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Kryson 03 - Zeit der Dämmerung

Titel: Kryson 03 - Zeit der Dämmerung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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schon zuvor in Kalayan. Fassungslos stand er im Inneren des Hauses und betrachtete die zerstörte Einrichtung. Was war mit Tadeira und den Kinder geschehen? Das Rufen Madsicks weckte ihn aus seinen Gedanken.
    »Herr, bitte kommt nach draußen … das solltet Ihr Euch besser ansehen!«
    »Was gibt es?«, wollte Madhrab wissen, der schnellen Schrittes das Haus verließ und sich an Madsicks Seite begab.
    »Seht doch!« Madsick zeigte mit dem ausgestreckten Arm in die Richtung, in der sich das Haus des hohen Vaters befand.
    »Was siehst du? In diesem verdammten Dämmerungslicht kann ich auf die Entfernung nichts erkennen. Wie kannst du mehr sehen, als ich es vermag?«
    »Ich wuchs im Verlies auf. Die meiste Zeit verbrachte ich in der Dunkelheit. Meine Augen gewöhnen sich daher schnell an die Dämmerung, Lordmaster Madhrab. Wahrscheinlich sehe ich bei diesen Lichtverhältnissen besser als bei hellem Tag, wenn die Sonnen scheinen«, erklärte Madsick seine Fähigkeiten. »Das Haus des hohen Vaters … es wird belagert. Ich kann leider nicht alles erkennen. Die Zahl der Belagerer ist hoch. Ich schätze zwei- bis dreitausend Mann. Aber der Großteil der Belagerer bewegt sich auf allen vieren auf die äußeren Mauern zu.«
    Trotz großer Anstrengung seiner Augen war Madhrab nicht in der Lage, viel mehr zu erkennen. Das Haus des hohen Vaters lag etwa einen Tagesmarsch vom Gehöft seines Freundes entfernt. Madhrab lauschte und hörte leise das Jammern und Winseln der Kriecher.
    »Das erklärt einiges«, sagte Madhrab verbittert, »die Bluttrinker waren hier und haben sich gestärkt, bevor sie weiterzogen. Wahrscheinlich haben sie die ganze Familie mitgenommen und mit dem Fluch des Bluttrinkers belegt.« Er kniete sich vor dem Grab seines Freundes nieder. »Verzeiht mir die Nachlässigkeit, mein Freund. Ich wollte helfen und beschützen und hätte trotz Tadeiras Einwänden die Zwillinge sofort an mich nehmen müssen. Nichts ist mir geglückt. Sie sind verloren.«
    »Herr? Was meint Ihr?«, hakte Madsick nach. »Habt Ihr in dem Haus etwas gefunden?«
    »Nein … und das ist höchst bedauerlich. Es war das Haus meines Freundes, in welchem seine Familie lebte. Das Grab vor dem Haus, das du vorhin bemerkt hast, ist das Seine. Mir kam der schreckliche Verdacht über Quadalkars Kinder, als du mir von der Belagerung berichtet hast und ich das Heulen der Kriecher leise vernommen habe. Wer außer den Bluttrinkern könnte es wagen, den Orden der Sonnenreiter und Bewahrer anzugreifen. Das Haus des hohen Vaters gilt als uneinnehmbar. Selbst für einen Bluttrinker wäre dies eine enorme Herausforderung und ein unkalkulierbares Wagnis.«
    Madsick horchte auf. Ein Geräusch hatte plötzlich seine Aufmerksamkeit geweckt. Offensichtlich war sein Gehör sehr fein ausgebildet. Nervös sah sich der Junge um.
    »Da ist jemand im Haus. Ihr solltet lieber noch einmal nachsehen«, schlug Madsick leise vor und deutete mit zitternden Fingern auf den Eingang.
    »Das kann nicht sein, ich habe alles durchsucht«, sagte Madhrab mit Bestimmtheit.
    »Wahrscheinlich habt Ihr etwas übersehen. Da war ein Laut, ein Scharren oder Kratzen. Ich bin mir nicht sicher. Aber es kam aus dem Inneren des Hauses.«
    »Gut. Ich werde das überprüfen. Du wartest und passt auf, dass uns niemand überrascht. Wenn die Bluttrinker so nah sind, dann könnten sie uns genauso gut in der Dunkelheit auflauern.«
    Nachdem Madsick erfahren hatte, wer das Haus des hohen Vaters belagerte, fühlte er sich in seiner Haut sichtlich unwohl. Er zitterte und fror und hoffte, dass der Bewahrer schnell wieder zu ihm stoßen würde.
    Madhrab verschwand im Inneren des Hauses. Dieses Mal durchsuchte er alles noch gründlicher als zuvor. Er drehte jedes Möbelstück um. Klopfte die Wände, die Decke und den Fußboden ab. Und tatsächlich, in der hintersten Ecke des großen Wohnraumes unterschied sich der Klang des Bodens von den anderen Stellen. Es klang hohl. Mit fliegenden Fingern untersuchte der Bewahrer den Boden unter seinen Füßen und fand eine verschlossene Luke. Die Einlassung war so unscheinbar und gut getarnt, dass sie mit bloßem Auge nicht zu erkennen war. Er hatte die Ränder mit den Fingern ertastet und ein kleines Loch gleich einem Astloch in einer Holzdiele im Fußboden entdeckt. Es sah danach aus, als könnte ein Schlüssel in das Loch passen. Fiebrig suchte Madhrab weiter. Der Schlüssel musste irgendwo im Haus versteckt sein. Es kam ihm unendlich lange vor, als er endlich eine

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