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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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zu folgen. Alle Augen waren gebannt auf Madhrab gerichtet, als er den langen Weg durch die Halle vor den Thron des Regenten entlangschritt. Er versuchte sich gerade und aufrecht zu halten, wollte sich keine Blöße geben. Leises Tuscheln begleitete seinen Gang. Der Lordmaster glaubte sowohl Empörung als auch Belustigung aus den geflüsterten Worten der Fürsten herauszuhören. Als er die Entfernung zum Regentenpaar auf etwa fünfzehn Fuß schätzte, blieb er stehen, beugte das Knie und neigte sein Haupt. Seine Begleiter taten es ihm gleich. Lediglich Nihara weigerte sich, dem Regentenpaar ihre Ehrerbietung zu zeigen, was Jafdabh und Raussa aber gnädig übersahen.
    »Tja … willkommen. Willkommen! Steht auf und lasst Euch ansehen«, empfing Jafdabh die neuen Gäste. »Ich bedauere, dass wir uns nicht schon früher begegnet sind. Es ist eine große Ehre für uns alle, eine Legende wie Euch und Eure Gefährten im Kristallpalast begrüßen zu dürfen. Ich hoffe, Darfas hat alles zu Eurer Zufriedenheit erledigt.«
    »Sicher, Eure Regentschaft«, antwortete Madhrab knapp.
    »Tja … schön, schön. Dann ist ja alles in bester Ordnung. Nun, mein lieber Madhrab. Ich will nicht verhehlen, dass ich lange darüber nachgedacht und mir in langen schlaflosen Nächten den Kopf zerbrochen habe, bevor ich Euch den Ruf erteilte. Und ich hatte meine Zweifel daran, ob Ihr meiner Einladung folgen würdet. Ihr hattet jeden Grund dazu, meine Bitte zurückzuweisen. Tja … aber Ihr seid gekommen. Worüber ich mich umso mehr freue.«
    »Ich folgte Eurem Ruf, weil ich es für richtig hielt.«
    »Das ist gut«, meinte Jafdabh, »tja … sehr gut sogar. Wie Ihrsehr wohl aus meiner Botschaft wisst, können wir jede erfahrene Hand im Krieg gegen die Rachuren brauchen. Und Eure in besonderem Maße. Ihr habt die Rachuren schon einmal geschlagen, und ich glaube fest daran, dass Ihr dieses Wunder noch einmal vollbringen könnt.«
    »Was macht Euch da so sicher?«, fragte Madhrab. »Ich glaube, Ihr steht mit Eurer Meinung ziemlich alleine da. Der Sieg in der Schlacht am Rayhin brachte mir weder Ruhm noch Ehre ein. Im Gegenteil. Ich musste mich als Verbrecher verurteilen lassen und eine harte Bestrafung hinnehmen, verlor dabei meine Familie und dreiundzwanzig Sonnenwenden meines Lebens. Ich bin alt geworden und im Kampf längst aus der Übung.«
    »Tja … das ist bedauerlich, obschon ich Euch das nicht gänzlich abnehmen will. Wir können das Geschehene nicht rückgängig machen und stehen tief in Eurer Schuld. Das ist wohl wahr. Wir alle, die wir heute die oberste Führung der Klanlande repräsentieren, können Euch versichern, dass wir die Intrigen ablehnen und das Urteil als ungerecht ansehen. Es ist an der Zeit, Eure Taten angemessen zu würdigen und Euren außerordentlich guten Ruf unter den Fürsten und in der Bevölkerung wiederherzustellen.«
    »Ich bin gespannt, wie Ihr das anstellen wollt.«
    Madhrab sah sich in der Halle des Regenten aufmerksam um und gewann den Eindruck, dass nicht alle Anwesenden die Ansichten Jafdabhs teilten. Im Gegenteil. Die Fürsten flüsterten angeregt untereinander, schienen sich in ihrem Eifer an einer Äußerung des Regenten zu stoßen. Sein Blick fiel auf die Gattin des Regenten, und er erkannte etwas in ihren Augen, ein kurzes gefährliches Aufblitzen nur, das ihn zur Vorsicht ermahnte. In ihrem Blick lagen Kälte und Hass verborgen. Was hatte Raussa gegen ihn einzuwenden? Madhrab versuchte sich zu erinnern. Sie waren sich nie persönlich begegnet und dochstand irgendein Ereignis zwischen ihnen, das Raussas Ablehnung begründen musste.
    »Tja … Ihr sollt Genugtuung erhalten für das, was Ihr erleiden musstet. Ich will Euch erheben und fürstlich entschädigen. Niemand soll Euch je wieder als Verbrecher brandmarken. Wenn Ihr uns gegen die Rachuren beisteht, gewähren wir Euch freie Hand. Ihr entscheidet, wie Ihr uns unterstützen wollt.«
    Jafdabh erntete für die letzte Bemerkung einen bösen Blick seiner Gattin, der Madhrab zwar auffiel, dem Regenten jedoch offenbar entging oder gleichgültig war.
    »Keine Entschädigung auf Kryson wird mir die verlorenen Sonnenwenden wiederbringen«, sagte Madhrab.
    »Tja … das hatte ich befürchtet. Was wäre, wenn ich Euch etwas anböte, was Euch längst gebührt?«
    »Ihr solltet wissen, ich bin nicht bestechlich, wie viele andere Eurer Handelspartner es womöglich waren.«
    »Versteht mich nicht falsch, Madhrab. Es geht mir nicht darum, Euch von meinen Wünschen

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