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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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kümmern, wenn er überleben wollte. Sich später auf die Suche nach ihr zu machen, war zu gefährlich und wahrscheinlich aussichtslos. Wenn er zurückginge, wäre sie mit ziemlicher Sicherheit bereits tot. Wozu also die Mühe und die Gefahren auf sich nehmen, wenn der Versuch einer Rettung von vornherein aussichtslos schien? Diesen Weg würde er bestimmt nicht noch einmal gehen. Sie war verletzt und zu geschwächt, um in dieser Geisterstadt bestehen zu können. Nahm er sich ihrer an, brachte er sein eigenes Leben in Gefahr. Ayadaz kannte den Weg zu seinen Freunden. Dennoch verpasste er eine Abzweigung und verlief sich zweimal, während er von den Seuchenopfern durch die Gassen gehetzt wurde.
    »Pssst«, hörte er ein leises Zischen, gefolgt von einem Flüstern, »hier herein, schnell.«
    Der Höfling sah sich im Laufen um und erblickte eine eifrig winkende Frau hinter einem Tor, das nur einen Spaltbreit geöffnet war. Er änderte augenblicklich die Richtung und lief zu der Frau, die ihm das Tor weiter öffnete, um ihn hineinzulassen. Als er durch den Torbogen trat, befand er sich in einem Vorhof, von dem aus mehrere dahintergelegene Häuser und Stallungen zu erreichen waren. Der Hof wirkte aufgeräumt. In einer Stallung auf der rechten Seite erspähte er einen Kutschenwagen. Daneben befanden sich Boxen, in welchen mehrere edle Pferde untergebracht waren. Ayadaz staunte nicht schlecht. Hier wohnten offensichtlich reiche Klan, die von den Wirren und der Seuche in der Stadt weitestgehend verschont geblieben waren.
    »Folgt mir«, sagte die Frau leise, während sie das Tor von innen mit einer schweren Eisenstange verriegelte, »rasch!«
    Sie führte den Adligen über den Innenhof zu einem hölzernen Vorbau. Nach dreimaligem Klopfen an einer Luke wurde diese von innen entriegelt und geöffnet. Wer auch immer dahinter saß, war sehr vorsichtig. Der Lichtschein von Laternen und Kerzen blendete Ayadaz für einen Moment. Von der Luke führten grob gehauene Stufen in ein hell erleuchtetes Kellergewölbe unter den Häusern. Die Frau ließ Ayadaz passieren, schloss die Luke hinter ihnen und stieg dann ebenfalls die Stufen hinab.
    »Ich bin sehr froh und dankbar, dass Ihr mich vor der Horde dort draußen gerettet habt«, eröffnete Ayadaz das Gespräch freimütig, »mein Name ist Ayadaz. Ich bin ein Verwandter des Fürsten Habladaz.«
    »Sieh an«, sagte die Frau schmunzelnd, die ihn hereingelassen hatte, »da haben wir uns ja einen fetten Vogel eingefangen.«
    »Ich bin Euch wirklich zu großem Dank verpflichtet. Die Kranken hätten mich bestimmt bald gefasst und mich entweder angesteckt oder aufgefressen.«
    »Gewiss, das hätten sie. Es sind arme Schweine. Sie sind übel dran. Die Krankheit zerfrisst ihren Verstand und ihren Körper, und sie haben außer den sich munter vermehrenden Ratten nichts zu beißen. Was sollen sie machen? Da kommt ihnen ein Habladaz gerade recht«, sagte ein groß gewachsener, bärtiger Mann mit einer rauchig belegten Stimme, der sich mit einem Messer in der einen und einem Stück Wurst in der anderen Hand von einem Schemel erhoben und diesen in die Nähe von Ayadaz geschoben hatte, um den Neuankömmling zu begutachten und sich gleich wieder zu setzen.
    »Ihr habt sicher recht. Sie tun mir auch leid, und doch fürchte ich mich vor ihnen oder besser vor dem, was aus ihnen geworden ist«, meinte Ayadaz. »Könnte ich helfen, würde ich es tun.«
    »Das könnt Ihr. Nur keine Sorge. Wir werden Euch Gelegenheit dazu geben«, antwortete der Mann und wandte sich darauf an die Frau, »Livaya, möchtest du uns dem Gast nicht vorstellen?«
    »Sicher doch«, antwortete die junge Frau, »ich bin Livaya, die Tochter des Hauses. Und das hier, der Mann mit den markigen Worten, ist Guylamar. Er liebt Wurst und ein gutes Stück Käse, wie Ihr unschwer erkennen könnt. Er ist neuerdings der Herr des Hauses und der größte Straßenräuber von Tut-El-Baya, wie er selbst von sich behauptet. Aber es ist wahr, Haluk Sei Tan hatte zu seinen Lebzeiten sogar ein hohes Kopfgeld auf ihn ausgesetzt. Da hinten sind Freydhab, Mirya, Honnjaku, Fitso, Mayele, Haddar und all die anderen netten Klan, die sich uns angeschlossen haben. Wir befinden uns hier in einem der Häuser des wohl berühmtesten Händlers von Ell. Er ist der reichste Mann in den Klanlanden und besitzt mehr Vermögen als alle Fürstenhäuser zusammen. Das schließt die Familie des Regenten mit ein. Ihr kennt ihn bestimmt. Sein Name ist Jafdabh. Für gewöhnlich

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