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Kryson 04 - Das verlorene Volk

Titel: Kryson 04 - Das verlorene Volk Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Rümmelein
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kam, desto mehr gewann Vargnar den Eindruck einer Lichtgestalt, deren Konturen, von Sonnenstrahlen und Helligkeit umflutet, mehr und mehr vor seinen Augen zu verschwimmen schienen. Auf Rufweite einen Sicherheitsabstand wahrend, blieb Vargnar stehen und versuchte seine Augen an die blendende Erscheinung zu gewöhnen.
    »Ich bin erfreut, Euch und Euren Freund zu sehen, Felsgeborener«, rief die Frau mit einem Lächeln auf den Lippen. »Eine höchst seltene Begegnung, die mich und meinen Begleiter vor Neugier beinahe platzen ließ. Ich bin Kallya und dies hier ist mein Meister und Schüler Malidor.«
    Ihre Stimme war hell, freundlich und klar. Sie hatte nichts Abweisendes an sich.
    Malidor deutete eine Verbeugung an, verzog dabei allerdings keine Miene. Vargnar musterte die Fremden eingehend, soweit ihm dies möglich war. Sie machten keinen feindseligen Eindruck auf ihn. Aber ihre Erscheinung mahnte ihn nach wie vor zur Vorsicht. Es fiel ihm schwer, ihre wahren Absichten einzuschätzen.
    »Mein Name ist Vargnar, Sohn Königs Saragar und Prinz der Felsgeborenen des Nordens. Die Echse auf meiner Schulter ist ein Felsenfreund. Er hört auf den Namen Goncha.«
    »Was sucht ein Felsgeborener aus dem Riesengebirge im Südgebirge?«, fragte Kallya. »Wir waren mehr als überrascht, als wir Euch entdeckten. Schon seit einigen Tagen beobachten wir Euch und folgen Euren Wegen bis in die Stadt der seelenlosen Todsänger.«
    »Geschäfte«, antwortete Vargnar, ohne mehr als nötig von sich preiszugeben, »die mich zu meinen Brüdern und Schwestern des Südens führten.«
    »Geschäfte?«, hakte Kallya nach. »Ich frage mich, welche Geschäfte die Felsgeborenen wohl untereinander treiben mögen.«
    »Nichts, was für die Ohren einer Fremden bestimmt wäre. Es handelt sich um Angelegenheiten meines Volkes«, zeigte sich Vargnar stur.
    »Wie Ihr wollt«, antwortete Kallya mit einem beleidigten Unterton in der Stimme, »jedenfalls seid Ihr in dieser Totenstadt angelangt. Eine Schande, was mit den Tartyk geschehen ist.«
    »Da sind wir ganz einer Meinung«, stimmte Vargnar der Bemerkung Kallyas zu.
    »Ihre Macht, mein Herr. Ich habe sie erkannt. Sie ist ein Lesvaraq«, hörte der Prinz plötzlich die Stimme seines Freundes Goncha in seinem Kopf.
    »Bist du dir sicher?«
    »Absolut. Sie ist es, nach der wir gesucht haben. Sie ist der Lesvaraq des Lichts, Herr. Ihr müsst Euch ihr öffnen, wenn wir uns dem Tag anschließen wollen.«
    »Ihr redet über mich?«, unterbrach Kallya das für fremde Ohren unhörbare Gespräch des Felsgeborenen mit seinem Freund.
    »Vergebt mir die Unhöflichkeit«, sagte Vargnar, »Goncha redet in Gedanken mit mir. Er kann sich leider nicht direkt mit Euch unterhalten. Ihr müsst meine Zurückhaltung entschuldigen. Eure Erscheinung hindert mich daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Die Macht, die Euch umgibt, ist ungewohnt. Wir befinden uns im Süden, weil wir uns Euch anschließen wollen. Das Volk der Felsgeborenen dient dem Lesvaraq des Lichts.«
    »Das ist eine erstaunliche Neuigkeit«, Kallya hob überrascht eine Augenbraue, »zum ersten Mal in der Geschichte Krysons entsagen die Burnter der Dunkelheit und bieten ihreUnterstützung dem Licht an. Ich bin unschlüssig. Dürfen wir das Angebot annehmen? Was denkst du, Malidor?«
    »Wenn sie es ehrlich meinen, spricht nichts dagegen«, antwortete der Magier. »Die Altvorderen konnten sich während eines Zyklus des Gleichgewichts von jeher frei entscheiden und ihre Wahl für oder wider eine der beiden Seiten treffen. Haben sie ihre Wahl allerdings einmal getroffen und der Lesvaraq nimmt diese an, sind sie für die Dauer des Zyklus daran gebunden. Wir sollten sie auf die Probe stellen.«
    »Woran denkst du?«, fragte Kallya.
    »Wer sich an einen Lesvaraq binden möchte, sollte seine Treue beweisen. Ich stelle mir vor, der Felsgeborene könnte mit seinen Fähigkeiten etwas sehr Nützliches für uns in Angriff nehmen.«
    »Und was wäre das deiner Ansicht nach?«, lächelte Kallya, die sehr wohl wusste, worauf Malidor hinauswollte.
    »Ich denke, es ist kein Zufall, dass wir uns in Gafassa begegnen«, fuhr Malidor fort. »Die Todsänger sind eine Gefahr für das Gleichgewicht. Wir müssen sie unschädlich machen. Der Felsgeborene wäre möglicherweise in der Lage, uns hierbei behilflich zu sein. Bedauerlicherweise lassen sich die seelenlosen Geschöpfe nicht töten und widerstehen unserem Einfluss. Allerdings kann ich fühlen, dass dieses kleine, überaus schlaue

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