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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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Gesicht vor Augen ließ sich Sapius auf die Pritsche zurücksinken. Endlich hatte er die Ruhe, nach der er sich gesehnt hatte, und fand in den wohlverdienten Schlaf.

    »So hör mir doch zu, Darfas«, flüsterte Raussa aufgebracht.
    Der Diener wollte sich zum Gehen wenden, aber die Regentin hielt ihn am Arm fest und ließ nicht locker.
    »Ich werde das nicht tun, Herrin«, entgegnete der Erste Diener, »ich bin kein feiger Mörder und Ihr werdet mich nicht zu einem solchen machen.«
    »Niemand verlangt von dir, dass du einen Mord begehst. Wenn du die Essenz in das Essen Jafdabhs und Madhrabs gibst, soll es nicht dein Schaden sein«, sagte Raussa und hielt ihm die Phiole mit der dunklen Flüssigkeit erneut hin, deren Entgegennahme er so vehement abgelehnt hatte. »Ich werde dich fürstlich belohnen. Du wirst für den Rest deines Lebens nicht mehr arbeiten müssen. Such dir eine schöne Frau mit fruchtbaren Lenden und lass dir von ihr viele Kinder gebären. Das ist es doch, was du immer wolltest.«
    »Ich bin zu alt dafür«, erwiderte Darfas, »außerdem ist es nicht richtig. Es ist ein beträchtlicher Teil von Jafdabhs Vermögen, das Ihr mir anbietet.«
    »Sei nicht dumm und denk nach!« Raussa wurde angesichts des sturen Dieners ungeduldig, aber sie hielt sich zurück und versuchte sich zu beherrschen. »Du kannst mein Angebot nicht ablehnen. Oder soll ich Jafdabh eine Lüge auftischen und erzählen, dass die Kinder von dir und nicht von ihm sind? Erfährt er davon, wird er dir einen qualvollen Tod bereiten.«
    Darfas erschrak. Jegliche Farbe war aus seinem Gesicht verschwunden. Der Diener war fassungslos. Wie konnte sie ihm das antun nach all den Sonnenwenden, die er ihr treu gedient und stets zu ihr gestanden hatte. Wie konnte sie die Herkunft ihrerKinder verleugnen und ihren Anspruch gefährden? Eine solche Lüge würde ihr niemand abnehmen. Die Zeit, in der Darfas bei der Regentin gelegen hatte, lag weit zurück. Jedenfalls hatte sie ihn, lange bevor Jafdabh Raussa kennengelernt und zu seiner Gemahlin genommen, zuletzt vor ihrer Vertreibung durch Thezael, in ihre Laken geholt. Die Kinder konnten nicht von Darfas abstammen. Außerdem wiesen sie zu deutliche Ähnlichkeiten mit dem bald abdankenden Regenten auf. Allerdings war sich der Diener nicht sicher, wessen Worten Jafdabh am Ende glauben würde. Es war kein Geheimnis im Palast, dass Raussa den Diener einst in ihren Schoß gelassen hatte.
    »Das wäre gelogen«, wehrte sich Darfas, »Ihr würdet mich nur wegen Eures gekränkten Stolzes der Folter und Gefahr einer Hinrichtung aussetzen? Jafdabh würde solchen Gerüchten keinen Glauben schenken.«
    »O doch, das würde er, wenn er sie aus dem Mund der Mutter hört. Und du hütest besser deine unverschämte Zunge«, zischte Raussa wütend, »sonst lasse ich sie dir herausschneiden. Du bist immer noch mein Diener und mir zum Gehorsam verpflichtet. Es ist besser für dich, du tust, was ich von dir verlange.«
    »Ich kann das nicht, Herrin!«, lehnte Darfas erneut ab.
    »Natürlich kannst und wirst du!« Raussa ließ nicht von ihrem Vorhaben ab. »Vielleicht beruhigt es dich, wenn ich dir sage, dass sich in der Phiole kein tödliches Gift befindet. Du sollst meinem geliebten Gatten, dem alten Fettsack, und diesem dahergelaufenen Strolch von einem neuen Regenten nur einen Streich spielen. Die harmlose Rache einer enttäuschten Frau. Sagen wir … als Genugtuung für das, was sie mir angetan haben. Das wirst du mir sicher gönnen.«
    »Was befindet sich in der Phiole und welche Wirkung zeigt die Flüssigkeit?« Darfas starrte die Regentin durchdringend an.
    »Eine seltene Essenz aus Ragenwurz und Hilderkraut, sosagte mir der Händler, von dem ich die Phiole erstanden habe. Sie berauscht und regt die Sinne an. Jafdabh und Madhrab werden mächtig über die Stränge schlagen und sich bis auf die Haut blamieren, wenn sie davon gekostet haben. Sie werden sich unmöglich machen. Der ganze Hof, ach was sage ich, die ganze Stadt wird über sie lachen und ihre Taten verspotten. Nach zwei oder drei Horas soll die Wirkung abklingen und der Spuk vorbei sein.«
    »Sagt Ihr mir auch die Wahrheit?«
    Darfas war verunsichert. Er wusste nicht, ob er ihr glauben sollte. Ihr Racheplan hörte sich zwar übel, am Ende aber doch harmlos an. Der Spott würde zu ertragen und bald vergessen sein. Aber wenn sie ihn nur täuschte, um ihn als Werkzeug zu benutzen und ihren Gatten sowie Madhrab zu vergiften? Niemals würde er sich die Ermordung

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