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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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werden und ihm zu schaden.«
    »Tja … nun … damit müssen wir rechnen«, meinte Jafdabh, »aber dieser Umstand hätte einen entscheidenden Vorteil. Der Zorn des Feindes würde sich voll und ganz auf Madhrab richten. Wir könnten diese Schwäche der Rachuren – und es ist eine echte Schwäche – taktisch geschickt für uns nutzen. Während sie sich auf Madhrab stürzen, werden wir ihnen ungehindert in den Rücken fallen.«
    »Ich muss gestehen, du hast vorausgedacht. Aber dein Plan hat einen Nachteil. Er unterstellt, dass Madhrab tatsächlich zurückkommt und sich erneut überreden lässt. Wenn du mich fragst, wird er sich nicht einmal die Mühe machen, auf deinen Ruf zu antworten. Zu viel Schlechtes musste er in der Vergangenheit aus dem Hause des Regenten erfahren. Und ähnlich wie Yilassa hält er auch von dem ehemaligen Todeshändler Jafdabh nichts. Dein Aufstieg zum Regenten wird ihn nicht vom Gegenteil überzeugen«, bemerkte Renlasol, der seinen ehemaligen Herrn gut zu kennen glaubte.
    »Tja … wie auch immer. Ich denke, das ist eine Frage desAngebotes, das ich ihm unterbreiten werde«, schloss Jafdabh die Debatte.
    Ohnehin mussten Drolatol und Renlasol feststellen, dass Jafdabh ihre Ratschläge nicht mehr ohne Weiteres annahm. Sie hatten ihn weder davon abbringen können, die schweren Waffen in einem Krieg gegen die Rachuren einsetzen zu wollen, noch hatte er sich davon überzeugen lassen, auf einen Plan, der zwingend Madhrabs Einsatz vorsah, zu verzichten. Die jüngsten Entwicklungen am Hofe des Regenten bereiteten ihnen Kopfzerbrechen und stellte ihre Loyalität zu Jafdabh auf eine harte Probe. Lediglich für Drolatol würde der gedachte Widerstand nur eine theoretische Frage bleiben, denn er war Jafdabh bis zu seinem Tode auf Gedeih und Verderb zur Treue verpflichtet. Dieses ihn bindende und magisch besiegelte Versprechen würde er niemals brechen können. Es sei denn, Jafdabh entließe ihn aus seinen Diensten. Aber der Regent dachte nicht im Traum daran, ein ihm einmal gegebenes Versprechen bedingungsloser Treue zu lösen. Dem Meisterschützen war daher bewusst, dass er früher oder später die neuen Waffen benutzen musste.

    Die folgenden Tage im Kristallpalast waren von gedrückter Stimmung. Jafdabh wurde mit jedem Tag des Wartens auf die übrigen Fürsten unruhiger. Renlasol und Drolatol hingegen bereiteten die Rekrutierung weiterer Truppen vor. Aus der in Tut-El-Baya verbliebenen Leibgarde des Regenten wurden geeignete Frauen und Männer ausgewählt, die sich schon bald auf den Weg machten, neue Kriegerinnen und Krieger für die Truppen des Regenten anzuwerben. Ihnen blieb wenig Zeit. Sie mussten schnell und geschickt vorgehen, um in wenigen Monden genügend Kräfte für ein Verteidigungsheer zu sammeln. Zur gleichen Zeit musste die Ausbildung an den neuen Waffen sichergestellt werden.
    Skeptisch beobachteten die Generale den Aufbau von Jafdabhs Kriegsgerät. Bei aller Skepsis war das Luftschiff jedoch ein überaus beeindruckendes Gefährt. Jafdabh ließ es sich nicht nehmen, am Jungfernflug selbst teilzunehmen, und er bestand darauf, dass Drolatol ihn dabei begleitete. Das Luftschiff erwies sich in der Steuerung als träge, und es war schwierig, es bei stärkeren Winden in die gewünschte Position zu manövrieren. Der Flug war mit einer Segelschifffahrt während eines Sturms und heftigen Wellengangs durchaus vergleichbar. Ein stetes Auf und Ab, das die Passagiere kräftig durchschüttelte und ihre Mägen überforderte.
    Der Kapitän, der zugleich das Steuer übernahm, war nicht umsonst ein erfahrener Seefahrer. Sein Name war Murhab und er stellte einen von Jafdabhs langjährigen Getreuen dar. Viele Sonnenwenden lang hatte er die Gayaha, Jafdabhs Prachtschiff, sicher durch allerlei Stürme und schwer befahrbare Gewässer im Ostmeer gebracht. Doch nun vertraute ihm Jafdabh das Kommando über sein neues Schmuckstück an, und die Gayaha lag sicher vertäut im Hafen von Tut-El-Baya.
    »Ein solches Schiff braucht einen Namen«, stellte Murhab trocken fest, nachdem er mit dem Schiff wieder einigermaßen sicher gelandet war.
    Kaum eines der Besatzungsmitglieder oder der Passagiere des Jungfernflugs waren in der Lage, seinen Worten bewusst zu folgen. Sie waren allesamt grün im Gesicht und hatten Mühe, ihre Mahlzeiten bei sich zu behalten. Manche unter ihnen wären lieber gestorben, als noch einmal einen Fuß in dieses Gefährt zu setzen. Renlasol konnte sich ein schadenfrohes Lächeln nicht

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