zu schlagen, die für den Ausbau der Stadt Eisbergen und Ausbesserungsarbeiten dringend gebraucht wurden. Mörder, die eine traurige Berühmtheit durch die besondere Grausamkeit ihrer Taten erlangt hatten, Vergewaltiger und unverbesserliche Kinderschänder, die Mütter wie Väter in tiefe Verzweiflung gestürzt hatten, teilten sich das Schicksal des Arbeitslagers meist für eine kurze Verweildauer bis zu ihrem unweigerlichen Ende im ewigen Eis. Die Gefangenen wurden nach vollbrachtem Tageswerk sich selbst überlassen. Mit blutenden Händen, schweren Erfrierungen an Beinen und im Gesicht schufteten sie, angetrieben von den singenden Peitschen der Wärter, den ganzen Tag bis spät in die Nacht. Sie bekamen keine Unterkunft, erhielten nur einmal in jedem Mond Abfälle aus Eisbergen als Verpflegung. Gegen das Verdursten musste Schnee genügen. Die Eiskrieger karrten die Abfälle auf großen, von Schneetigern gezogenen Schlitten an und warfen die Reste über die Mauern des Arbeitslagers. Doch jedes Mal, wenn sie das Lager aufsuchten, wurden die Schneetiger durch ein in der Mauer angebrachtes, ansonsten von außen fest verriegeltes Stahltor in das Innere des Lagers gelassen, um sich an den Leibern der Häftlinge sattfressen zu können. An manchen Tagen wurde ein aus der Not geborener Kannibalismus beobachtet, der zur Tötung der meist schwächsten oder kranken Mitinsassen führte. Ein grausamer Alltag herrschte im Lager vor, der das Leben für die Insassen fortan bestimmte. Wer das Lager und die Gefangenen einmal gesehen hatte, vergaß die Eindrücke zeit seines Lebens nicht wieder. Die meisten unter den Insassen überlebten den ersten Mond nicht. Die Stärksten hielten vielleicht eine Sonnenwende durch, bis sie schließlich selbst zu den Schwachen und Kranken zählten und mit jedem weiteren Tag im Lager ihrem sicheren Ende entgegenblickten.
    Die Aussicht, den Rest seines Lebens in diesem Arbeitslager verbringen zu müssen, verängstigte den Bewahrer. Das Gefühl war ihm unbekannt. Zum ersten Mal in seinem Leben spürte er, wie die Angst in seine Glieder kroch, der Schrecken ihm die Haare zu Berge stehen ließ und seine

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