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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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tatsächlich ein Lesvaraq sein, dann seid Ihr der Wahrung des Gleichgewichts verpflichtet. Wir Praister sind ein wesentlicher Teil dieser Macht. Tötet Ihr uns, gefährdet Ihr das Gleichgewicht.«
    »Genug geredet«, beendete Tomal das Gespräch und deutete auf seine Waffen, »wie wollt Ihr sterben? Durch das Schwert oder durch das Galwaas?«
    Konrael antwortete nicht. Der Lesvaraq würde ihn und seinesgleichen nicht verschonen. Stattdessen senkte der Praister resignierend den Kopf und gab einen tiefen Seufzer von sich. Tomal nahm Iskrascheer in beide Hände und schlug dem Praister mit zwei Hieben den Kopf ab.
    Der Lesvaraq sah sich im Gebetsraum um, untersuchte die Körper seiner Opfer auf Lebenszeichen und tötete jeden Praister, der noch atmete, zuckte oder einen Laut von sich gab. Kaum hatte er diese Arbeit beendet, machte er sich daran, den restlichen Tempel zu untersuchen. In der Bibliothek, Küche und in den Schlafräumen stieß er auf weitere Praister, die sich vor dem Angreifer versteckt hatten. Tomal kannte keine Gnade und verschonte niemanden. Anschließend legte er an mehreren Stellen im Tempel Feuer. Es gab kein Entrinnen. Sollte der Lesvaraq bei seiner Suche einen Praister übersehen haben, fand dieser spätestens im Inferno sein Ende. Tomal verharrte noch eine Weile vor dem Tempel, bis sich das Feuer durch das Gebälk fraß und mit einem Knall aus dem Dach schlug.
    Hell und hoch loderten die Flammen in den Himmel empor, als die ersten Balken krachten und ein Teil des Gebäudes einstürzte. Dunkler, beißender Rauch zog über das Fischerdorf in Richtung Meer und war weithin zu sehen. Der Lesvaraq hatte den Praistern ein erstes Zeichen seiner Macht gegeben. Zufrieden ging er Richtung Hafen, sein eigentliches Ziel in Angriff zu nehmen.
    Am Hafen des Fischerdorfs angelangt suchte sich Tomal ein noch intaktes Fischerboot mit einem Masten und einem frisch geflickten Segel aus. Er wählte ein kleines, aber stabiles Boot mit geringem Tiefgang, das er alleine gut steuern und segeln konnte. Ein ordentlicher Seemann hätte ihn ob seiner Wahl ausgelacht. Für einen stärkeren Seegang war die Nussschale kaum geeignet. Tomal war jedoch der Überzeugung, dass es, wenn es für die Fischerei geeignet war, für seine Zwecke ausreichen musste.
    Er löste die Taue vom Steg, stieß sich mit der im Boot liegenden Stange ab und setzte das Segel. Dann nahm er am Ruder Platz. Kaum hatte er sich gesetzt, kam ein Wind auf, der scharf in das Segel fuhr und aufblähte. Tomal musste Seil nachgeben, damit das Segel nicht riss. Schnell trieb der Wind das Boot über die Wellen. Tomal fühlte sich, als würden sie über die Wellen fliegen. Über Berge und durch Täler, denn die See war rau und die Wellen hoch. Aber er musste sich nicht anstrengen. Das Boot und der Wind trugen ihn beinahe wie von selbst vom Land weg.
    Der Lesvaraq beobachtete das Wasser und erblickte in einiger Entfernung die verdächtigen dreieckigen Flossen durch das Wasser pflügen. Moldawars. Tomal blickte über den Bootsrand nach unten. Neugierig beäugten weitere Raubfische das Boot aus der Tiefe, dessen Größe bestens in ihr Beuteschema passte. Für einen Moldawar wäre es ein Leichtes gewesen, das Boot anzugreifen und zum Kentern zu bringen. Aber zuTomals Verwunderung machten die Raubfische keinerlei Anstalten, sich dem Boot zu nähern. Im Gegenteil, entweder sie hielten in der Tiefe genügend Abstand oder sie umkreisten das Boot in einer sicheren Entfernung. Der Lesvaraq gewann hingegen den Eindruck, dass sie ihn zur Insel begleiteten, statt ihn vom Betreten derselben abhalten zu wollen.
    »Eigenartig«, dachte Tomal erstaunt, »nichts von dem, was die Klan und Blyss über die Insel erzählen, trifft zu. Es gibt keinen Sturm, der mich ans Land zurückwirft. Keine Wasserwand, die sich unüberwindlich aufbaut und mich ertränken will. Die Moldawar verhalten sich friedlich und zeigen keine Fresslust. Die Überfahrt scheint mir gerade so, als wäre ich vom Bootssteg abgeholt worden und würde nun zur Insel geleitet. Das Boot, der Wind und die Moldawars. Die Fische bilden eine Eskorte. Wollen sie mich beschützen?«
    Während der Überfahrt nutzte der Lesvaraq die Zeit, das Galwaas näher zu untersuchen. Er zerlegte die Waffe in ihre Einzelteile, reinigte das Rohr mit einer langen, schmalen Bürste und etwas Öl. Die übrigen Teile polierte er mit einem Tuch, bis sie blank waren. Das Zusammensetzen fiel ihm schwerer, weil er sich die Reihenfolge beim

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