Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
Vom Netzwerk:
Gedanken lähmte. Ihm wurde schmerzlich bewusst, dass die Entscheidung für das Leben nicht in jedem Fall die beste war. Um sich zu beruhigen, führte er sich immer wieder vor Augen, dass er ein Bewahrer war und nicht nur irgendein Ordensbruder unter einer Vielzahl von Sonnenreitern. Er war ein Lordmaster, dem Rang eines Fürsten gleich, der sich diesen Titel durch seine Fähigkeiten und Stärke verdient hatte. Chromlion war sich sicher, dass er sich am Ende durchsetzen würde. So schnell gab er nicht auf.
    »Zu schade«, meinte Corusal, nachdem Hassard mit seinen Ausführungen über Harrak geendet hatte, »erst Euer Vater und nun Ihr. Die Nachricht hatte mich ehrlich überrascht. Ich wollte Henro nicht glauben, als er in Eisbergen eintraf und mir davon berichtete. Was soll nun aus dem Hause Fallwas werden, wo Euer Vater doch wie eine Spinne im Netz auf die Regentschaft lauerte? Er scheiterte so knapp vor dem Ziel. Wie nennt man das? Ironie des Schicksals?! Haluk Sei Tan wurde zu den Schatten geleitet und Euer Vater folgte ihm stehenden Fußes nach. Oh …bevor ich es vergessen sollte, möchte ich Euch mein Beileid ausdrücken.«
    »Ihr könnt Euch die Häme sparen«, spuckte Chromlion aus, »wir sind noch lange nicht am Ende angelangt.«
    »Wir werden sehen«, sagte Fürst Alchovi, »bevor Ihr allerdings nach Harrak geht, will ich Euch nicht verschweigen, dass wir das Schwert aus Eurem Gepäck seinem Besitzer zurückgeben werden. Euer Blick spricht Bände, Ihr wisst, was ich meine. Solatar gehört Madhrab. Ihr habt es Euch unrechtmäßig angeeignet. Der Lordmaster verbrachte den Winter in Eisbergen und half uns bei der Ausbildung der Eiskrieger.«
    »Ich wusste, dass Ihr ein Lügner seid. Von Euch hatte ich nichts anderes erwartet, Alchovi. Aber bitte, gebt dem Mörder das Schwert in die Hand. Wie Ihr wollt. Hoffentlich wird er es einst gegen Euch verwenden. Dann wisst Ihr, mit wem Ihr es in Wahrheit zu tun habt.«
    Fürst Corusal Alchovi ließ sich nicht auf die Provokationen des Bewahrers ein, obwohl er selbst schon einmal an die Gefährlichkeit Madhrabs gedacht und an dem Freund gezweifelt hatte. Diesen Gedanken hatte er jedoch wieder verworfen. Madhrab war ein treuer und guter Freund, der ihn niemals enttäuschen würde, dessen war er sich sicher. Die Befragung war nicht in seinem Sinne verlaufen. Während er sich von dem Versuch einer Unterredung mit Chromlion Antworten erhofft hatte, war er noch nicht einmal dazu gekommen, die drängenden Fragen zu stellen, von denen er sich Aufklärung erhofft hatte. Stattdessen hatte ihm der Lordmaster den Beweis für eine Verblendung geliefert, die aus falschen Idealen und Ehrgeiz entstanden. Es hatte keinen Zweck, weiter mit Chromlion zu reden, dessen Hass gegen Madhrab auf Angst und Neid fußte; und der Mann war keinerlei Einsicht zugänglich. Corusal war besser daran, das Gespräch zu beenden, bevor er sich zu anderen Maßnahmen hinreißen ließ, um den Lordmaster am Ende doch noch gefügig zu machen.
    »Baian hall korrada, Bewahrer. Wenngleich Euch dieser Gruß der Eiskrieger nicht gebührt«, beendete Corusal das Gespräch.
    Auf ein Handzeichen des Fürsten wurde Chromlion abgeführt und noch am selben Tag nach Harrak gebracht. Der Gefangene wehrte sich nicht, sondern schwor noch in den Gemächern des Fürsten, sich für die Behandlung zu rächen. Der Gedanke an Rache war ein Stachel, der anspornte, den Aufenthalt in Harrak zu überstehen. Er war schließlich der Sohn eines Fürsten und Lordmaster der Bewahrer. Er besaß kein Gewissen und ihm war jedes Mittel recht, wenn es um sein Überleben ging. Das waren die besten Voraussetzungen, um sich in Harrak tatsächlich durchzusetzen.
    Der dunkle Schatten bewegte sich lautlos und beinahe unsichtbar durch die Flure des Eispalastes, er beobachtete jeden von Chromlions Schritten und schmiegte sich unterdessen immer wieder in finstere Nischen, um nicht entdeckt zu werden, doch Chromlion bemerkte all dies durch die finsteren Wolken in seinem Kopf nicht. Niemand hatte den schwarz gewandeten Eindringling gesehen.
    Er musste sich im Tumult am Tor des Eispalastes unerkannt eingeschlichen haben. Hassard hatte am Palasttor neue Wachen aufstellen lassen. Doch genau wie für ihre Kameraden zuvor war dies kein guter Tag für sie gewesen. Sie lagen, vor den Augen der anderen Palastbewohner gut verborgen, mit aufgeschnittenen Hälsen in einer selten besuchten Kammer des Eispalastes. Was immer das Begehr jener Gestalt war, es musste mit

Weitere Kostenlose Bücher