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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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machte ein mürrisches Gesicht.
    »Die Bluse steht ihm aber gut«, bemerkte Hardrab frech blinzelnd an seinen Bruder gewandt, »findest du nicht?«
    »Also, ich weiß nicht«, antwortete Foljatin mit einem breiten Grinsen im Gesicht, »rote Rosenblüten auf nachtblauem Hintergrund. Rüschen an Kragen und Ärmelenden. Dann die goldenen Knöpfe und die grün-gelb gestreiften Hosen. Mir wäre die Aufmachung zu dick aufgetragen. Aber die Kleidung passt zu seinem neuen Duft.«
    »Haben sie Madhrab denn in Rosen gebadet?«, wollte Hardrab wissen.
    »Anzunehmen. Jedenfalls hat er nie zuvor so geduftet. Du erinnerst dich? Er hatte sonst immer diese herbeMoschusnote. Vielleicht haben sie ihm das Zeug auch in die Haare geschmiert, als sie ihm die Frisur richteten. An seiner Stelle hätte ich mich gegen die Flechtkunst der Diener gewehrt. Ohrenschnecken! Wer kam bloß auf diese Idee? Wenn du mich fragst, sieht er übel aus. Sie haben aus dem Krieger einen alten Narren gemacht, der auf Knaben steht. Ich beneide ihn nicht um sein Aussehen.«
    »Stimmt, ein alternder lüsterner Knabenschänder am Hofe seiner Regentschaft«, lästerte Hardrab hinter vorgehaltener Hand. »Hoffentlich war das keine Absicht. Ich befürchte jedoch …«
    »Haltet euer törichtes Schandmaul«, herrschte Madhrab die beiden Brüder an, »wir bringen das jetzt hinter uns. Es ist mir verdammt noch mal gleichgültig, wie ich aussehe und was ihr oder die versammelte Fürstenschar über mich denken mögt.«
    Hardrab und Foljatin blickten sich vielsagend an und hatten sichtlich Mühe, sich ein Lachen zu verkneifen.
    »Es ist ihm eben nicht egal«, flüsterte Hardrab noch leiser und vorsichtiger als zuvor.
    »Er schämt sich, das sehe ich ihm an«, antwortete Foljatin. »Entdecken wir einen neuen Zug von Eitelkeit an Madhrab?«
    »Ach was«, kicherte Hardrab, »du würdest nicht anders reagieren, hätten sie dich an seiner Stelle in diese Kleidung gesteckt. Peinlich. Immerhin wird er gleich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit der Fürsten und des Regentenpaares stehen.«

    Je näher sie der Halle des Regenten kamen, desto mehr verfinsterte sich Madhrabs Miene. Die Anspannung war ihm deutlich anzumerken. Was erwartete ihn und seine Gefährten im Rat der Fürsten? Er hatte seine Strafe aus dem Urteil der Bewahrer verbüßt und war nun ein freier Mann. Aber Madhrab zweifelte an den Absichten des Regenten. Zu oft schon warer getäuscht worden. Würden sie erneut Vorwürfe gegen ihn erheben und ihn anklagen, weil er einen Fürsten getötet hatte? Wollten sie ihn den Fürsten vorführen und der Lächerlichkeit preisgeben, um ihm das letzte verbliebene Gefühl von Stolz und seine Würde zu nehmen? Würden sie ihn endgültig entehren? Machte ihm sein einziger Sohn Vorwürfe, so dieser erfahren haben sollte, dass Madhrab sein leiblicher Vater war? Oder meinten sie es am Ende ehrlich und brauchten tatsächlich seine Unterstützung, die er trotz aller Rückschläge bereit war, den Nno-bei-Klan noch einmal, ein allerletztes Mal, anzubieten.
    »Wartet hier«, sagte Darfas mit ausgestreckter Hand, als sie die Eingangstüren nach einem langen Marsch durch den Palast endlich erreicht hatten.
    Der Erste Diener des Palastes öffnete die Flügeltür einen Spalt weit, steckte den Kopf durch die Öffnung, um zu prüfen, ob eine Störung der Beratungen passend war. Schließlich schlüpfte er ganz durch die Tür, gab Madhrab ein Zeichen, sich noch einen Wimpernschlag zu gedulden, und zog die Tür dabei wieder hinter sich zu. Madhrab und seine Gefährten mussten voller Ungeduld warten. Wenig später kehrte Darfas zurück und öffnete die Flügeltüren weit, um der Gruppe Einlass zu gewähren.
    »Bitte tretet ein«, sagte Darfas, »das Regentenpaar und die Fürsten erwarten Euch. Haltet fünfzehn Fuß Abstand zum Thron und vergesst nicht, die Herrschaften angemessen zu begrüßen. Die Dame einen Knicks, wenn ich bitten darf. Die Herren eine Verbeugung vor dem Regentenpaar. Die offizielle Anrede lautet ›Eure Regentschaft‹.«
    »Danke«, antwortete Madhrab, »wir sind mit den Gepflogenheiten am Hofe wohlvertraut.«
    »Vergebt mir mein vorlautes Mundwerk, Herr«, entschuldigte sich Darfas, »die Belehrung der Besucher gehört zu meinen Pflichten und wurde zur Gewohnheit.«
    »Schon gut«, sagte Madhrab, »Ihr erledigt Eure Aufgaben gewissenhaft. Das wird Euch niemand übel nehmen.«
    Madhrab schob den Diener beiseite, drängte sich an ihm vorbei und gab seinen Begleitern ein Zeichen, ihm

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